Tee, Theelacht und Wohnkultur aus alten Tagen

Altes rathaus Norden
Foto: Gerhard Klaffke (ehem. Leiter der Bildstelle in Norden)

Heimatmuseen haben häufig den Ruch des Muffigen, und meistens bedarf es einiger Überredenskunst, die komplette Familie zum Besuch zu bewegen. Manchmal, aber nur manchmal, endet so ein Besuch dann mit einem heftigen “Siehste, hab’ ich doch gleich gesagt!”. In Norden dürfte das nicht passieren: Es ist abwechslungsreich und spannend gemacht.

Das Heimatmuseum ist in einem geschichtsträchtigen Haus untergebracht – dem Alten Rathaus von 1542, dessen Gewölbe sogar bis ins 13. Jahrhundert zurück reicht. Abgetretene Bohlen, schiefe Wände, durchhängende Deckenbalken, interessante Ausblicke – allein das Haus ist (wenn man sich für so etwas interessiert) sehenswert. Das Innenleben hat es auch in sich: Gezeigt werden Handel, Handwerk, die Wohnkultur des 18. und 19. Jahrhunderts und alte Deichbaugeräte.

Ein Kapitel für sich ist die Theelkammer. Das ist der Versammlungsraum der Theelacht, wohinter sich die weltweit älteste bäuerliche Gemeinschaft auf genossenschaftlicher Basis verbirgt („Theel“=Anteil, „Acht“= Genossenschaft).

Die Theelacht ist über 1.111 Jahre alt, wobei man genaue Daten nicht hat: Eine Schlacht um 884, in die die Norder mit Genehmigung des Erzbischofs Rembertus von Bremen gezogen waren und siegten, war der Ausgangspunkt für den – salopp gesagt – ältesten Verein der Welt. Zum Dank erhielten die Friesen ein Stück Land, aber eben nicht einer, sondern alle. Bauern konnten Land pachten und vererben, was bis heute so passiert.

Der Versammlungsraum der Theelacht im alten Rathaus ist leider nicht immer geöffnet – wer also die Möglichkeit zur Besichtigung hat, sollte sie nutzen!

Außer dem Versammlungsraum der Theelacht und dem Heimatmuseum befindet sich in dem alten Haus auch noch das Teemuseum – das einzige in Europa. Wo auch sonst sollte so ein Museum stehen? Die Ostfriesen sind nämlich Weltmeister im Teetrinken: Obwohl sie noch nicht einmal 2 Prozent der Bevölkerung der Bundesrepublik stellen, werden in Ostfriesland 25 Prozent des gesamten deutschen Teeimports verbraucht. Der Verbrauch pro Kopf beträgt pro Jahr 3,5 kg (zum Vergleich: im übrigen Bundesgebiet ca. 200 Gramm). Der gern gehörte Spruch “Dreimal ist Friesenrecht” bezieht sich also auch auf nichts anderes als die Tatsache, dass bei einer Teerunde drei Tassen (allerdings die kleinen!) Tee getrunken wird.

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