Trüffel auf der Elbe

Im Kahnaletto sind Küche und Weinkarte italienisch inspiriert

Das Wortspiel setzt ein wenig lokale Kunstkenntnis voraus – aber wer im Kahnaletto sitzt, hat die vielleicht und weiß, dass Canaletto der Künstler war, der im 18. Jahrhundert im Auftrag des sächsischen Hofes so wunderschön realistische Bilder malte. Seinen “Canaletto-Blick” mit dem Dresden-Panorama kennt man in Dresden natürlich; deutlich erkennt man am linken Elbufer unterhalb der Kathedrale ein Schiff vor der Augustusbrücke. Seit 1994 liegt die Marion dort: Rechts Theater, links Restaurant. Die Kombination ist schon deswegen gut, weil man vor und nach dem Theater es nicht so weit zum Essen hat!

Man kann natürlich auch ohne Theaterbesuch ins Kahnaletto gehen, um die italienisch geprägte Küche zu genießen. Die Lage (nicht an, sondern auf der Elbe) ist grandios, man sitzt nahezu auf Wasserspiegelhöhe mit Blick auf die Neustädter Seite oder (wenn man einen landseitigen Tisch erwischt hat) mit Blick auf die Hofkirche.

Die Gerichte wechseln häufig, eine feste Karte lohnt nicht: Tafeln mit den jeweiligen Tagesangeboten werden an den Tisch gebracht. Einige Gerichte gibt es wahlweise als Vor- oder Hauptspeise, außerdem kann man fast immer mit den kompetenten und netten Servicekräften über Größen und Detailzusammensetzungen des Angebots reden – so sollte es eigentlich immer sein.

Derzeit sind Trüffelwochen auf dem Kahn – die wunderbaren Duft verströmende Köstlichkeit aus dem Piemont mussten wir also probieren! Wie sie so fein gehobelt auf Fettucine und Rührei dahergeduftet kommt, ist das schon ein Erlebnis für die Nase. Nudeln mit Butter, Rührei und Trüffel sind sowieso ein einfaches Quartett, das kaum zu schlagen ist. Auf der sämigen Kartoffelsuppe roch und schmeckte die Albatrüffel auch – aber die Geschmackskombination war eben nicht so perfekt! Ganz und gar nicht in Ordnung war die Temperatur beider am Tisch servierten Suppen, die obendrein so schnell kamen, dass noch nicht mal der Wein am Tisch entkorkt war.

Große Diskussion löste die Tellerrand-Dekoration am Tisch aus: Atomisierte Möhrenwürfel begleiteten uns vom Schmalzteller zum Brot vorweg (köstlich übrigens, das Schmalz!) über die Suppe bis zum Hauptgang. Warum machen die Köche so etwas Einfallsloses?

Zum Hauptgang gab’s Lombardischen Wildschweinbraten – auf recht kleinem Teller in drangvoller Enge angerichtet, aber dessungeachtet dennoch geschmackvoll. Lediglich die dazu gereichten Parmesanknödel erwiesen sich als eher freudlos im Mund. Aber mit dem Tirami Su al Limone zum Abschluss riss die Küche alles wieder raus. Frisch, leicht – mehr davon!

Die Weinkarte passt übrigens nicht auf eine kleine Tafel – sie ist umfangreich und verzeichnet, was sicher keinen wundert, viele Italiener, aber auch einige Sachsen und Proben aus anderen Regionen: nicht die preiswertesten Weine, aber alle gut und etliche auch offen serviert.

Restaurant Kahnaletto
Terrassenufer / Augustusbrücke
01067 Dresden

Tel. 0351 / 495 30 37
www.kahnaletto.de

Öffnungszeiten: Di – So 12 – 15 Uhr und 18 – 24 Uhr

[Besucht am 14.12.2009 | Veröffentlicht am 17.12.2009 in PluSZ, Beilage der Sächsischen Zeitung | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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