Wo der Besen zur Einkehr lockt

Straußwirtschaften entlang der Elbe laden zum Weingenuss in privater Atmosphäre ein

Wo der Besen hängt...

Vier Monate im Jahr gibt es im Weinbaugebiet zwischen Pillnitz und Meißen Gärten, Lauben und andere lauschige Plätzchen, die zur Einkehr laden. Wo der Besen vor der Tür hängt, ist man richtig. Das Vergnügen der Besenwirtschaften ist ja nicht unbedingt ein sensationeller Wein oder die raffinierte Küche, sondern die Atmosphäre und das Ambiente. Wenn es dann bei aller Einfachheit dennoch mundet: Um so besser! Wir haben bei Weinwanderungen einige wunderbare Besen- und Straußwirtschaften entdeckt. Aber aufpassen: Etliche von ihnen machen im Juli Pause – über die gibt’s dann Beiträge im August! Hier nun einige, die man auch sofort besuchen kann.

Zum Winzerschoppen

WinzerplatteIn Sörnewitz gibt es beispielsweise die Besenwirtschaft „Zum Winzerschoppen“ auf halber Höhe der Bosel. Geöffnet noch bis November je nach Wetter- und Bedarfslage täglich außer montags ab zehn Uhr – außer wenn der Winzer „unaufschiebbare Termine“ hat. Also am besten vorher anrufen. Man sitzt in einem Garten inmitten des Weinbergs und genießt eine aufregende Aussicht elbauf. Die eigenen Weine gibt es (wir sind ja nicht weit von Meißen, wo 1796 der Herr Samuel Hahnemann die Homöopathie erfunden hat) nur in Spurenelementen: Familie Hagemann gibt die Weine zur Winzergenossenschaft und bekommt dann von dort Flaschen zurück, in denen ein Teil der eigenen Trauben steckt. Die Weine gibt es in freundlich kleinen Portionen im 0,1-l-Glas (1,70€ – 2,40€) oder als 0,25-Liter-Schoppen (3,40€ – 4,80€). Kleine Häppchen gibt es auch, zum Beispiel einen Winzerteller mit Wurst, Schinken und einfachem Scheibenkäse für 4,50€.

Weingut Matyas

WanderschuheIn Coswig bewirtet seit zehn Jahren Matyas Probocskai mit seiner Frau das Weingut Matyas. Gekeltert wird auf dem Weingut – hier gibt’s also wirklich eigenen Wein vom 6ha großen Weingut. Der gebürtige Ungar Matyas war Kellermeister auf Schloss Wackerbarth, seine Frau Ingeborg ist gelernte Winzerin und war Ausbildungsleiterin auf Wackerbarth. Und sie ist Gärtnerin. Letzteres merkt man: Man sitzt vor dem Weingut wie in einem Blütenmeer. Wir besuchten die Coswiger Winzer einmal während eines Hoffestes und dann ein anderes Mal unter der Woche – wobei da schon um 18 Uhr Schluss ist: Danach ging’s für die Winzerin ab in den Weinberg, arbeiten. Aber zuvor hat sie uns bestens beraten und durch die hauseigenen Weine geführt (mehr als 15 stehen auf der Karte, die meisten offen im 0,2-Liter Glas für 3,70€ – 4,40€). Ein spritziger Rosé ist was für die heißen Tage!

Am Zitzschewiger Weingarten

In der StraußwirtschaftGar nicht so weit entfernt hat an den Wochenenden die Straußwirtschaft „Am Zitzschewiger Weingarten“ geöffnet. Wanderer auf dem Sächsischen Weinwanderweg sehen Hinweiszettel – ihnen zu folgen lohnt sich, denn dort bietet Reiner Roßberg Wein an, den er nicht nur im Weinberg begleitet, sondern auch selbst keltert. Wenn Zeit ist und man will, setzt sich der Herr Roßberg mit an den Tisch und erzählt – wir hatten bei Goldriesling und Müller-Thurgau ein nettes Schwätzchen. Roßberg arbeitet im Weinberg nach ökologischen Prinzipien und setzt diese Ideen im Keller fort, indem er schonend nur mit der Schwerkraft presst. „Meine Art Wein zu machen“ nennt er das im Gespräch. Ein angenehmer Zeitgenosse und ein trinkenswerter Wein – was will man mehr?

Freytags Weingarten

Freytags WeingartenAuf halbem Weg zwischen Blauem Wunder und Pillnitz findet man in Wachwitz Freytags Weingarten. Besenwirt Freytag ist einer der zahlreichen Hobby-Winzer mit einer Parzelle im nahe gelegenen Weinberg – in diesem Fall ist das der Wachwitzer Weinberg. 430 Rebstöcke mit Weißburgunder, Grauburgunder und Müller-Thurgau sind nicht viel, und einen echten Freytagswein gibt es auch nicht: Die Trauben gehen nach Meißen und kommen dort, von der Winzergenossenschaft mit etlichen anderen zusammen gekeltert, in Flaschen zurück. „Da ist mein Wein drin!“ sagt der Herr Freytag also immer, wenn man einen seiner Weine trinken möchte.

Zu essen gibt es die Besenwirtschaft-Klassiker: Fettbemme mit selbst gemachtem Gänsefett und Zwiebelkuchen beispielsweise. „Den macht die Frau und bringt die Bleche zum Bäcker gleich um die Ecke, so wie andere im Winter den Stollen!“ Zwischen drei und viereinhalb Euro kostet ein Schoppen Wein bei Familie Freytag, eins-fünfzig die Fettbemme und drei Euro der Zwiebelkuchen – ein lauschiges Plätzchen im Garten und fröhliche Gespräche mit dem Winzer inklusive. Für ein kleines Wochenend-Vergnügen sehr angemessen!

Adressen
(Öffnungszeiten aktualisiert 2020)

Besenwirtschaft an der Bosel „Zum Winzerschoppen“
Grit Giersberg
Boselweg 9
01640 Coswig OT Sörnewitz

Mobil: 0174 / 199 64 94
www.winzerschoppen.com

Geöffnet ab Mai bis Mitte Oktober
Mo, Di, Fr 14 bis 19 Uhr
Sa, So, Feiertag 11 bis 19 Uhr
Wenn der Winzer „unaufschiebbare Termine“ hat, kann schon mal geschlossen sein.
Zahlreiche Geschlossene Veranstaltungen, Details siehe hier

Weingut Matyas Matyas Probocskai 
Spitzgrundstraße 12
01640 Coswig

Tel. 03523 / 532612
Mobil: 0172 / 353 71 72
http://www.weingut-matyas.de
Besenwirtschaft Juni bis Oktober am Samstag und Sonntag von 14:00 bis 18:00 Uhr geöffnet.

Straußenwirtschaft „Am Zitzschewiger Weingarten“ 
Familie Roßberg
Langenbergweg 4
01445 Radebeul

Telefon: 0351/ 8384963
Mobil: 0173 / 5685652
Geöffnet Freitags 16-22 Uhr Sa+So 14-22 Uhr und nach Vereinbarung

Freytags Weingarten
Altwachwitz 4
01326 Dresden-Wachwitz

Tel. +49 351 / 268 44 96
www.freytags-weingarten.de

Geöffnet
15.5. – 14.6. und vom 16.7.-18.10.2020
donnerstags bis sonntags ab 14 Uhr geöffnet.  Auch an Feiertagen.

[Besucht im Juni 2010 | Veröffentlicht am 8. Juli 2010 in PluSZ, Beilage der Sächsischen Zeitung |
Zur Karte der hier besprochenen Besenwirtschaften in Dresden, Radebeul, Coswig und Meißen]

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