Gelungene Vermählung zweier über 300jähriger

Weinlunch

Der Silvaner wird in diesem Jahr 350 Jahre alt – das Gasthaus zur Post in Ladbergen feierte vor einem Jahr sein 365jähriges. Die beiden Alten trafen jetzt erstmals aufeinander – und es war eine gelungene Vermählung beim ersten Weinlunch im Gasthaus, bei dem mit dem Weingut am Stein aus Würzburg ein würdiger Silvaner-Vertreter zu Gast war.In der familiären Atmosphäre des Gasthauses begann der Lunch mit einem Empfang im Garten. Dort gab es den beliebten Dreiklang aus Aperitif, Fingerfood und Smalltalk. Der ausgeschenkte 2007er Silvaner Brut war eine prickelnde Einstimmung, und erstmals (aber nicht zum letzten Mal an diesem Mittag) hörte man ein verstohlenes „DAS soll Silvaner sein?“.

Ja – das war Silvaner. Bis in die 70er Jahre war die Rebe weit verbeitet in Deutschland, mit rund 30 Prozent Marktanteil. In dieser Zeit haben Weintrinkerinnen und Weintrinker nicht immer die besten Erfahrungen mit dem Silvaner gemacht – die Weine schmeckten oft beliebig, hatten keinen Charakter. Wer schon damals nicht irgendeinen Silvaner getrunken hatte, sondern – pardon: – einen guten, ist der Rebe treu geblieben. Und wahrscheinlich auch den Winzern oder Lagen, von denen der Silvaner weiland kam.

Am 10. April 1659 wurde erstmals nachweislich Silvaner in Deutschland gepflanzt – im fränkischen Castell. 1665 pflanzte Alberich Degen, Abt von Kloster Ebrach, erstmals eine Silvaner-Rebe in der Weinberganlage „Würzburger Stein“. Und genau von dort kamen die Weine des Weinlunches. Ludwig Knoll und sein Team bewirtschaften unter anderem den Würzburger Stein – eine Steillage mit 30 bis 80 Prozent Hangneigung! Silvaner macht 25 Prozent der Rebsorten auf den insgesamt 24 bewirtschafteten Hektar aus – Tendenz steigend.

Als fachkundigen Vertreter des Weinguts konnte Günther Haug vom Gasthaus zur Post den Winzer und Vertriebsleiter Christian Lau begrüßen. Der kommt aus Hamburg und führte nicht nur mit viel Fachwissen, sondern auch mit fabelhaftem norddeutschen Humor durch das Menü (Kostprobe: „Eine unserer Lagen ist der Stettener Stein. Goethe kam dort nicht vorbei. Da sind wir stolz drauf!“). Von Lau konnten die Gäste – allesamt nicht unerfahren, was Wein und Genuss anbelangt, noch hinzulernen. Seine Beschreibungen waren nachvollziehbar und, wie ein Gast im Gespräch bemerkte, „nicht so blumig in der Wortwahl“. Mein Lieblingsausdruck: die „vinophile Ernsthaftigkeit“, die Lau dem 2008er Würzburger Stein, Silvaner Kabinett trocken, attestierte.

Den Kabinett gab’s zu einem Risotto mit Pfifferlingen und gebratener Wachtelbrust – die mit dunkler Sauce serviert wurde und gleich die Frage aufwarf: Ob das wohl gut gehen würde? Nur Zweifler am Tisch – außer dem Winzer, natürlich, denn der ahnte schon, was die anderen dann schmecken sollten: Es geht! Nein: Es geht sogar bestens! Die klare Eleganz des Weines harmonierte perfekt mit dem Gericht, das, so ganz nebenbei, gerne zweimal hätte serviert werden können, so gut war es mit perfektem Risotto und feinen Pfifferlingen.

Was nichts, aber auch gar nichts gegen den Rest des Menüs spricht:

Carpaccio vom Yellow fin tuna mit gefüllter Roma-Tomate
2007 Silvaner, trocken

Cremiges Risotto mit Pfifferlingen und gebratener Wachtelbrust
2008 Würzburger Stein, Kabinett, trocken

Kaninchen und Taschenkrebs, mediterranes Gemüse, Polenta
2007 Würzburger Stein, Spätlese trocken

Mille Feuille von der Himbeere
Trester vom Silvaner, Barrique

Gasthaus zur Post
Dorfstr. 11
49549 Ladbergen
Tel.: +49 5485 93 93 0
http://www.gastwirt.de

[Besucht am 9. August 2009]

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