Die einen sagen so, die anderen sagen so…

...und wir meinen: Ein Besuch im Restaurant Alte Meister lohnt sich!

Alte Meister

Der Ort könnte gut missbraucht werden für Schlechtes – denn viel schöner oder zentraler im touristischen Dresden als im Restaurant „Alte Meister“ kann man nur schwer sitzen: Das hervorragend sanierte Braun’sche Atelier (Albert Braun leitete nach dem Zweiten Weltkrieg den künstlerischen Wiederaufbau des Zwingers) ist tagsüber ein Café und abends ein Restaurant – und das nun schon seit dem Jahr 2001. Seitdem berichten Stammgäste über supertolle Erlebnisse und manchmal aber auch so naja-Erfahrungen. Nach langer Zeit probierten wir das Restaurant mit Blick auf Semperoper und Theaterplatz einmal wieder aus – und hatten beide Erlebnis-Arten am Tisch vereint.

Aber der Reihe nach! Unbeabsichtigt testeten wir die Geduld des Service gleich zu Beginn des Besuchs: Wir konnten uns nämlich nicht entscheiden, ob wir draußen oder drinnen sitzen wollten! Gute Reaktion des Service: Wir könnten doch draußen anfangen und dann reinkommen, das sei kein Problem! Der Vorschlag gefiel uns, die lockere und dennoch verbindliche Art der Gästebetreuung auch – und wir entschieden uns für drinnen. Als es dort nach einiger Zeit richtig voll wurde, wussten wir das Angebot doppelt zu schätzen!

Wir wurden dann den Abend über hauptsächlich von einer anderen Dame im Service bedient, wieder superfreundlich und kompetent: Es geht also, auch im Tourizentrum! Das Restaurant ist, Zwinger hin und Dresdner Barock her, stilistisch erfreulich sachlich, an den Wänden allerdings hängen Bilder mit Männern, bei denen man sich nicht immer sicher ist, ob sie das Richtige für ein Restaurant tun, so wie sie da stehen.

Die Karte mit den (recht häufig wechselnden) Essensangeboten liest sich gut, zusätzlich steht Aktuelles auf der Schiefertafel. Die Weinkarte ist übersichtlich, aber keineswegs karg. Besonders erfreute uns, dass man auch hier offene Weine günstiger bekommt als den gleichen Wein in der Flasche – ist doch prima, denn so kann man profitabel mehr probieren und auch mal zwischen weiß und rot wechseln.

Vorab gab’s frisches Brot (zwei Sortern, vollkörnig und weiß) sowie hervorragende Estragonbutter und Olivenöl, dann kamen recht zügig die Vorspeisen („die Jungs in der Küche sind schnell!“ meinte unsere Bedienung – offensichtlich verbringen häufig BesucherInnen der Semperoper den ersten Teil des Abends hier und sind daher ein wenig unruhig).

Die Jacobsmuscheln mit Crostini, Apfel, Schinken und Rucola (13,00 EUR) waren optisch wie geschmacklich eine bezaubernde Einstimmung, mit perfekt gegarten Jacobsmuscheln und dezent nach Salbei schmeckenden Crostini. die Variation vom Pfifferling (10,00 EUR) bestand aus einem (heißen!) Süppchen, einer würzigen Pastete und kleinen Pfifferlingen auf Pesto.

Seeteufel und Riesengarnelen am Zitronengrasspieß gebraten mit lauwarmen Salat von gegrilltem Gemüse und La Ratte Kartoffeln (23,00 EUR) war seinen Preis auch mehr als wert, wurde mit einer kleinen Schaumkrone serviert und hätte lediglich einen etwas aromatischeren Spieß verdient (man kann den ja leicht anklopfen, damit man was merkt – aber das ist Meckern auf hohem und individuellen Niveau). Enttäuschend hingegen der Fleischgang Geschmorte Lammhaxe, junges Gemüse, Trüffelkartoffeln (18,50 EUR), denn die Lammhaxe war totgegart, knochentrocken und folgerichtig nahezu geschmacklos. Als wir das dem Service beim Ausheben der Teller sagten, versprach sie es der Küche mitzuteilen – wobei die Haxe, die später am Nebentisch serviert wurde, dem Anschein nach noch nicht von der Nachricht profitieren konnte.

Das Dessert, wie die Lammhaxe aus dem Tagesangebot gewählt, versöhnte: Es gab Gebrannte Limettentarte mit Apfelsorbet (6,50 EUR), und dazu bestellten wir einen schönen alten Calvados. Bei der Rechnung folgte eine doppelte Überraschung: Das Dessert ging („als Ausgleich für die Haxe“) aufs Haus, und der großzügig eingeschenkte Calvados auch (weil man mitbekommen hatte, dass ein Geburtstagskind am Tisch saß).

Alte Meister Café und Restaurant
Theaterplatz 1a
01067 Dresden

Tel. 03 51 / 481 04 26
www.altemeister.net
Geöffnet
täglich 11 – 23 Uhr (Abendkarte ab 17.30 Uhr)

[Besucht am 2. Juli 2012 | Karte der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

3 Kommentare

  1. Es sagt mithin viel über die „Alten Meister“ aus, dass man dort häufiger auf Kollegen der Semperoper trifft, die die Lokalität und das Futter dem „Sterneessen“ der nahen Semper-Mensa – die ja immerhin von Stefan Hermann verantwortet wird! – hin und wieder vorzuziehen scheinen.

    • Martin, eine Kantine mit einem Restaurant zu vergleichen – geht das? Also ernsthaft? Und den Stern hat Stefan Hermann oben auf dem Hirsch (zu Recht, finde ich), nicht die Kantine…

    • noja, ich finde es sagt schon was aus, wenn jemand lieber ziemlich deftige Preise für ein Mittagessen zahlt, anstatt für dreifuffzich zu essen. Der Kantine eilt schon ein ziemlicher Ruf voraus – die wenigen Male, die ich dort speisen durfte, wars nicht wirklich schlecht; nur der Espresso ist RICHTIG mies.

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