Köstlich tafeln auf dem Berg

Papststein

Vor den Genuss hat der heilige Lukull die Anstrengung gesetzt: Der Weg zum Restaurant auf dem Papststein ist treppig! Wie viele es genau sind, ist offenbar umstritten – die einen sagen 537, die anderen 510. Wir haben es immer wieder versucht, selbst zu zählen, sind aber meist gescheitert, weil irgendein schöner Ausblick oder ein grüßender Wandersmann in Gegenrichtung uns ablenkte. Letztendlich ist die genaue Zahl ja auch wohl einerseits schwer zu ermitteln, denn was ist eine Stufe? Gilt auch ein Stein in Stufenform oder muss es wenigstens ein mit Menschenhand gelegter Balken oder die Eisentreppe ganz oben sein? Aber andererseits ist es letztlich egal: Es sind viele Stufen. Allerdings entnehmen wir der Webseite des Hauses den tröstlichen Hinweis: Der Papststein ist einer der höchsten Tafelberge der Sächsischen Schweiz und hat dennoch den kürzesten Aufstieg…

Wir kamen ganz flott voran, wenn auch nicht in den fünf bis zehn Minuten, in denen es das Personal angeblich schafft. Oben sitzt man auf 451 Metern Höhe königlich – vor allem am Abend bei gutem Wetter, denn dann kann man einen vorzüglichen Sonnenuntergang beobachten (wir waren übrigens auch schon bei miesem Wetter dort und fanden es drinnen am Kamin entsprechend heimelig!).

Im Restaurant oder auf der Terrasse zum Restaurant bekommt der Begriff Tafelberg eine ganz neue Bedeutung: Hier kann man nämlich erstaunlich gut speisen! Schon tagsüber locken Soljanka und (beispielsweise) Knoblauchspaghetti mit Tomaten, Oliven und Parmesan – letztere in einer so üppigen Portion, dass unsere Mitesser gleich einmal nach einer halben Portion fragten und diese auch bekamen: Halbe Portionen gibt’s von allen Gerichten! Abends ist die Tageskarte erweitert und einen Tick mehr Restaurant als Berghütte. Aber mehr noch als über Lachssteak, Fischcurry oder Rumpsteak oben auf dem Berg wunderten wir uns über die Hinweise in der Karte, dass möglichst viele Produkte aus regionaler Produktion stammen und Biofleisch verwendet wird, wo es geht. Vegetarische und vegane Gerichte stehen ebenfalls auf der Karte, und zwar nicht irgendwo am Rande, sondern ganz natürlich mittendrin und lediglich besonders ausgewiesen. Derlei Engagement loben (und wünschen) wir uns nicht nur im Nationalpark Sächsische Schweiz!

Bleibt der Nageltest (oder, wie man heutzutage gerne sagt und schreibt: Stresstest), ob es denn dann auch schmeckt? Ja, tut es! Gegrillte Polenta mit Tomaten, Oregano und Gorgonzola hätte zwar einen Tick knuspriger und würziger sein können, aber erschien uns insgesamt als ein sehr freundlicher (vegetarischer) Auftakt. Die Menge dieser Vorspeise hätte übrigens durchaus auch als kleines Gericht für Zwischendurch gereicht – aber über die Größe der Portionen hatten wir uns ja schon ausgelassen. Eine vegane Möhrencremesuppe mit Kokosmilch als zweite Vorspeise war keine Offenbarung, aber ordentlich gemacht. Ganz anders das Rumpsteak mit Rosmarinkartoffeln und Tomaten-Ruccola-Salat: Da wäre „ordentlich“ heftig untertrieben. Wir hatten es rosa bestellt und – bekamen es rosa! Großes Kompliment an die Küche, die übrigens alles frisch zubereitet. Da lohnt sich doch jede der 500 und einigen Stufen…

Restauration Papststein
Fels Papststein
01824 Gohrisch

035021 60956
http://www.papststein.de

Geöffnet:
Mai bis August täglich 11-22 Uhr

[Besucht am 16.07.2011 | Veröffentlicht am 28.07.2011 in PluSZ, Beilage der Sächsischen Zeitung | Zur Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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