San Galgano

Abtei San Galgano

Auf dem Weg durch die Colline Metallifere, dem Erzgebirge, auf der Strada Provinciale 441 von Massa Marittima nach Sienna taucht hinter dem Ort Palazzetto rechter Hand ein Fotomotiv auf: Aus dem braunen umgepflügten Acker hebt sich ein grüner Hügel empor, auf dessen Kuppel ein großer roter Bau unter schäfchenbewölktem blauen Himmel thront. Man könnte zum Romantiker werden, aber greift doch lieber zur Kamera!

Capella di Monte SiepiDer Hügel ist der Monte Siepi, das Haus ist eine Kapelle. Aber nicht irgendeine: Die Rotunde wölbt sich über einem Schwert, das der 1148 geborene Signore Galgano Guidotti dort in den Fels gestoßen hatte, um ein Kreuz zum Anbeten zu haben. Natürlich kam er nicht nur so auf diese Idee: Der Erzengel Michael hatte es ihm dringendst empfohlen. 1180, also als Galgano 32 war, soll das passiert sein. Der zum Einsiedler bekehrte Ritter lebte fortan in Armut mit Wölfen zusammen und vollbrachte ein Dutzend Wunder. Und das alles in nur einem Jahr, denn er starb mit 33.

Das Schwert ist übrigens untersucht worden: Es stammt demnach tatsächlich aus jener Zeit. Aber ob auch die toskanischen Verschwörungstheorien stimmen, wonach Galgano Sir Galwyn sein könnte – der von der Tafelrunde? Und das Schwert? Excalibur, was sonst! Und somit die ganze Geschichte keineswegs keltischen, sondern toskanischen Ursprungs!

Abtei San GalganoDie Zistersienser übernahmen Montesiepi, und sie (pardon, das klingt jetzt despektierlich) vermehrten sich so schnell, dass sie mehr Platz brauchten. Den fanden sie in einem Neubau, wenige Meter weiter unten im Tal: Dort entstand die Abtei – und zwar als kleine architektonische Sensation: Gotik in der Toskana! Ich zitiere mal die Wikipedia: „Der Bau der Kirche orientierte sich an dem Vorbild der Mutterkirche von Casamari in Latium. Diese lehnte sich ihrerseits eng an die burgundische Bauweise an. So ist die Kirche von San Galgano nach dem klassischen Schema der Zisterzienserkirchen im bernhardinischen Plan angelegt und wirkt sehr französisch.“

Abtei San GalganoDas Kloster wuchs und gedieh – und stürzte relativ schnell sehr tief. Misswirtschaft! Gibt’s auch unter Brüdern… Außerdem setzten die damals üblichen Widrigkeiten den Zisterziensern zu: Hungersnöte, Pest, Überfälle. Wie auch immer: Das Dach wurde verkauft (1550), das Kloster geschlossen (1783), der Glockenturm und Großteile des Gewölbes stürzten ein (auch 1783). Mag die Entstehung der Anlage ein Wunder gewesen sein – kein Wunder war, dass sich die Bauern der herabgefallenen (und auch der noch stehenden) Steine bedienten. Aus die Maus.

…bis 1961 erneut ein Zisterzienser kam, um das Kloster zu neuem Leben zu erwecken. Und so ist es jetzt mehrerlei: Heimat des Nonnenordens der Olivetaner, teils wieder errichtetes, aber immer noch dachloses Monument (manche sagen: das bedeutendste gotische Bauwerk Italiens) und touristischer Anziehungspunkt – wegen der Magie des Ortes und unterstützt durch Konzerte, die hier im Sommer quasi open air stattfinden.

[Lage San Galgano]

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