Der Barbier von Lipari

Erlebnisse auf den Äolen (4)

Granita mit Brioche

Das Alltagsleben in italienischen Kleinstädten hat seinen eigenen Rhythmus. Die Melodie des Alltags beginnt für Viele morgens in der Bar mit einem caffè und einer pasta. Das eine ist ein Espresso, wie man ihn in Deutschland selten findet (ich habe ihn, ehrlich gesagt, so gut noch nirgendwo bekommen). Selbst im kleinsten Ort mit der rüdesten Bar steht eine riesige Espressomaschine, aus der ein ölig-cremig-starkes Gebräu kommt. Pasta, das hatten wir schon, ist ein Gebäck – vom Schokohörnchen über den Apfelplunder bis zum Blätterteig mit Cremé. Alles süß, aber wenn man das mag: alles vorzüglich. Im Sommer kommt auch die Mischung aus einer Granita mit einer Brioche gut. Granita aus Kaffee (dem starken!) oder Schokolade, Mandeln, Erdbeeren, Limonen – die Auswahl ist meist groß. In der Hafenbar Il Gabbiano genossen wir eine der besseren Varianten der Granita, natürlich mit echter Sahne und nicht diesem Sprühzeugs.In der Bar am Tresen geht’s schnell und ist preiswerter als drinnen oder gar draußen am Tisch. 80 Cent für einen caffè a banco sind eine Einladung, Stammgast zu werden. Wenn man partout seine Granitádraußen schlürfen möchte, geht das natürlich auch, der Aufschlag ist je nach Örtlichkeit allerdings beachtlich bis happig.

Barbiere Carmelo BertèGleich neben der Bar gibt es den Barbier von Lipari. Ein ganz kleiner Laden, aber mit großem Angebot: Hier lassen sich die Männer tatsächlich noch rasieren, und keine Frage: Das ist die schaumige Nassrasur. Und die Haupthaare scheinen auch schnell nachzuwachsen auf Lipari, jedenfallls ist immer gut zu tun. Da italienische Männer sich immer etwas zu erzählen haben, geht es bei Carmelo Bertè natürlich meist lautstark zu. Duschen kann man hier übrigens auch, signalisiert das großformatige Schild – das Angebot scheint aber weniger häufig in Anspruch genommen zu werden als Rasur oder Haarschneiderei.

Pasticceria d'AmbraIn einer kleinen Gasse unweit der Marina Corta gibt es ein ganz spezielles Laboratorium. Morgens um fünf wird hier bereits gewerkelt, und man kann im weiten Umkreis riechen, was hier hergestellt wird: Süßes! Die kleine und von außen unscheinbare Pasticceria öffnet morgens um sieben, bis dahin bersten die Auslagen mit Keksen, Törtchen, mit Eis gefüllten Waffeln, Canolli und allem, was dick macht. Sonntags ist die Kühlung voll mit Vorbestellungen, das Laboratorium im Familienbesitz scheint einen guten Ruf zu haben. Aber natürlich ist es nicht die einzige Institution ihrer Art in Lipari: Subba ist der Platzhirsch am Corso, groß und mit Tischen zum Frühstücken draußen. Das Eis ist eine Wucht in (leider recht geschmacklosen) Tüten: Ein cono kostet 2,50 Euro – dafür gibt es aber soviel Eis, dass theoretisch eine komplette Kleinfamilie davon ausreichend zu naschen hätte. Aber so wie es schmeckt ist keiner geneigt, etwas mehr als einen Probeschleck abzugeben. Ebenfalls am Corso, aber deutlich unauffälliger: Oscar. Marzipanfrüchte sind hier die Spezialität, aber die anderen üblichen Schleckereien gibt’s natürlich auch.

[Karte Isole Eolie | Karte Lipari – Marina Corta zu diesem Beitrag]

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