Die Damen der dritten Etage

Es gibt weltweit etwa 2,5 Milliarden Menschen, die keinen Zugang zu Toiletten haben, entnehmen wir der Wikipedia, und die hat’s aus der Zeit (10.06.2010, online). Nicht mitgezählt sind dabei die Damen, die in der 3. Etage des knapp hundert Jahre alten Dresdner Universitäts-Gebäudes arbeiten oder studieren oder sich auch nur vorübergehend befinden, denn die haben zwar dort auch keine Toilette, aber eben nur dort nicht. Dennoch ist das kein Zustand, zumal dann nicht, wenn der Umstand dringend wird und frau durch die Gänge geistert, um zu suchen, was die Arbeitsplatzverordnung ihr zugesteht: Ein Häuserl, das nicht für geschäftige Mannsleut vorgesehen ist, sondern für sie.

In Walter Isaacsons Biographie über Steve Jobs kann man lesen, wie wichtig Toiletten für den Erfolg eines florierenden Unternehmens sind. Dabei spielt die Episode, wonach der Apple-Gründer und Barfußläufer sich seine Füße zur Entspannung in einer Toilettenschüssel gewaschen haben soll, nur eine periphere Rolle. Viel später im Leben des Steve Jobs wollte er beim Neubau des Pixar-Firmengebäudes nur einen zentralen Sanitärbereich durchsetzen – direkt neben dem Café: Tea In – Tea Out als Kommunikationsgrundlage, das war die Devise. Allerdings beschwerte sich eine schwangere Frau über im Ernstfall zu lange Wege – und das Pixar-Gebäude hat nicht einmal drei Etagen, sondern nur zwei.

Was könnte man (da ist sie schon wieder, zärtlich versteckt in den Feinheiten der deutschen Sprache: die männliche Dominanz) tun, um diesen unhaltbaren Zustand zu ändern?

Man könnte die Herrentoilette umfunktionieren zu einem Büroraum. Dann gäbe es in der dritten Etage gar keine Toilette und keine Benachteiligung der Frauen. Eine glückliche Lösung nur für den, der das neue Büro bezöge, vielleicht ja sogar mit integrierter Nasszelle.

Man könnte die Herrentoilette umfunktionieren zur Damentoilette. Das wäre aber quasi alter Wein in neuen Schläuchen, auch wenn Weintrinker bei diesem Bild die Nase rümpfen dürften. Aus Gründen. Es wäre auch nicht wirklich zielführend, denn mit einer reinen Umkehr der Verhältnisse ist noch keine Revolution dauerhaft glücklich geworden. Und wenn, was absehbar ist, Gleichstellung bei zunehmender Frauenpower bald den Schutz männlicher Minderheiten bedeuten würde, kämen sicher in absehbarer Zeit neuerliche Umwidmungsanträge auf den Tisch des Hohen Hauses.

Man könnte den Schriftzug Herren um den Schriftzug Damen ergänzen, mithin durch Hinzufügen Reduktion aufs Wesentliche veranlassen. Aber ein Blick über den Gartenzaun entmutigt: Wenn das weder bei der exzellenten Humboldt-Universität noch bei der in der Wolle basisdemokratisch gefärbten Piratenpartei klappt, dann wird das auf der dritten Etage des altehrwürdigen Uni-Baus sicher auch in die Hose gehen.

Man könnte natürlich auch noch eine zusätzliche Toilette bauen. Das hat nicht nur pekunäre Folgen, die zur Vermeidung prekärer Situationen billigend in Kauf genommen werden könnten, sondern das könnte auch weitere Begehrlichkeiten auf den Plan rufen.

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