Wanderung in die Berge

Die Bilder für diesen Beitrag waren auf der Plattform Ipernity gehostet und wurden dort gelöscht.
Wir sind dabei, die Fotos neu einzubinden, aber das kann etwas dauern – sorry.

Poggio

Das Schöne an Elba ist, dass man zwischen Monte und Mare schnell wechseln kann. Heute geht’s also in die Berge! Der Weg führt von Poggio unterhalb des höchsten Berges der Insel – dem Monte Capanne – entlang nach Marciana Alta, dem Bergdorf zum bereits besuchten Hafenstädtchen Marciana Marina. Insgesamt ist das eine sehr schöne Schlenderwanderung mit grandiosen Aussichten. Das Grün der Bäume! Die roten Bergdörfer! Und immer wieder das Meer in seinen drei Farben blau. Mindestens drei – hach!

San NiccolòWir parken das Auto in Poggio und sind gleich einmal verblüfft, wie schön sich das Dorf präsentiert. Also beginnt die Wanderung mit einer Dorfbummelei. Es ist wenig los – kein Wunder, ist ja auch Mittagszeit und die Sonne steht im Zenit. Aber in den Gassen ist es schattig und kühl. Vom Dorfplatz, der Piazza Castagneto, gehen wir hügelan (bergan wäre zu viel des Guten!). Am höchsten Punkt des Ortes steht die Kirche San Niccolò, die bereits im 8. Jahrhundert erbaut wurde (der Turm ist deutlich jünger: 18. Jahrhundert!).

Mor-gähn!Beim Bummel durch Poggio fällt auf, wie gepflegt hier alles ist. Saubere Gassen, nette farbige Häuser, schöne Blumen in Kübeln davor. In den offenen Fenstern räkeln sich nicht etwa Rentner in Feinripphemden, sondern allenfalls Katzen, die gerne auch mal gelangweilt gähnen. Wir waren begeistert (und sind am Ende der Tour vor dem Abholen des Wagens gleich nochmal durch Poggio gestreift, um auch die letzten Ecken kennen zu lernen!).

Fonte di NapoleoneGanz in der Nähe von Poggio ist der Berg nicht ganz dicht. Hier befindet sich die wohl berühmteste Quelle der Insel: Die Fonte di Napoleone. Gewidmed „Napoleone il Grande“, weil der angeblich während seines einjährigen Aufenthalts auf Elba gerne dieses Wasser trank. Am Straßenrand sprudelt es in einer insgesamt eher unscheinbaren Örtlichkeit so vor sich hin, aber immerhin kommt es aus dem Maul eines Löwenkopfes. Man kann sich bedienen, was Einheimische wie Touristen gerne machen. Wir natürlich auch, denn das Wasser der Fonte di Napoleone ist köstlich und kommt gut gekühlt aus dem Berg. Ob es auch heilt, konnten wir nicht feststellen, denn nichts war kaputt.

Unsere eigentliche Wanderung begann ein wenig abenteuerlich, weil wir relativ früh vom rechten Weg abgekommen waren. Es gab da nämlich so eine Stelle, wo es nach Wanderführer auf einem eigentlich recht breiten Weg links abgehen sollte – aber da war wohl ein Unwetter dazwischen gekommen, denn es sah sehr abenteuerlich unwegsam aus. Also taperten wir wacker geradeaus, einen kleineren Weg entlang. Doch damit kamen wir vom Regen in die Traufe, denn der Weg entpuppte sich nach einiger Zeit als ein wilder Pfad, aufgewühlt wie nach einer Wildschweinsause: Cinghiale auf Speed mit niedergemetzelten Bäumen und voller Steinbrocken. Irgendwann waren wir es leid und kraxelten noch verwegener nach links bergan, wo uns unser iPhone-GPS einen Weg anzeigte: Das war dann der richtige. Wir hätten früher draufsehen sollen!

San CerboneFrau Curly gab den Rohrspatz und flötete nicht schreibbare Dinge über unsinnige Beschreibungen in Wanderführern einerseits und die harte Wirklichkeit unter besonderer Berücksichtigung des GPS-Daten-zu-spät-auslesenden Wanderbegleiters andererseits, brach das Wehklagen dann aber ab, als wir San Cerbone erreichten. Die Einsiedelei wurde vom Bischof Cerbone 573 gegründet, der mit den Langobarden nicht so gut konnte und auf Elba ins Exil gezwungen wurde (die Insel scheint sich sehr gut zu machen für Exilanten). San Cerbone ist verschlossen, aber draußen stehen Baumstümpfe mit nur wenig Krabbeltieren: Brotzeit!

