Schnitzelgarten

SchnitzelGarten

Ob mich die Fleischeslust an diesen Ort getrieben hätte, wollte ein Freund wissen. Was für eine Frage! Natürlich nicht! Obwohl es Fleisch satt gibt im Schnitzelgarten. Aber der Name besteht ja aus zwei Bestandteilen: Schnitzel (das vom Schwein, von der Pute oder vom Kalb kommt) und Garten. Der macht sich mehrfach bemerkbar: Vegetarier (oder wem nur so mal nicht nach Fleisch ist), finden Gemüseschnitzel von Blumenkohl, Austernpilzen oder Auberginen in der gleichen Panade vor wie die Fleisch essende Fraktion ihr Schnitzel. Und Salate gibt’s auch, dazu später mehr.

Die Karte ist umfangreich. Normalerweise ja ein Killerkriterium, weil man ja so viel gar nicht frisch vorhalten kann. Aber im Schnitzelgarten (dessen groß geschriebenes Binnen-G wir hier mal bewusst weglassen) lässt sich die Vielfalt im Prinzip ja auf die Grundprodukte reduzieren, die dann nur munter mit Beilagen und Zubereitungsarten variiert werden. Und da die Karte komplett im Internet steht, kann man sich ja auch schon mal vorbereiten!

Der Schnitzelgarten strahlt eine ganz und gar unschitzelige Atmosphäre aus: Die Tische sind aus Holz – aber nicht rustikal, sondern hell. Die Wände sind rot oder aus Backstein – oder zur Front Glas. Der Raum geht über zwei Etagen und ist nach oben offen; in der ersten Etage befindet sich eine Tapas-Lounge. Die Größe (immerhin gab es hier früher mal zwei Geschäfte und es ist innen Platz für über 200 Gäste) wird durch Vitrinen und geschickte Verschachtelung der Tische gefühlt reduziert.

Wir begannen den Abend mit einem Trick, auch die Sachen kennen zu lernen, die man sonst vielleicht verpasst hätte: Tapas heißt das entsprechende Kapitel, und wer aus Spanien die ursprünglichen tapaskennt, muss umdenken: Es handelt sich hier um die Schnitzelgarten-Variante, und die besteht nicht aus kleinen Häppchen, sondern (wenn eine Person sich das bestellt) um ein veritables kleines Hauptgericht. “Kleinvieh und Gemüse” beispielsweise bietet je drei Sticks von der Pute und vom Hirtenkäse sowie fünf Auberginen-Sticks. Dazu gibt es Dips: drei sind im Preis inbegriffen (und reichen aus), weitere kann man (für je 50 Cent) hinzubestellen. Die Platte kommt nett arrangiert: In Oliven stecken kleine Kräuterstängel, frischer grüner Salat und Mais begleiten die Sticks.

Auch das Kleinvieh steckt in der Panade des Hauses. Die ist zwar gut gewürzt und schön kross, aber irgendwann schmeckt dann doch alles irgendwie gleich. Eine Alternative gibt es nicht – außer: keine Panade beim Schnitzel. Nimmt man die Geschmackswiederholung in Kauf, gibt es allerdings keinen Zweifel: Die Panade ist gut! Fein gewürzt – nicht zu wenig, nicht zu stark. Und sie ist weitgehend fettabstoßend, so dass man Käse, Gemüse und Fleisch schmeckt und nicht Bratfett. Die Dips sind hausgemacht (wie übrigens auch der Kuchen zum Dessert), wählen kann man aus 15 verschiedenen. Wir nahmen Klassiker: Curry war mild und cremig, Mango schön fruchtig und süß-sauer Chili pikant abgeschmeckt.

Unsere beiden Hauptgangschnitzel suchten wir aus einem Angebot von 40 Variationen zu je drei Fleischsorten Schwein, Pute und Kalb aus; sie überraschten uns nicht weiter: Sauber pariertes zartes Fleisch, die bekannte butterbraune Panade: Passt schon. Die Überraschung war der kleine grüne Kopfsalat, mit Zitrone und Zucker angemacht. Der war knackig frisch und leicht, ein willkommener geschmacklicher Kontrapunkt zum Fleisch – und er erinnerte an die Jugend!

Passt noch was? Nun ja, als Tester ist man ja nicht zum Vergnügen unterwegs! Also wie ist das mit dem Kuchen? Der wird, lesen wir in der hauseigenen Zeitung, täglich um drei frisch gebacken – und zwar zehn Sorten. Torten und trockenere Sachen. Viel war am Abend noch nicht verkauft – die Stücken riesengroß, vielleicht dann doch eher abschreckend (obwohl der Naschdame das Stück zum Lippenschlecken schmeckte).

Schnitzelgarten 
Gewandhausstraße 2
01067 Dresden
Tel. 0351 484218-0
http://www.schnitzelgarten.de

Geöffnet
täglich von 9 bis 24 Uhr, Fr./Sa. bis 1 Uhr

[Besucht am 24. November 2010 | Eine kürzere Version erschien am 2.12.2010 in PluSZ, Beilage der Sächsischen Zeitung | Lage]

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