Wenn die Bedienung den Gast fürs Aufessen lobt

Ein Besuch in Bülow's Bistro, Dresden

Bistro in der Bülow Residenz

Nein, wir regen uns nicht mehr auf über den überflüssigen Apostroph im Namen des Restaurants – aber wenn wir können, schreiben wir dann eben lieber vom Bistro im „Bülow Palais“ (obwohl: da hätten wir ja gerne einen Bindestrich eingefügt, die Umschreibung hilft also auch nicht wirklich). Und nein, wir regen uns auch nicht mehr darüber auf, dass man in dem Bistro sich auf ein Polster niederlässt, in dem man so tief sinkt, dass man (als nicht so hoch aufgeschossener langer Lümmel) fast auf Augenhöhe mit der Tischkante is(s)t. Regen wir uns denn überhaupt gar nicht mehr auf? Doch: Über merkwürdige Servicekräfte regen wir uns gerne auf – und von denen hatten wir mehr als eine.

Unsere Hauptbedienung gefiel uns beispielsweise ganz besonders, weil sie uns am Ende eines jeden Ganges immer lobte, dass wir so brav aufgegessen hatten. „Toll!“ sagte sie nach der Vorspeise, und um sich zu steigern, räumte sie die leeren Teller nach dem Hauptgang mit einem anerkennenden „Wunderbar! Sieht gut aus!“ ab. Da fühlten wir uns doch gleich mal bestätigt!

Auch nicht schlecht war die Kollegin, die (ganz am Anfang) zwei Teller brachte, von denen einer an unseren Tisch gepasst hätte als Vorspeise, der andere aber gar nicht. Als wir das monierten, grummelte sie so etwas wie „musswohlfalschertischsein“ und schob mit dem einen Teller ab – ließ sich dann aber doch noch von uns überreden, den anderen auch mitzunehmen. Und weil wir ja keinen auslassen wollen, erwähnen wir an dieser Stelle auch noch den Kollegen, der zum Dessert an den Tisch kam mit einem beherzten „Ja dann noch einmal herzlich willkommen!“

Derlei Begebenheiten lieben wir, weil man dann ja immer Gesprächsstoff am Tisch und immer was zu Lachen hat. Es ging also, zumindest an unserem Tisch, heiter-beschwingt zu in Bülow’s Bistro, das wir im Rahmen der Kochsternstunden besuchten, um zum persönlichen Abschluss noch einmal in den Genuss eines Menüs von einem Sterne-Koch zu kommen. Dirk Schroer, seit 2006 in Dresden, hat im Hauptrestaurant „Caroussel“ nicht nur einen Michelin-Stern erkocht (und gehalten), sondern wird auch von anderen Gastro-Guides hoch gelobt. So etwas, dachten wir, färbt doch auch aufs Bistro ab!

Und es ging auch gleich gut los: Wunderbar frisches und schmackhaftes Brot, dann als Amuse Gueule eine kleine Tasse mit Spargelsüppchen und einem Happen Lachs – ein feiner Gruß! Danach kam, wie bereits geschildert, erst einmal ein Fehlschuss und 20 Minuten später tatsächlich die Vorspeise: Geräucherter Heilbutt mit Zitrusfruchtsalat und Vanillevinaigrette. Eine frisch-fruchtige Sache, bei der nach meinem Geschmack der Heilbutt allerdings ein wenig unterging. Wir fanden im 2007 Riesling feinherb von Joh. Jos. Prüm, 
Mosel den Geschmack der Grapefruit wieder, die auch im Salat war – und waren eh ein wenig begeistert, was der Prüm für tolle Weine macht.

Ans Warten hatten wir uns ja schon gewöhnt, der Hauptgang kam 40 Minuten nach der Vorspeise bzw. etwa eine halbe Stunde nachdem die Teller derselben abgeräumt wurden. Fanden wir ein wenig lang, zumal Bistro ja vom russischen Wort быстро für schnell kommt. Aber man kann die Zeit ja nutzen, um durch die Lobby zu schlendern und die wirklich sehenswerten Toiletten (noch einmal) zu besuchen. Außerdem sorgte unsere Lieblingsbedienung wieder einmal für Gesprächsstoff, weil sie beim Einschenken des Weines zum Hauptgang – einen 2009 Château la Liquière, Faugerés – nicht nur über den Namen des Weines stolperte, sondern dann auch noch im Zugabeteil scheiterte: „Der passt gut zu…“ (Augenrollen, kurzes Zögern, dann die Lösung:) „…zum Hauptgang!“ Ok, sie wusste also nicht, dass dann Zweierlei vom Rind mit Artischocken-Spinat-Gemüse und Kreuzkümmeljus kommen würde, wie seit mehr als vier Wochen bei den Kochsternstunden üblich. Das Zweierlei bestand einerseits aus einem Stück Bäckchen (das in dieser Saison sowas wie ein Liebling der Köche zu sein scheint) und einem wunderbar zubereiteten Stück Filet – wie so oft konnten wir feststellen: Wenn schon Fleisch, dann gutes – und das perfekt gegart.

Zum Abschluss gab es eine gar zauberhafte (und so gut noch nicht verkostete) Café Creme Brulée mit Gewürzananas (hätten wir am liebsten noch mal geordert!) und einen dazu sehr passenden 2010 Moscato d`Asti, Oddero, der uns wieder einmal lehrte, dass ein Wein durchaus natürliche Süße haben darf – wenn’s denn passt. Wie formulierte der Service fachmännisch nach korrekter Namensnennung: „Und… er ist frisch!“

Nach dem Abschluss kommt: Der Schluss, meist in Form der Rechnung. Bei unserem Besuch im Bistro dachten wir wehmütig an die Restaurant-Besuche in Italien oder jüngst auf La Gomera zurück, wo wir fürs Wasser zwischen zwei und drei Euro zahlten. Hier waren es 6,20 Euro für 0,75 Liter.

Bülow’s Bistro
Hotel Bülow Palais
Königstraße 14
01097 Dresden

Tel.: 0351 | 8 00 30
www.buelow-hotels.de

Geöffnet: täglich 11.30 Uhr – 23.00 Uhr

[Besucht am 7. März 2012 | Zur Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

 

1 Kommentar

  1. Ein bisschen ratlos war ich heute nach dem Besuch des „Caroussels“: der Umsatz unserer kleinen Reisegruppe lag easy bei über 1000,- EUR (ohne Getränke). Aber als ich zum Schluss – nach vier Stunden entspannten Tafelns – nach der Rechnungslegung noch gutgelaunt um drei „Koste-Fingerhütchen“ sächsischen Obstbrands bat (Schattenmorelle, Quitte, Holunder), wurden dafür ohne Wimpernzucken noch mal 27,- EUR in Rechnung gestellt.

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