Streiten bis zum Bussi

Gomerisches Tagebuch (11)

Hafen von Vueltas

Da stehst du nun im Hafen von Vueltas und hast wieder die Wahl: Hier bleiben und an den Strand oder in die Hafenkneipe gehen? Weiter Richtung Schweinebucht (die heißt wirklich so!) wandern und den Fruchtgarten der Schraders besuchen oder sich bei den Baghwans in der Bucht von Argaga erleuchten lassen? Oder ganz anders über La Puntilla bis La Playa laufen, um dort bei der legendären Maria einen Absacker zu nehmen und auf das Spektakel des Sonnenuntergangs zu warten?

Fürs Erste geht’s am Meer entlang nach La Playa, und vielleicht noch ein wenig weiter – mal sehen. La Puntilla, das kleine Kap, habe ich bereits beschrieben – wir haben dort bei beiden Gomera-Aufenthalten gewohnt, weil man es nicht weit zum Hafen und nicht weit zum Baden hat und (von unserem Appartement aus zumindest) direkten Blick aufs Meer hat. Den Krach der Brandung verschweigen romantisierende Schreiberlinge gerne, weswegen er auch hier nicht erwähnt werden soll. Spannend ist es allerdings, am Morgen den Grapschern zuzusehen. Diese ehrenwerte Männer riskieren nasse Füße und fitschen mit der Hand aus den Pfützen im Meer, was abends auf der Karte der Fischrestaurants steht und lecker ist. Eine mühsame Plackerei, die den Preis der Leckereien erklärt!

Den Weg durchs Meer sollte man bitteschön nur bei Ebbe wählen – das Wasser kann schneller steigen als man denkt, und hastenichtgesehen ist man nassen Fußes vom Wasser umzingelt. Gar nicht auszudenken, was da passieren kann, wenn die Krebse und Krevetten sich für das morgendliche Eingesammeltwerden rächen! Außerdem ist es ungesund, im Salzwasser zu ertrinken, weswegen wir die Straße entlang gingen.

Vorbei geht’s an einer kleinen Hotelanlage, die wir vom morgendlichen Brötchenholen kennen. Die Leute essen dort im Souterrain, wie man den ausgebauten Keller in Prospekten nennt. Ich finde es immer lustig, wenn die Leute über den Tellerrand schauen und unsere frisch geduschten Füße erst hin und dann – schon nicht mehr ganz so frisch – her schlendern sehen. Aber ansonsten sind die Hotel und Wohnanlagen in La Puntilla klein und unauffällig, kein Vergleich zu Bettenburgen anderer Inseln.

In den kleinen Geschäften der Nebenstraßen kaufen natürlich auch die ausgewanderten deutschen Neugomeros ein. Manchmal kann man auf offener Straße schöne Gespräche mitbekommen, so wie dieses zwischen Helga und Sabine. „Tschüs, meine Liebe!“ – „Ja, ciao, bella!“ – „Du, was ich noch sagen wollte: Das fand ich gestern echt nicht toll!“ – „WIe, verstehe ich nicht, was war denn dabei?“ – „Hätt‘ ich nicht von Dir erwartet, echt nicht!“ – „Aber ich wollte doch nur…“ – „Nichts wolltest Du, echt mal, das war eine Riesensauerei! Du hättest mich doch auch einladen können!“ – „Nee, Du, das ist jetzt echt nicht fair! Du weißt doch genau, dass das nicht ging!“ und so weiter und so weiter – alternativer Zoff auf höflicher Basis, steigerungsfähig bis zum – Bussi am Schluss, was sonst?

Was muss man noch über La Puntilla wissen? Dass es da einen Wandershop gibt, indem es einschlägiges Zubehör und Wanderführer gibt. Rucksäcke und Schuhe zu marktüblichen Preisen, die Wanderführer eher etwas überteuert: Um die 30 Euro bei Gruppengrößen bis zu 16 Personen. Aber wer’s mag, kann ja gerne mitmachen!

La Playa ist das touristische Sammelbecken des Valle. Noch in La Puntilla aber mit Blick auf die Bucht von La Playa liegt das Hotel Gran Rey, im Ort selbst gibt es auch noch etliche Unterkünfte – und Maria: das ist DIE Institution am Orte. Mit Restaurant / Bar und Unterkunft – wobei wir das essen dort nicht probiert haben, weil es, naja, nicht soooo überragend aussah, was an den Nachbartischen serviert wurde. Aber der Wein war in Ordnung, und die Sonnenuntergänge bei Maria sind einfach ein Muss. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte…

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