CabinoviaGleich hinter der Kirche kreuzt die Kabinenbahn zum Monte Capanne den Weg. Wer die Cabinovia nutzt, steht im gelben Käfig, spart sich einen besonders schweißtreibenden Weg (steht so im Wanderführer), überwindet 660 Höhenmeter in 15 Minuten, kann bei guter Sicht weit blicken und bei diesiger am besten gleich wieder runter machen. Und diesig ist es am Berggipfel des 1019 Meter hohen Monte häufiger als man denkt – ist ja sonst nichts in der Gegend, wo sich die Luftmassen zu einer kleinen feinen Wolke versammeln könnten. Die Preise für die Kabinenbahn entsprechen in etwa denen eines Mittagessens in einem einfachen Restaurant – weswegen wir dann lieber Bilder von weiter unten machten.

MufflonAls Wanderer (im September) ist man weitgehend allein mit sich, den Kastanienbäumen und dann und wann ein paar Tieren. Besonders angetan hatten es uns die Mufflons, die uns aus sicherer Distanz freundlich ansahen, um dann fortzustieben. Ansonsten: Himmlische Ruhe, bei sich schlängelndem Weg ein steter Wechsel von Blicken auf den Monte (dessen Gipfel übrigens hässlich mit Sendemasten und Radaranlagen verziert ist) und das Mare mit Marciana Mariana und sogar hinüber bis hinter Portoferraio und aufs Festland.

Pisanische FestungMarciana Alta ist zwar eine der ältesten Siedlungen der Insel – aber nicht ganz so malerisch wie Poggio. Dafür ist der Ort vielleicht ein wenig ursprünglicher, was auch auch ganz reizvoll sein kann. Die Fortezza Pisana, die Pisanische Festung, begrüßt uns gleich eingangs des Dorfes. Sie ist verschlossen – was ja für eine Festung eigentlich der Normalfall sein sollte! Die viertürmige Anlage aus dem 12. Jahrhundert ist im Sommer romantischer Ort für Veranstaltungen.Wir passieren die Cappella di San Liborio aus dem 11. oder 12. Jahrhundert. Ein kleiner schlichter Bau mit einem Altar aus Stein im Innern und einem Bild darüber – sonst nichts. Das wenige Licht fällt durch die offene Tür oder, wenn die geschlossen ist, durch das kleine runde Fenster oberhalb der Tür.

Chiesa di Santa CaterinaDie Chiesa di Santa Caterina stammt aus dem 16. Jahrhundert. An gleicher Stelle gab es zuvor schon eine Kapelle, die in die Kirche integriert wurde. Die Kirche ist eine der größten der Insel Elba. Zum Dorf hin hat sie ihre schmucke Fassade und den Haupteingang, tritt man durch die Porta di Lorena hinaus, sieht man auch den Turm (der vom Tal aus oder oben vom Berg) besser zu erkennen ist. Hinterm Tor ist man mittlerweile nicht mehr vor dem Dorf, sondern in einem sehr angenehmen Teil: Hier ist die Kneipenmeile.

Bar, Porta, ChiesaWir nehmen nicht die Erstbeste, aber die erste ist eine der Besten: Die Bireria Bar la Porta, direkt neben dem Tor. Bruschette, Salate – und selbst gebackener Kuchen! Wir nahmen (zu einem Glas Weißwein) einen mit Trockenfrüchten und Nüssen, Wein, Olivenöl, Mehl (das Rezept hat uns die Wirtin verraten!). Der verarbeitete Wein war ganz offensichtlich vom Geschmack her ein einfacher Aleatico. Die Bar hat geniale Öffnungszeiten: Von 7.30 Uhr morgens bis 2 Uhr nachts. Und das in einem Dorf mit 200 Einwohner, aber etlichen Touristen. Die Preise sind sehr zivil: Für das Stück Kuchen 1 Euro, für ein Glas guten Weißwein 3,50 Euro. Dazu supernetter Service: unbezahlbar!

Unterhalb der Bar ist eine Bushaltestelle – aber es fuhr kein Bus. Also Daumen hoch und Glück haben: Zwei Bayern nehmen uns mit von Marciana nach Poggio. Sie wunderten sich über unser Fußwerk: Wandersandalen. Wir Schlenderwanderer hingegen wunderten uns, dass sie mal eben so auf den Monte Capanne gestiegen waren – in etwa zwei Stunden. „Jo mei, 1019 Meter, das ist ja nichts!“ Bayern halt.

Paolina BeachAuf der Rückfahrt von Poggio wollten wir noch den – laut Reiseführer – „überaus einladenden Sandstrand“ der Paolina-Bucht kennen lernen. Oben an der Straße verkündet ein Schild, dass die „Bar nachts und tags geöffnet“ sei. Wir also etliche Stufen runter, nur um festzustellen: Da ist gar keine Bar. Der Strand ist möhlig mit dem Nordküsten-Tang, ansonsten Steine und Sand gemixt. „Unser Müller“ hatte auf S. 64 ein sehr appetitliches Bild publiziert, das mit der Wirklichkeit leider nicht übereinstimmt. Jedenfalls nicht im September.

[Die Wanderung bei Google Maps | Lage auf der Elba-Karte]

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