Vergnügliche Arbeit?

DCF 1.0

Denke keiner, dass eine Weinprobe eine wirklich vergnügliche Angelegenheit sei. Schon wenn es gilt, acht Weine zu verkosten: Da bleibt die Kehle besser gleich trocken! Riechen am Wein, ja klar. Kommentare abgeben dazu: Natürlich („Sagen Sie einfach ‚Apfel‘ bei Weißwein und ‚Kirsche‘ oder ‚Schwarze Johannisbeere‘ bei Rotwein – und schon sind Sie als Kenner geoutet! Aber Sie haben dann auch die Arbeit, in Zukunft immer – als Kenner! – den Wein bestellen zu müssen!“ empfiehlt Master Sommelier Hendrik Thoma – zu dem später mehr)! Ein mittelgroßer Schluck folgt, ganz sicher. Und der wird gekaut wie ein zähes Steak, nur genussvoller. Aber dann: Nix gluck gluck weg isser – sondern mit Schmackes oder dezent, je nach Temperament und Situation, ausgespuckt, was sonst die Kehle durchspült.

DCF 1.0Wir sind bei einer Weinverkostung, keine Frage. Weine aus Portugal stehen auf dem Programm. Der Verkostung erster Teil ist mit einem Vortrag garniert, den eben jener Hendrik Thoma so fabelhaft hält, dass man ihn manch professoralen Powerpoint-Folienablesern als Lehrer an die Seite stellen sollte. (Warum übrigens das Louis C. Jacob, in dem Thoma als Master Sommelier beschäftigt ist, ihn beharrlich falsch „Henrik“ nennt, müssen wir später einmal klären.)

Wir lernen Portugal so kennen, wie es sich die Erdkundelehrer nie getraut haben: Nett. Es gibt nicht nur Gegenden, sondern Anbaugebiete – acht große für Landweine, neun kleinere für IPC (Weine mit geregelter Herkunftsangabe) und 23 feine (mit kontrollierter Ursprungsbezeichnung). Auch Portugal hat (wie Nachbar Spanien) neben seinen roten einige überraschende Weißweinreben – überraschend, was die Qualität der Weißweine anbelangt. Wer einen sieht: Auf Verdacht kaufen / bestellen. Es könnte sich lohnen.

Acht Weine hat Hendrik Thoma vorgestellt, aus acht Regionen. Der Mann hat nicht nur unendlich viel Ahnung vom Wein, sondern gibt seine (Er-)Kenntnisse auch weiter – und wie: Locker, schlau und immer das Publikum im Sinn. Wenn er mal am gerade Gesagten zweifelt, dann greift er zu den Notizen, liest und sagt, beispielsweise: „Da hab‘ ich Blödsinn gelabert. Richtig ist…“ und so weiter. Wunderbar! So souverän, so selbstverständlich! Man möchte ihm zuprosten und einen guten Schluck trinken, vor allem von der Nummer fünf („Weltklasse! Auch das ist Portugal“), ein 2000er Alentejo Reserva. Aber sind ja zum Lernen und Probieren hier, nicht zum Genießen. Also spucken wir’s gemeinsam aus…

[Weine aus Portugal, vorgestellt in Stuttgart, Dresden und Köln vom Handels- und Touristikamt icep]

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