Rund um und auf den Garajonay

Imada-Pano

Alte gomerische Wanderer-Regel: Wenn’s im Norden nebelt und wolkenzieht, also nix mit Wandern rund um Hermigua und El Cedro ist: einfach umplanen. Zum Beispiel eine Wanderung rund um und auf den Garajonay unternehmen, wobei der höchste Berg der Insel so wunderbar unspektakulär ist, dass er eher eine Zugabe im Gesamtmix dieser Wanderung ist.

Gemütliche Nationalpark-BummeleiVon der Straßenkreuzung Parajita – einem veritablen Kreisverkehr mit Bushaltestelle und angegliedertem Parkplatz – geht es erst gemütlich auf breitem Forstweg bergab. „Eine langweilige Tour!“ jammert Frau S., während ich etwas von einem „fantastischen Weg!“ schwärme. Ist es nicht aufregend, wie unterschiedlich wir die Welt wahrnehmen? Über die Tatsache, dass Mann und Frau nur gelegentlich und auch nur an wenigen Stellen wirklich gut zusammen passen – wenn sie sich einhaken, beispielsweise –, ist ja schon viel geschrieben worden. Aber was ist mit all den kleinen alltäglichen Dingen? Frau S. beispielsweise liebt nicht nur schmale Wege, sie bevorzugt sie auch bergauf. Herr U., wer hätte es nicht geahnt?, ist lieber auf breiten Pfaden bergab unterwegs.

Blick auf ImadaNun sind ja Wanderungen wie das Leben ein ständiges Auf und Ab, insofern hält sich alles irgendwie die Waage. Aber was ist nach dem Wandern? SIE würde gerne bei einem Salat entspannen, gerne selbst gemacht und auf der heimischen Terrasse verzehrt. ER könnte sich durchaus vorstellen, in einem Restaurant auf Salat zu verzichten und gleich Fisch oder Fleisch zu ordern. Und während die BEIDEN noch hin und her argumentieren, ändert sich der Weg, wird schmaler und unwegsamer. „Ich ziehe alles zurück, was ich vorhin über diese Tour sagte!“ jubiliert SIE, woraufhin ER lakonisch erwidert: „Ich auch.“ (Über das Wandern mit all seinen Begleiterscheinungen habe ich mich anlässlich des Gomera-Besuchs 2006 ja schon mal ausführlich ausgelassen).

Halt an den AgavenSteil und keineswegs mehr forstwagenbreit windet sich der Pfad den Berg herunter nach Imada. Der Schwindelempfängliche wählt natürlich die Seite des Wegs, die meistmöglich vom Abhang abgewandt ist. „Warum gehst Du denn durch die Agaven?“ lächelt SIE herüber, was ER mit einem gequälten „Weil sie mir Halt geben!“ quittiert.

Natürlich alles halb so schlimm, wenn man es erst einmal geschafft hat und bereit ist, neue Fehler zu machen, die man später dann wieder vielleicht gar nicht so falsch findet: Ein Abstecher nach Imada (von dem gesagt wird, es sei das schönstgelegene Dorf der Insel), um dort Rast zu machen? Gerne! Man hätte uns aber sagen können, dass das über hundert Meter runter und später die gleichen mehr als hundert Meter wieder hoch sind! Wenigstens haben wir dabei gelernt, dass das Wanderbier zwar herrlich durch die Kehle zischt, aber beim Wiederaufstieg direkt durch die Waden verdampft, was irgendwie unangemessen ist.

Aufstieg von ImadaDer Aufstieg wirkt in schöner Mittagssonne noch anstrengender und steiler als er eh schon ist, aber am Ende gibt’s einen Schleichweg zum Gipfel des Garajonay, der wirklich schön angelegt ist (schmaler als Forstwege, aber eben so seicht zu begehen: eine gelunge Symbiose für unser beiderley Geschmack!). Die Belohnung für spätes Loswandern auf dem Gipfel: Kein Mensch da außer uns. Dass die Wolken im Norden waberten und die Sicht auf Teneriffa mitsamt Teide sperrten, hatten wir erwartet. Außerdem ist es schon tres chic, wie die Wolken den optisch famosen Roque Argando umspielen.

Gomerischer SalatAbends gab’s übrigens Salat, und zwar so einen von der gomerischen Art mit Avocado, Papaya, Tomate, Banane und roter Zwiebel. Dazu ein erfrischend leichtes Zitronen-Olivenöldressing. Was sag ich? Perfekt!

Die Geschichte von Gara und Jonay haben wir bei unserer Erstbesteigung (!) des Inselberges beschrieben.

Hier geht’s zur GPS-Aufzeichnung dieser Tour:

Imada – Garajonay

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