Besuch beim Winzer: Klaus Zimmerling

Klaus Zimmerling

Große Worte sind sein Ding nicht. Und so ist eine Weinprobe bei Klaus Zimmerling für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingangs vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig. Gerade hat der Winzer eine Flasche 2008er Weißburgunder geöffnet und der Runde eingeschenkt – da entschuldigt er sich kurz. Ratlosigkeit unter den Durstigen: Loslegen? Oder warten, um die Worte des Chefs zum Einsteigerwein zu hören? Zaghaftes Nippen am Glas – und als Zimmerling wiederkommt, ist er überrascht: „Schmeckt der nicht oder warum sind die Gläser noch voll?“

Gute Frage: Natürlich schmeckte der Wein, aber wir haben uns doch nicht getraut und wollten was hören! „Ach, Du kennst mich doch!“ seufzt Klaus Zimmerling – und schenkt sich selbst erst einmal ein Probier-Gläschen ein. Sein Tag hatte früh begonnen, Unkraut jäten im Weinberg. Andere machen es sich einfacher und gehen mit der Spritze durch – aber Zimmerling tut seinen Reben keine Chemie an. Er ist, ohne das groß raushängen zu lassen, ein Bio-Winzer. „Ich glaube, man schmeckt dem Wein das an, dass die Trauben gut behandelt wurden!“ sagt er.

Oh ja, sie schmecken, die Weine. Vier Hektar nur bewirtschaftet Klaus Zimmerling – „gerade die richtige Größe, um sich selber drum zu kümmern!“ Abgesehen davon, dass mittlerweile viel mehr im kleinen sächsischen Anbaugebiet sowieso nicht geht, weil die Flächen verteilt sind: Zimmerling macht die Größe (bzw. Kleinheit) auch Spaß, weil sie eine gewissen Unabhängigkeit garantiert. „Wenn ich so sehe, was die Kollegen mit mehr Fläche alles anstellen müssen…“ Nein, Sorgen um den Verkauf, das Marketing muss er sich nicht machen, im Gegenteil. Um wenigstens auf eine erkleckliche Zahl von Flaschen zu kommen, füllt Zimmerling die meisten seiner Weine in kleine Flaschen: 0,5 Liter oder auch nur 0,375. Allerdings bedeutet (für die Kunden: leider) wenig guter Wein gleich eher hochpreisiger Wein. Aber das bekannte Sprachspiel funktioniert hier auch: Der Wein ist seinen Preis wert – also ist er preiswert!

VerschlusssacheSeit kurzem ist Klaus Zimmerling Mitglied im VDP – Die Prädikatsweingüter. Er ist der letzte auf der alphabetischen Liste der 200 Mitglieder in dieser „Allianz der Weinverrückten“ (wie sie sich selbst nennen), und er ist (nach Prinz zur Lippe) der zweite Spitzenwinzer in Sachsen, der sich dem Verband angeschlossen hat. Bedeutet das für ihn nun doch mehr Marketing, mehr Kompromisse? „Nein, es ändert sich nichts – und was sich ändert, das hätte sich auch so geändert!“ Die Verschlüsse beispielsweise sind so ein Thema, das ihn schon seit Jahren beschäftigt. Kork, selbst teuer eingekaufter, galt jahrzehntelang als der Weisheit letzter Schluss. Bis immer mehr Weine nicht mehr nach Wein schmeckten, sondern nach Kork. Ärgerlich, vor allem wenn es sich um Spitzenweine handelt. Daher gibt’s einige Zimmerling-Weine mit Glasverschluss. Demnächst, wenn die 2009er Weine fertig sind, werden oben auf der Flaschen zwei Dinge anders sein: Zum einen wird die VDP-Banderole die Mitgliedschaft bei den Prädikatswinzern signalisieren – und den Abschluss der Flasche bildet ein Schraubverschluss.

Die Sache mit dem Schraubverschluss beschäftigt Zimmerling schon länger – es hat lange gedauert, bis er eine Flasche fand, deren Form ihm gefiel und schraubverschlussfähig ist. Das ist natürlich ein Paradigmenwandel in der Welt der Weine, der da vorgeht. Aber ich geh mal davon aus, dass die Winzer – die guten und qualitätsbewussten allemal – schon wissen, was sie tun, und solange der Wein dann auch so schmeckt, wie er soll, ist doch alles bestens! (Einen sehr schönen Überblick zum Thema bietet eine Informationsseite nur über Verschlüsse beim Wein.)

RysselkuppeWir genossen, unbeeindruckt vom Verschluss, zuerst Weißburgunder, Grauburgunder und Riesling. Alle drei in der einfachsten Qualität des Hauses, was man daran erkennt, dass auf dem Etikett nichts hinter der Rebsorte steht. Die zweite Runde war dann schon von erlesenerer Qualität, erkennbar am „R“: Weißburgunder, Kerner und Riesling. Alle vom „Pillnitzer Königlichen Weinberg“ und wahrhaft königlich in ihrer Fülle und Struktur. Die Rysselkuppe, die sich als halbrunder Kegel optisch besonders auffallend hinterm Weingut erhebt, bietet Platz für die besten Weine. Hier steht auch Zimmerlings bevorzugte Rebsorte, der Riesling. Von dem gab es, nach Traminer und Gewürztraminer, zum Abschluss noch ein besonderes Schmankerl: Einen 2005er Riesling „BA“. Tafelwein steht auf der Flasche, wie in allen früheren Jahrgängen. Doch das „BA“ signalisiert, dass von der Qualität eigentlich eine Beerenauslese dahinter steckt. Und so schmeckte er auch! Die neueren Weine (seit 2008) sind übrigens keine Tafelweine mehr, sondern Qualitätsweine. Ohne diese Aufwertung wäre nämlich die Angabe der Lage Königlicher Weinberg nicht möglich gewesen – das deutsche Weingesetz kennt da keinen Spaß (aber ich glaub‘, die Weingesetze der anderen Länder sind ähnlich stur).

Kunst und WeinWo wir gerade bei den Etiketten sind: die sind beim Zimmerling vorne schlicht und hinten ein Gedicht: Da kommt nämlich auf jeden Jahrgang ein Bild einer anderen Skulptur seiner Frau Małgorzata Chodakowska (ein Besuch der Beiden ist bei einem unserer Welterbe-Spaziergänge im Unterkapitel „Wein und Kunst“ beschrieben, bitte dort nachlesen). Bei einem Besuch im Weingut spürt man noch mehr von der Symbiose der beiden Künste Weinmachen und Bildhauen, denn den Wein trinkt man in einem einzigartigen Ambiente: Es stehen immer einige Skulpturen von Małgorzata Chodakowska im Raum. Und auch auf und im Weinkeller, der im Oktober 2008 fertig wurde, geben Chodakowskas Figuren dem Raum ihren eigenen Charme.

Weingut Klaus Zimmerling
Bergweg 27
01326 Dresden

Telefon: +49 351/2618752
www.weingut-zimmerling.de

Skulpturen von Malgorzata Chodakowska
http://www.skulptur-chodakowska.de

[Späterer Bericht Neuer Wein aus neuen Flaschen]

 

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