Allein beim kleinen Frank

Petit Frank

„Weekend starts Thursday“ – das Wochenende beginnt am Donnerstag, sagen die Freunde in Kalifornien immer und gehen vor dem eigentlichen Wochenende gerne aus. Wir zogen auch an einem Donnerstag los, raus nach Pieschen in die Bürgerstraße. Dort gibt es, fernab des Laufverkehrs, ein Kellerrestaurant, das sich zu Höherem berufen fühlt. Frank Ollhoff betreibt es seit Herbst 2003 und hatte offensichtlich so seine Probleme mit dem Laden: Herr Rach, der Restauranttester, kam 2006 und gab gute Tipps. Mit Erfolg? Zumindest gibt’s das „Petit Frank“ auch 2011 noch – allerdings waren wir am Donnerstagabend die einzigen Gäste im französischen Restaurant. Ein Koch (nicht der Chef) und eine Servicekraft kümmerten sich um uns. Beim sicher nicht wirtschaftlichen, aber angenehmen Gast-Bedienungsverhältnis eins zu eins kann es ja leicht zu einer Überbetüttelung kommen – Langeweile ist vielen Bedienungen ein größeres Gräuel als ein voller Laden. Dass wir genau im richtigen Rhythmus bedient wurden, muss man dem Service also hoch anrechnen.

Zwei Gewölbe gibt es im Keller: Das kleine ist ein Separée mit drei Tischen, das andere gut doppelt so groß mit Blick auf die Theke und die dahinter liegende Küche. Dass es hier so gemütlich ist, ahnt kaum, wer draußen vorbei geht – und wer dann die Haustür öffnet und den engen Flur sieht, braucht schon etwas Mut, um weiterzugehen. Aber der lohnt sich, denn unten strahlen dicke Sandsteinquader, Kerzenlicht und fein gedeckte Tische eine behagliche Atmosphäre aus.

Alle Gerichte gibt es zu akzeptablen Einheitspreisen pro Kategorie (Vorspeise, Zwischengang, Hauptgang und Dessert). Die Zahl der offenen Weine ist übersichtlich, die Karte mit Wein aus Flaschen bietet Meißner Spitzen (Prinz zur Lippe, Martin Schwarz) und eine Auswahl französischer Weine aus den unterschiedlichsten Regionen.

„Selbst gebackene Brötchen mit Kräuterquark“ kamen als Erstes auf den Tisch. Brötchen? Naja: kleine Kügelchen, offensichtlich schon vor dem Aufbacken bereits halbiert (wie sonst hätte diese Fläche hart sein können?). Dann ging es zügig voran, aber nicht zu schnell: Wir hatten uns für ein empfohlenes Menü und ein selbst zusammengestelltes entschieden. Das eigene war – schließlich ist das Petit Frank ein französisches Restaurant – französisch inspiriert und begann mit einem „Duo von Froschschenkeln und Schnecken auf einem geschmorten provencialischem Ratatouille mit frischem Knoblauch“ – ein reichlich langer Titel für so eine Vorspeise. Immerhin brachte er uns auf die Idee, nach dem Knoblauch zu suchen, den wir so gar nicht schmeckten. Vergeblich, die Suche – und das ist schade, denn Frosch wie Schnecken schmeckten so ohne etwas fad.

Genossen haben wir die „Nierchen vom Kalb im sahnigen Ragoût mit frischen Lauchzwiebeln, Weinbrand und grobem Senf aus Dijon an hausgeschabten Kräuterspätzle“, und auch wenn „hausgeschabt“ ein wenig arg schwülstig klingt: die Spätzle waren in Ordnung! Die „Kleine Käseauswahl französischer Rohmilchkäse (min. 3 Sorten) mit ofenfrischem Brot und Feigensenf“ waren exakt (nicht „mind.“) drei Sorten, die aber gut, wohingegen der Feigensenf sehr schwachbrüstig war – den haben wir pikanter in Erinnerung!

Die überschwänglichen Formulierungen auf der Karte gehören offenbar zum Stil des Hauses (wozu auch das verwirrende Startbild auf der Homepage zählt: Es zeigt drei Sterneköche und einen Weingutsmarketingmann zusammen mit dem Inhaber des Restaurants. Was soll da suggeriert werden? Dass die alle hier kochen und/oder Wein empfehlen? Oder das der Chef… – aber egal, zurück zum Essen).

„Sächsischer Sauermilchkäse mit Schwarzwälder Schinken gebacken an konfierten Tomaten und Mangojulienne“ als Starter des zweiten Menüs kam mit wilder Optik auf den Tisch: Der in Streifen geschnittene Schinken zierte den fritierten Sauermilchkäse wie wildes Haar. Aber das tut dem Geschmack ja keinen Abbruch: Käse und Tomatenconfit schmolzen zart im Mund und die Schinkenstreifen salzten gehörig nach!

„Trou normande“ vor dem Hauptgang ist eine schöne Sitte in der Normandie und der angrenzenden Bretagne. Calvados füllt traditionell das Loch und räumt – in der Regel nach mehreren vorhergehenden Gängen – ein wenig auf im Magen. Nun gab’s unter diesem Titel schon nach einem Gang eine angenehme Leckerei, warum denn nicht?

Die „Geschmorte Lammhüfte auf Orangenfenchel an einem Kartoffel/Schnittlauchsoufflé und einer Creme von Cassis“ war erfreulich rosa gebraten, schmeckte allerdings ein wenig streng, worauf wir nicht wirklich Bock hatten. Das Soufflé ließ die Leichtigkeit vermissen und der Fenchel konnte seinen feinen Geschmack dank reichlicher Orangenbeigabe nicht so recht entfalten. Aber „Hausgemachte knusprige Schokoladenbällchen an einer Mandelmilch“ zum Dessert rissen mal wieder alles raus: Erst knackt’s im Mund, dann schmilzt lauwarme Schokolade heraus. Endlich einmal konnten wir der Karte zustimmen: Suchtgefahr!

Petit Frank
Bürgerstraße 14
01127 Dresden

Tel. +49 3 51 / 8 21 19 00
http://www.petit-frank.de

[Besucht am 24.03.2011 | Eine kürzere Fassung ist veröffentlicht am 31.03.2011 in PluSZ, Beilage der Sächsischen Zeitung, eine weitere Fassung im Augusto 2011 | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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