Es kann ja nur besser werden

Ein Besuch beim ersten Sächsischen Weinfest im Dresdner Stallhof

Sächsische Weinfest

Die Buchstaben reihten sich traurig aneinander: W-E-I-N-F-E-S-T steht da auf T-Shirts an Figurinen, aber es ist mehr zum Weinen als zum Feiern: Wenige Gäste nur kamen, um im zauberhaften Ambiente des Stallhofs in Dresden das erste Sächsische Weinfest des Weinbauverbands Sachsen zu erleben. Woran lag’s? Am Wetter, das vielleicht am einen Tag zu warm und am anderen zu wechselhaft war? Wohl kaum. Eher am fehlenden Marketing und an einer Reihe von merkwürdigen Entscheidungen. So blieben die Winzer zwar nicht ganz unter sich, aber vom Massenansturm (wie beispielsweise jahrlich im Herbst in Kötzschenbroda) verschont.

Die skurrilsten der merkwürdigen Entscheidungen waren wohl, drei Euro Eintritt zu nehmen für diese unbekannte Veranstaltung (was viele Touristen angesichts der gähnenden Leere im Stallhof an der Kasse umdrehen ließ) sowie bereits am Freitag zu beginnen, obwohl auf Plakaten nur vom Samstag und Sonntag die Rede war. Sogar auf der eigenen Webseite ging’s munter durcheinander, denn da stand zwar was vom Freitag, aber dann auch wieder dieses: „Zwei Tage lang Weinfest, das heißt zwei Tage lang unbeschwerter Genuss und Teilhabe an einer fröhlich-entspannten Stimmung.“

Die Gläser leer...Wir entschieden uns tapfer zur Teilhabe. Schon wegen dieses schönen Wortes wollten wir dabei sein. Außerdem hatten wir gesehen, dass ganz am Anfang (oder am Ende, je nachdem, welchen Eingang man wählte) gleich zwei Winzer vertreten waren, deren Wein zu trinken sich immer lohnt: Schloss Proschwitz und Tim Strasser, Rothes Gut Meißen. Hier startete (mit einem ganz feinen 2008 Riesling-Sekt von Schloss Proschwitz) der Rundgang (und, um das vorweg zu nehmen: da endete er auch mit einem Weißburgunder).

Sächsische WeinfestWir ahnten, dass das unsere Ecke werden könnte und machten uns erst einmal zum Rundgang auf. Angesichts des Wackerbarth-Standes mussten wir uns verstohlen eine Träne abwischen: Das Staatsweingut hatte das Souterrain gebucht, was ein lauschiger Platz im Stallhof ist, wenn sich die Massen um den Verkaufsstand drängen. Aber mit zwei Gästen sieht das so trist aus, dass einem eben Trauertränen kullern können. Trost fanden wir beim Weinbau Henke, wo zwar auch nicht gerade der Bär tobte, aber das Verkaufspersonal wenigstens gut drauf war. Den Rosé (ein trockener Winzerschoppen mit freundlichen 10,5 %) muss man sich merken, vor allem falls es versehentlich noch einmal sommerlich warme Tage geben sollte.

Komisch und fröhlichGleich um die Ecke strahlten Hoheiten um die Wette: Die sächsische Weinkönigin Franziska Spiegelberg und Weinprinzessin Katharina Fritze waren in T-Shirts geschlüpft, über deren Text man besser auch nicht zu lange nachdenkt: „Wein macht fröhlich, nu“ könnte man sich ja noch antun, aber was bitte muss ich darunter verstehen, dass Wein auch komisch macht? Nu? Genau: Lieber wieder ausziehen (war noch was drunter, ging also problemlos), denn wer möchte schon ne komische Type sein? Andererseits färbt der Aufdruck nicht zwingend auf den Ausdruck ab, so mein Eindruck beim Miettoilettenservice Weinrich: Der Wächter übers Häuschen (Eintritt fürs Austreten noch einmal 50 Cent) sah gar nicht fröhlich aus, trotz Wein im Namen und T-Shirt.

Wein macht fröhlich, nu.Aber wenigstens wollte der Klomann das Geld in gültiger Währung haben, während die offensichtlich vom weihnachtlichen Stallhofspektakel übrig gebliebenen Essensanbieter es ja immer noch lustig finden, Euronen abzukassieren. In einer hier aus rechtlichen Überlegungen nicht näher bezeichneten Angebotsstelle roch es übrigens so arg nach Frittenfett, dass wir dort einen großen Bogen schlagen mussten (und dabei über die Formulierung „vom Weihnachtsmarkt übrig geblieben“ sinnierten). Uns tat der Weinladen in der Nähe leid – dessen Weine rochen alle unverschuldet nach altem Fett.

Am Stand der Sächsischen Vinothek gab’s Gelegenheit, Weine mehrere Winzer zu verkosten, die nicht selber mit einem Stand vertreten waren. Und so entdeckten wir einen Riesling vom Winzerhof Rößler, der uns für einen trocken ausgebauten Wein reichlich fruchtig vorkam. Aber da Steffen Rößler auch eine Straußwirtschaft im renovierten Dreiseithof installiert hat, werden wir ihn sicher bald vor Ort besuchen, um im Rahmen unseres Besenwirtschaft-Projekts mehr zu erfahren.

Tim StrasserRundgang beendet? Nu! Also schlugen wir Wurzeln bei Tim Strasser, der selbst am Stand war. Wir hatten neulich bei Charlotte K. seinen Hibernal getrunken und wollten uns den Namen merken – das ist nun nicht mehr nötig, denn mit Riesling (nun wirklich ein trockener mit Säure!) und Helios gewöhnen wir uns an Strassers Weine. Den Helios haben wir unprofessionell als leckeren Saufwein bezeichnet, was wir als unverhohlenes Lob verstanden wissen wollen. Später, sehr viel später (nämlich am nächsten Tag beim zweiten Besuch) probierten wir dann noch die Cuvée Meissenweiss (60% Müller-Thurgau, 20% Traminer, 20% Scheurebe) und den Müller-Thurgau. Für den fanden wir wir dann auch ein Label: Lieblingswein.

2 Kommentare

  1. Mensch, ich könnte so viel über Wein lernen, wenn ich mal mit euch über so ein Fest ziehen würde… Vielleicht klappt’s ja mal! 🙂

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