Die schönste K-Stadt der Republik

Lange ist’s nicht her, da sinnierte ganz Deutschland kürzelhaft über die „K-Frage“. Ganz Deutschland? Nein! In der schönsten K-Stadt der Republik gab es nämlich schön längst eine Antwort: K steht für Kirchen, Karneval, Kölsch und Kunst. Vielleicht auch noch für „Klävschmölzje“, was Mundart ist und soviel meint wie „lustige Gesellschaft von Trinkern, die sich nicht zum Heimgehen entschließen können“ – eine eher umständliche hochdeutsche Umschreibung für so einen einfachen Tatbestand…

Im Szeneköln verschwindet das gute Dutzend Kölschkneipen schnell hinter anderen – wobei man immer wieder bei Bewährtem wie „Früh“ oder „Päffgen“ landet, wenn sie des In-Kneipen-Bummels überdrüssig ist und einfach nur abtauchen will. Was angesagt ist, kann schnell wechseln. Viel versprechend ist das „Baracuda“ im Belgischen Viertel. Hier geht man hin, obwohl eine flüchtige Beschreibung der Einrichtung (Plastiksofas und Topfpflanzen) eher abschreckend wirkt. Die Cocktails entschädigen, und wer gern Leute aus der Medienbranche trifft, ist hier richtig.

Wer gerne mehr ausprobieren möchte, sollte ins Friesenviertel gehen. Früher als Rotlichtdistrikt nur in gewissen Kreisen beliebt, mausert sich der Stadtteil gerade zum Ausgehviertel schlechthin. Pflichtbesuche bitte beim „XX Dos Equis“ und „Lover’s Club“, der direkt anschließt. Hier finden auch Kunst-Events statt, so etwa eine Kunstversteigerung anlässlich der Art Cologne.

Überhaupt: die Kunst. Drei große Messen pro Jahr, etliche sehenswerte Museen. Die Zahl der Galerien liegt um die hundert, die Bandbreite von extrem etabliert bis zu „kaum da, schon wieder weg“. Kein Wunder, dass hier Deutschlands erste wirkliche Bananenrepublik entstehen konnte. 1986 begann ein damals noch Unbekannter, die krumme gelbe Frucht überall dort an die Wand zu sprayen, wo er Kunst vorzeigenswert fand. Natürlich regten sich damals alle auf, die eine Banane hatten, bis die Kunst zu wirken begann: Irgendwann regte sich nur noch auf, wer keine Banane hatte. Mittlerweile gilt die Banane als Gütesiegel, und der zudem anonyme sprayende Künstler hat sich 1991 geoutet. Er macht heute noch in Bananen, was nicht mehr wirklich hip ist. Wenn’s das sein soll, dann muss man nämlich einfach in die Galerie von Otto Schweins gehen, wo ein feinsinniger Kunstkritiker schon vor sechs Jahren den „einmaligen Mief der Moderne“ festzumachen glaubte und konsequenten „Sehmalschutz“ forderte…

Ulrich van Stipriaan

Veröffentlicht in: Madame 3/2002

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