Zwischen Plüsch und Ambition

Der Weiße Hirsch ist Dresdens ehemals nobelstes Viertel, das mit dem Krieg etwas an Glanz verloren hat. Die Villa Herzog holt etwas vom alten Dresden ins 21. Jahrhundert. Die einen nennen es Kitsch und Plüsch, die anderen sind begeistert ob der stilvollen Einrichtung. Beide mögen sich an Uromas „Bestes Zimmer“ erinnern und daran, wie Uroma kochen konnte.
Ute Herzog, eine ehemalige Lehrerin, kocht auch. Sogar im Fernsehen – das hat Uroma nie geschafft (unter anderem, weil es damals ja gar kein Fernsehen gab).

Ute Herzog kocht ambitioniert, die Küche lässt sich aber nicht genau einordnen: Ein bisschen sächsisch manchmal, ein wenig südfranzösisch, gar mediterran. Sie probiert immer mal wieder Neues, und es schmeckt gar nicht plüschig: Wunderbares Chutney zur Pastete von der Wachtel mit einem Wachtelei, sehr aromatische „Gelackte Perlhuhnbrust mit Frischkäsekräuterfüllung auf Bärlauch-Spaghettini“.

Ulrich Herzog im Service ist ein unkomplizierter, stiller Berater – was man von der zwischendurch immer wieder bedienenden Fachkraft nicht sagen kann: Sie überschüttet den einsamen Gast mit Phrasen á la „Schon mal Appetit geholt“ oder „eine kleine Sünde zum Abschluss?“…

Villa Herzog
Bautzner Landstr. 41
01324 Dresden

Restaurant hat im Mai 2002 geschlossen!

Recherche-Beitrag für „Der Feinschmecker“ · Stand 5/2001

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