Sizilianische Inspirationen beim Chinati

Ein Abend mit Anlaufschwierigkeiten im Restaurant in der Villa Emma

Delizia

“Das Delizia bietet Ihnen ab sofort italienische Küche nach sizilianischer Art” verheißt die Webseite des neuen Restaurants in der Villa Emma auf dem Weißen Hirsch, und so steht es auch auf dem großen Banner am Zaun vor der Villa. Das klingt doch gut! Wir reservierten also für den Abend einen Tisch für Zwei (und weil das immer mal wieder gefragt wird von Leserinnen und Lesern dieser Kolumne: Nicht unter unserem Namen, denn wir testen anonym). Mit viel Freude fuhren wir hinauf zum Hirsch – sizilianische Küche, sizilianischer Wein? Das klingt doch wie eine schöne Erinnerung an den gerade vergangenen Urlaub eben dort! Also betreten wir die imposante Jugendstilvilla und gehen die paar Stufen hinab zum Souterrain. Im Sockelgeschoss befindet sich das Restaurant des Hotels, in dem alle Tische außer zweien eingedeckt sind. Wir erhielten einen der nicht eingedeckten und waren schon ein wenig verwundert, immerhin hatten wir doch reserviert (und andere, eingedeckte Tische, wurden während des Abends nicht besetzt). Doch der etwas joviale, aber durchaus freundliche, Kellner brachte nach einigen Minuten Besteck und Servietten.

Die Karte ist nicht sehr umfangreich, was wir ja eher gut finden. Sie steht auch im Netz, und da hatten wir uns schon mal vorbereitet und uns jeder eins der dort angebotenen drei Menüs ausgesucht. Als wir die bestellen wollten, beschied man uns allerdings: Die gebe es momentan nicht, weil neue Menüs vorbereitet würden. Ok, dann eben die Dorade aus der Karte: Orata alla Griglia, eins der beiden Fischgerichte, klang uns italienischer als Zanderfilet in Djionsenfsauce – war aber leider (um 19 Uhr) aus. Den Zander gab’s dann ab 20 Uhr nicht mehr, wie wir bei der Bestellung am Nebentisch mitbekamen. Also weiter suchen und erst mal einen Wein bestellen. Die Auswahl ist nicht groß, was wir eher nicht gut finden. In unserer Karte gab’s die beiden eher unbekannten Sorten Chinati und Pinot Grinogio – der einzig offene sizilianische Wein war ein Rosato, der unter den beiden Rotweinen stand (“weil doch ein Rosé aus Rotweintrauben gemacht wird”, wie unsere Bedienung sagte). Für nicht italienisch sprechende Gäste vielleicht dennoch keine gute Idee.

Mittlerweile fürchteten wir um den erhofften schönen Abend – aber dann kam das Essen und alles ward gut. Frisches hausgemachtes Brot, würziges Öl von der Familie aus Sizilien, eine Bruschetta mit wirklich schmackhaften Tomaten auf fabelhaftem geröstetem Brot. Ach ja: Der Koch hat gar nicht Koch gelernt, sondern Bäcker! Auch das Vitello Tonnato mit Kapern gehörte deutlich zu den besseren, die wir in Dresden gegessen haben!

Das Filetsteak war so perfekt gebraten wie gewünscht und stammte offenbar von einem wirklich gut ernährten Rind: Das Fleisch an sich schon würzig, und das grobe Salz obenauf gab den letzten positiven Geschmackstick. Scampi Livornese, unser Fischersatz, enttäuschten ebenso wenig: Vollfruchtige Tomatensauce, Kapern, Knoblauch und auch hier punktgenau gegarte Scampi.

Zum Dessert gönnten wir uns Panna Cotta mit einer Extranocke Schokomousse sowie Pecorino mit karamalisierter Birne. Wir waren mittlerweile nicht überrascht, dass beides perfekt war. Insgesamt zwar kein richtig sizilianischer Abend, aber doch ein gelungener mit italienischen Elementen. Ab Herbst, lasen wir, soll es dann auch Wein von der Familie aus dem Dorf Villa Bianca unterhalb des Ätna geben.

Delizia Ristorante
Stechgrundstraße 2

Neue Adresse seit 2013
Bautzner Landstraße 6
01324 Dresden

Tel. 0351 – 26 54 69 00
http://www.delizia-dresden.de

Öffnungszeiten: Mo – Sa 18.00 bis 22.30 Uhr

[Besucht am 13.08.2011 | Veröffentlicht am 25.08.2011 in PluSZ, Beilage der Sächsischen Zeitung | Zur Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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