Lichtblick für Lachs-Liebhaber

Ein Besuch bei der Forellen- und Lachszucht Ermisch

Gunther Ermisch

1432 lag das Schlaraffenland direkt vor der Haustür. Zumindest für Lachs-Liebhaber – und wer war das nicht seinerzeit? Immerhin konnte man durch den Verkauf von Lachs einen bis zu zehnfach höheren Profit gegenüber anderem Fisch oder auch Fleisch herausschlagen! In normalen Jahren zumindest. 1432 war aber kein normales Jahr: Da schwammen so viele Lachse stromauf, dass die Elbe sie kaum beherbergen und ein Fisch dem andern nicht ausweichen konnte, „daher die Leute haufenweise mit Äxten herzugelaufen und die Fische erschlagen haben“, wie es in einer alten Quelle heißt.Lang ist’s her, und derlei Mengen an Lachs waren sicher eher die Ausnahme. Mal gab es gute Jahre, mal schlechte – so ist das in der Natur. Aber irgendwann ging’s dann wirklich bergab mit dem Lachs in der Elbe und ihren Nebenflüssen, vor rund 150 Jahren häuften sich die Klagen über einen deutlichen Rückgang der Lachse in Folge der Industrialisierung – der Elblachs wurde zur Seltenheit, der letzte seiner Art 1947 bei Pirna gefangen.

50 Jahre später fangen Angler in der Elba Junglachse – wieder bei Pirna. Ein Wunder? Zufall? Nein, ein gezielter Versuch: „Elblachs 2000“ heißt das Programm, das den Lachs wieder in die Elbe einbürgern soll. Neben Verbänden, Vereinen und Ämtern spielt dabei ein Betrieb aus Langburkersdorf/Neustadt eine wesentliche Rolle: Die Forellen- und Lachszucht von Hans und Gunther Ermisch ist die Brutstätte der neuen Elblachse.

Den Familienbetrieb gibt es seit 1994 – die Teiche allerdings schon seit etwa 400 Jahren. Auf 18 ha summiert sich deren Gesamtfläche, was für sächsische Verhältnisse eher wenig ist. Aber Größe ist eben nicht immer alles. Über 30 Fischarten verschiedener Alterskategorien tummeln sich in den 43 Teichen, darunter ausgefallene und zurückgedrängte wie den Bitterling, der in Deutschland auf der Roten Liste als „stark gefährdet“ eingestuft wird.

Was passiert mit den ganzen Fischen? Die meisten von ihnen gehen an den Sächsischen Anglerverband. Dem gehören neben 70 Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben auch etwa 36.000 Angler an, und die wollen einen Fisch an der Schnur haben. Also kaufen sie Satzfische und ziehen sie groß. Die Aufzucht von Forellen und Karpfen war 1994 bei der Betriebsgründung der Anfang. Aber Satzfische sind ein Saisongeschäft, weswegen der Hofladen hinzukam.

Der Hofladen liegt direkt neben den Teichen, frischer und mit kürzerem Weg gibt’s Fisch selten. „Hier verkaufen wir unter anderem Saibling, Schleie, Karpfen und natürlich Forellen“, sagt Gunther Ermisch und erklärt auch gleich, warum der Fisch hier besonders gut schmeckt: „Die Naturteiche werden von Quellwasser gespeist. Der Fisch schmeckt so, wie das Wasser ist!“ Sieben Quellen entspringen dem Ungerberg, da kommt in der Regel genug frisches Wasser zusammen. Und wer in Heimatkunde aufgepasst hat, der weiß auch, wo sich das Wasser sammelt: Im Ottergrundbach, der in die obere Polenz fließt!

Nicht nur der Haifisch hat Zähne...Doch nicht alle Fische bleiben in Langburkersdorf: Irgendwann entdeckten Dresdner Spitzenköche die Qualität Lachse und Saiblinge aus der Sächsischen Schweiz. Der Trompeter, der Hubertusgarten, Mario Pattis und Familie Herzog auf dem Weißen Hirsch gehörten zu den Ersten in Dresden. „Wir liefern immer mehr nach Dresden: Frischer Fisch aus der Region für die Region, das ist unsere Maxime!“ sagt Ermisch. Ein Hauptabnehmer heute für Saibling, Forelle und Stör ist das Restaurant Kastenmeiers. Noch näher haben es die Krebse, die quasi vor der Haustüre Feinschmeckern serviert werden – und das sogar mit Herkunftsbezeichnung: André Tienelt bietet im Sterne-Restaurant Sendig in Bad Schandau „Glasierte Ermisch Krebse“ an.

