Fleischlos glücklich

In der Dresdner brennNessel kommen nicht nur Vollzeitvegetarier auf ihre Kosten

brennNessel

Wer sich einmal – meist unfreiwillig – in die Nesseln gesetzt hat, ist in der Regel nicht begeistert. Warum müssen die auch so brennen? Wer sich allerdings – meist freiwillig – in die brennNessel gesetzt hat, bleibt da sitzen und kommt auch gerne wieder. Warum schmeckt’s da auch so gut?

Die brennNessel nennt sich „Vegetarisches Restaurant und Kneipe“. Die Kombination lässt schon ein wenig von der Lockerheit erahnen, die einen in dem über 350 Jahre alten Haus erwartet, das sich gegenüber dem etwas monströs geratenen Neubau der Musikhochschule behauptet. Der Eindruck setzt sich fort, wenn man in der Karte blättert: Neben fantasievollen Kombinationen vegetarischer Zutaten stolpert der zeitgenössische Flexitarier (also jemand, der vegetarisches Essen mag, aber auch gerne einmal den Gelüsten nach Fleisch nachgibt) über Gerichte mit Fleisch. So gesehen liegt die brennNessel, die es seit Februar 1997 in dem alten Dreiseithof gibt, voll im Trend.

Aus der kleinen Küche kommen – und das wundert nun nicht wirklich – frische Sachen. Die Karte wechselt mit den Jahreszeiten und wird um tagesaktuelle Angebote ergänzt. Rund 20 Posten sind auch für Veganer geeignet (und in einer eigenen Karte zusammengetragen). Die Salate warten oft mit überraschenden Kombinationen auf wie beim scharfen Spinat-Salat mit Radieschen, Frühlingszwiebeln, Zuckerschoten, Chinakohl und Sesam – dazu gibt es ein Erdnussdressing. Die Hausvinaigrette ist so wunderbar fruchtig, dass wir beim Rucolasalat mit Avocado, Kirschtomaten und Serranoschinken mit Parmesan um Nachschlag baten. Der freundliche Service brachte ein kleines Töpfchen, mit dessen Inhalt wir genussvoll den Rucola ertränkten und das gut fanden!

Bei den Suppen mussten wir natürlich eine probieren, die man sonst eher selten auf Menükarten findet: Die Brennnesselsuppe wurde aber nicht unser Freund, und auch Brennnessellikör und Brennnesselschnaps nach dem Essen haben wir eher in die Sammlung aus dem Kuriositätenkabinett eingestuft und nicht spontan zum Lieblingsgetränk erklärt. Dafür mundeten Spargel-Rucula-Suppe mit Räucherlachs und die scharfe Linsen-Kokos-Suppe mit frischem Spinat, die als Eintopf mit Kartoffeln, Tomaten und Zuckerschoten serviert wird, um so mehr (auch wenn ein wenig mehr Schärfe nicht schlecht gewesen wäre).

Die großen Gerichte der Karte kann man alle als kleine Portion bestellen, was angesichts der eher sättigenden Desserts keine schlechte Idee ist. Aber als geschmackliche Abrundung bietet sich der Mandel-Eierkuchen mit Ahornsirup und Sahne ja geradezu an! Ähnlich kundenfreundlich wie die halben Portionen ist die etwa 20 Posten umfassende Weinkarte aufgebaut: Alle Weine gibt es auch glasweise. Freundlich kalkuliert sind die Getränke auch (wo gibt’s in Dresden noch einen Espresso für einen Euro – und zwar einen guten?): Kein Wunder also, dass oft alle Tische besetzt sind.

PS:
Bevor hier jemand ruft: Herr Lehrer, ich weiß was…
Die Freundin arbeitet in der brennNessel im Service. Natürlich wusste sie Bescheid, aber die Anderen nicht – der Besuch war, was den Test anbelangt, anonym wie immer…

Restaurant brennNessel
Schützengasse 18
01067 Dresden
http://www.brennnessel-dresden.de
Telefon: +49 351 494 33 19

Geöffnet: täglich 11:30 -24 Uhr

[Besucht am 18. / 22. März 2010, veröffentlich am 8. April 2010 in PluSZ, Beilage der Sächsischen Zeitung. | Die Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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