Villa Esche, Chemnitz

Chemnitz leidet immer noch ein wenig unter dem Karl-Marx-Stadt-Image – dabei hatte die Stadt durchaus bessere Zeiten gesehen. Johann Esche ebnete vor mehr als 250 Jahren mit der Erfindung des ersten funktionstüchtigen Strumpfwirkstuhls den Weg zur Textilindustrie, die Chemnitz Anerkennung und Wohlstand brachte. Vor genau hundert Jahren beauftragte ein Nachfahre des genialen Erfinders den nicht minder genialen belgischen Maler, Designer und Jugendstil-Protagonisten Henry van der Velde mit dem Entwurf einer Villa, Parkanlage inklusive.

Das Haus hat die übliche aufregende Geschichte nobler Villen im Osten hinter sich, mit befremdlicher Nutzung, Verfall und kostspieligem Wiedererwachen aus dem Dornröschenschlaf. Als Museum bringt es das Multitalent van de Velde auch Nicht-Spezialisten nahe, und als Restaurant in der Remise mit Terrasse am Park verzückt es den in dieser Gegend nicht durch üppige Angebote verwöhnten Feinschmecker.

Die Karte liest sich gut – am liebsten möchte man alles probieren! Da das nicht möglich ist, entschieden wir uns für das „Duftmenü“ und waren von der Rehpastete mit Babyfeigen nicht so angetan wie der sehr redselige Patron des Hauses, den viele Chemnitzer noch aus dem „Lobster’s“ kennen. Wunderbar saftig und schmackhaft gewürzt hingegen das Steinbuttfilet, ein erinnerungswürdiges Geschmackerlebnis auch die Karotten-Koriandersuppe oder die Lammhüfte mit Tomatenbutter. Und wäre zum Schluss nicht der Küchenchef gekommen, um im Plausch mit den Gästen die Kollegen andernorts schlecht zu machen, wäre die Küche rundum in guter Erinnerung geblieben. So bleibt ein fader Nachgeschmack…

Villa Esche
Parkstraße 58
09120 Chemnitz

Telefon 03 71 / 2 36 13 63

www.villaesche.de

Täglich mittags und abends, gängige Karten

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