„Wer bei uns den Fisch holt, der bekommt ihn frisch: Er ist vom gleichen Tag!“ Das funktioniert nur, wenn man in die Region liefert, kurze Wege hat. Großhandel, meint Gunther Ermisch, käme für ihn nicht in Betracht – da bleibt zu viel Zeit auf der Strecke, und mit den Preisen käme man dann auch nicht mehr hin.

Und rechnen muss man, auch wenn nicht alles berechenbar ist. Das Wetter zum Beispiel ist so ein Faktor, mit dem sie an den Teichen von Langburkersdorf genau so zu kämpfen haben wie alle anderen, die naturnah arbeiten, egal ob Winzer oder Gemüsebauern. „Es ist halt Landwirtschaft“, meint Ermisch, „alles gibt’s: Hitze, Unwetter, Flut!“ 2003 war es beispielsweise deutlich zu heiß. Da erwärmen sich die Teiche, trotz Quellwasser. Das ist nicht gut für die Forelle, der es bei Temperaturen so um die 23 Grad am besten gefällt. Ein anderes Mal wieder war es im Winter zu kalt, so dass die Teiche beinahe bis an den Grund zugefroren waren. Das gefällt gar keinem Fisch! Und am 8. August vergangenen Jahres regnete es eindeutig zu viel in kürzester Zeit. Die Folge: Hochwasser, mit verheerenden Folgen für alle in der Gegend. Einen fünfstelligen Schaden bilanzierten die Ermischs, weil die Teiche überliefen, die Gebäude zum Teil unter Wasser standen, Dämme an den Teichen wegbrachen. Jetzt, wo die meisten Schäden repariert sind, findet Ermisch schon wieder feinsinnige Formulierungen: „Wanderfreudige Fische nutzten das Hochwasser und die Überschwemmungen und waren einfach weg!“ Humor ist, wenn man trotzdem lacht…

Zu den wanderfreudigen Fischen gehören natürlich auch die eingangs erwähnten Lachse – aber die sollen ja wandern. Als mit zunehmend besserer Wasserqualität der Elbe und ihrer Nebenflüsse beschlossen wurde, den Lachs wieder einzubürgern, war natürlich die Frage: Womit beginnen? „Der ursprüngliche Elblachs war ausgestorben, wir haben daher neu anfangen müssen“, berichtet Ermisch. Zum Brüten werden jährlich im November ca. 400.000 Lachseier aus Schweden importiert. In Langburkersdorf werden die Eier befruchtet und ausgebrütet – wobei die Temperaturen im Brutbecken denen in der Natur entsprechen. Unter diesen naturnahen Bedingungen wird’s offensichtlich was: 1995 wurden die ersten Lachse ausgesetzt, 1998 kamen die ersten zurück – wie das bei Lachsen so üblich ist: Erst schwimmen sie tausende von Kilometern ins Meer, futtern sich dort groß und kommen dann als Milchner (die männlichen) und Rogner (die weiblichen Lachse) zur Fortpflanzung zurück an den Ort ihrer Geburt. „Das Programm ist recht erfolgreich!“ freut sich Ermisch und ist schon ein wenig stolz darauf, dass mittlerweile die heimkehrenden Lachse zumindest für die Nachzucht geeignet sind, denn die Rate der überlebenden Lachse aus dem Laich der Rückkehrer ist deutlich höher als bei den importierten. Zum Fischen allerdings reicht’s noch nicht, da werden noch einige Jahre ins Land gehen.

Adresse:
Forellen- und Lachszucht Ermisch GbR
Hans und Gunther Ermisch
Anbau 66
01844 Neustadt

Telefon: 03596/603136
www.fischzucht-ermisch.de

Hofladen:
Montag bis Donnerstag 09-16 Uhr
Freitag 09-18 Uhr
Samstag 09-12 Uhr

[Besucht am 23. März 2011]

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