Von Posada nach Cala Gonone

Geschichten aus Sardinien (5)

Posada

Weiterfahren! Dieses Mal gar nicht so weit, denn das nächste Ziel ist Posada. Man kann die Stadt nicht übersehen, denn sie liegt (wenn man wie wir südlich fährt: linker Hand) auf einem Hügel, der zudem auch noch mit einer Burg gekrönt ist. Die Burg trägt den wunderschönen Namen „Castello della Fava“ – Saubohnenburg. Kein normaler oder gar typischer Name für einen mächtigen quadratischen Steinturm! Wie konnte es also dazu kommen?

PosadaDie Leute von Posada (etwas über 2.600 Einwohner hat die Stadt, aber nicht alle leben im alten Teil) erzählen gerne die Geschichte von der Taube, die wir so oder so ähnlich (allerdings meist mit Hunden oder Schweinen) schon oft gehört haben. In Stichworten: Belagerung (hier: durch sarazenische Piraten), Feind will Posada aushungern, Leute von Posada greifen in die Trickkiste: Füttern Taube mit Saubohnen. Taube fliegt zum Feind. Feind schlachtet Taube, sieht die vielen Bohnen – und gibt entsetzt auf: Wenn die noch so viel in ihre Tauben stecken, dann werden sie selbst noch genug haben. Schöne Geschichte, immer wieder!

Castello della FavaTauben haben wir gar nicht gesehen, aber dafür Bauarbeiter. Sie bauen an der engen Straße, die hoch zum Turm führt. Es sieht so aus, als ob sie das Kopfsteinpflaster gegen Beton austauschen – ein schlechter Tausch, was das Ambiente anbelangt. Und sicher ein guter für die Rutschfestigkeit an den steilen Wegen. Wir wählten die alte Kopfsteinvariante, passierten ein altes Stadttor und wurden Dank dreisprachiger Hinweisschilder (italienisch, englisch, sardisch) immer bestens informiert, was zu sehen ist. Vorbei am Dichterplatz, auf dem bis in die 1960er Jahre in der Woche nach Ostern Poeten zum Wettbewerb antraten, durch das Stadttor hoch zur Burg.

KircheDirekt vor dem Eingang ins Burgareal steht die Kirche – beide aus dem 12. Jahrhundert. Die Kirche steht noch, von der Burg blieb nur ein Turm, den man allerdings besteigen darf. Es lohnt sich, denn von oben gibt es einen wahrlich gigantischen Rundumblick, und man kann gar nicht anders als die Landschaft rund um Posada mit den Feldern und dem mäandrierenden Fluss (der auch Posada heißt und 13 Kilometer weiter im Landesinneren zu einem großen See aufgestaut ist) liebreizend zu nennen. Eigentlich müsste man mehr Zeit haben für Stadt und Umgebung! Zeit aber haben wir aber nicht im Überfluss, weswegen wir nur noch einen kurzen Abstecher zu den beiden Seen machen, die wir von oben gesehen hatten. Sehr romantisch…

Capo CominoWeiterfahren! Die SS125 führt zuerst am Meer entlang, biegt dann aber ab ins Landesinnere. Aber nicht weit ist es bis zu einer Abzweigung zum Capo Comino. Wir waren nicht die einzigen, die den Weg wählten – aber die meisten hielten schon drei Kurven vor dem eigentlichen Capo, weil da ein Restaurant war und auch der famose Sandstrand. Wir haben das einfach mal ignoriert und fuhren bis zum Leuchtturm und waren somit am östlichsten Zipfel von Sardinien – wenn das nichts ist! Am Leuchtturm werkeln sie herum, so dass er eingerüstet da steht, aber die Felsen und das Meer, der Wald und die Blütenpracht sind ja von der Renovierung ausgeschlossen. Die Straße endet am Leuchtturm (auch wenn Karten, z.B. bei Google Maps oder in meinem GPS) etwas anderes zeigen. Also geht’s den gleichen Weg zurück – dem Ziel Cala Gonone entgegen. … doch zuerst gibt’s eine nette Umleitung. Bei der zu Recht unbekannten Ortschaft Sas Linnas Liccas ging’s schildweisungsgemäß ab in die sardische Walachei. Na gut, lernen wir auch Feldwege kennen, die uns sonst erspart geblieben wären! Ganz schön staubige Angelegenheit. Unschuldige Bäume mussten ihr Grün geben und hüllten sich in aufgewirbeltes Weiß. Marmorstaub? Dort in der Gegend gibt es jedenfalls einschlägige Fabriken. Sie sehen gigantisch aus mit den großen Marmorblöcken – aber trotz des unschuldigen und schönen Weiß ist es eben auch nur eine dreckige Industrie. Auf dem Weg hinter Orosei machen sie ganze Berge platt. Nie wieder Marmor!

Cala GononeGleich sind wir da: Dorgali wird quasi innerstädisch umfahren, nicht weit hinter der Stadt führt ein Tunnel durch die Berge. Es mutet an wie eine Kopie des Valle Gran Rey auf La Gomera: Man kommt durch den Tunnel von der Landseite des Berges und sieht hinunter bis ans Wasser. Eine Straße windet sich bergab, speziell als Beifahrer möchte man gerne kotzen – tut es aber nicht, weil es viel zu schön ist. Unten liegt Cala Gonone, für die nächste Woche unser Domizil. Aber das ist eine andere Geschichte.

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