Villa Sorgenfrei

Villa Sorgenfrei

Der Name allein setzt Assoziationen frei: Villa Sorgenfrei! Da möchte es einem wohl ergehen, da setzt man sich gerne nieder! Namen freilich sind Schall und Rauch, und nach der vorbildlichen Sanierung des im ausgehenden 18. Jahrhundert gebauten Herrenhauses war der Zulauf groß zum Weinschlösschen, das so prächtig den Übergang vom gemäßigten Rokoko zum Zopfstil verkörpert. Doch im Gegensatz zur bezaubernden Architektur und dem verzaubernden Garten, der im Sommer zum Verweilen unter schattigen alten Eichen und Kastanien einlud, bot die Küche eine Achterbahnfahrt der Qualität: Ein ewiges Auf und Ab mit zeitweise befremdlichem Service schreckte ab.

Doch das ist Geschichte, und seit einiger Zeit schon gibt es verlässlich gute Qualität im geschmackvoll dekorierten Gartensaal. Der Service agiert charmant, ist bei Bedarf zurückhaltend und dennoch stets da, wenn man ihn braucht – so wünschen wir uns das eigentlich immer! Bei Weinfragen gibt’s kompetente Beratung – und wir verraten auch gleich einen Tipp, wie man an Weine kommt, die nicht auf der (relativ kleinen) Karte der offenen Weine stehen, ohne eine ganze Flasche zu ordern: Man kann sich die passenden Weine zum Menü bestellen – und bekommt beispielsweise (passend zum gewählten Menü) einen 2009er Grauburgunder vom Weingut Karl-Friedrich Aust, einen 2007er Spätburgunder/Portugieser und einen Solaris der Drei Herren. Alle drei großzügig eingeschenkt, einer sogar ungefragt nachgeschenkt!

Die drei Weine sind aus der direkten Nachbarschaft der Villa Sorgenfrei und gehören sicher zu den besten der Gegend. Das Essen zum Wein kann man sich selbst zum Menü zusammenstellen: Eine gute Idee! Bei insgesamt sechs Gängen (für zwei Personen…) gab es keinen Ausreißer, sondern nur Erfreuliches, was uns selten genug passiert. Kritikaster können natürlich auf hohem Niveau immer etwas finden und meckern – aber wenn man sich wohl fühlt, muss das ja nicht sein. Also schwelgen wir ausnahmsweise einmal und erinnern uns gerne an den gegrillten Ziegenkäse mit Speck (na gut, nun doch etwas Kritik: der hätte krosser sein können) auf Tomatenmelange & Bärlauchschaum. Optisch wie geschmacklich eine gute Einstimmung auf das weitere Essen war Konfiertes Kaninchen an Radieschen-Navettensalat. Selten sind wir wirklich verzückt, aber beim Lammrücken im Bärlauchmantel mit glasierten Zwiebeln & Kartoffelnockerln trat ob der Zartheit und durchgehenden rosa Fleischfarbe des Lamms genau dieser Zustand ein. In Sprache umgesetzt: Hhhhmmmmm…. Nicht ganz so himmlisch, aber immer noch ein Vergnügen, der wirklich kross gebratene Zander auf einer kräuterigen Zucchinitagliatelle mit spärlich eingesetztem Kaviarschaum. Beim Nougatsoufflé an Rhabarberragout & Buttermilch-Limetten-Eis vermissten wir ein wenig den Nougatgeschmack und hätten dafür mehr vom fein-säuerlichen Limetten-Eis gekostet. Dafür war das Angebot der Käseplatte mit Chutneys mehr als zufriedenstellend: Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied und kann sich aussuchen, was gefällt: Ein solides Angebot, das durch die hausgemachten Chutneys noch aufgewertet wurde.

Villa Sorgenfrei
Augustusweg 48
D-01445 Radebeul

Tel. 0351 795 666 0
http://www.hotel-villa-sorgenfrei.de

[Besucht am 11.04.2011 | Leicht gekürzte Version veröffentlicht im Mai 2011 in Augusto, dem Magazin für Genuss und Lebensart der Sächsischen Zeitung | Zur Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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