Parkplatzgebühren statt Rastplatzvergnügen

Geschichten aus Sardinien (21)

Capo Carbonara

Man hat ja so seine Erwartungen, Vor-Urteile im besten Sinn. Also stellte ich mir so vor, dass die Autofahrt vom südsardischen Flughafen Cagliari Richtung Westen zum Urlaubsort Sant’Anna Arresi immer an der Küste entlang führt. In jedem Fischerdorf, dachte ich mir, gäbe es einen Hafen – und zu jedem Hafen gehört eine Bar, ein Ristorante oder sonstwie eine Gelegenheit, etwas zu essen oder zu trinken.

Dann fuhren wir die Schnellstraße vom Flughafen Elmas Richtung Küste, weiter über den Damm mit Lagunen (mit Flamingos, very pretty) zur Rechten und Industrie zur Linken und fanden auch gleich das vorab im Reiseführer ausgewählte Fischrestaurant Su Cardiga e su Schironi – allerdings hatte es geschlossen.

Na klar, der Flieger hatte Verspätung, die Anmietung des Autos dauerte noch länger als sonst schon, weil die Groupon-Reisenden vor uns partout nicht verstehen wollten, dass auch sie die volle Kaution zu hinterlegen hätten. Wohl zehn Mal erklärte der geduldige Sarde es den nahöstlichen Klienten, wohl zehn Mal verstanden sie es nicht (oder wollten es nicht verstehen).

Bis Pula gibt’s immer nur Stichstraßen zur Küste, danach laut Karte eine Straße direkt am Meer entlang, Doch der Maßstab der Karte gaukelte vor, was dann im Maßstab Wir:Wirklichkeit nicht ganz so war. Also sahen wir Landschaft links wie rechts. Was wir nicht sahen, waren die erhofften Bars oder Restaurants. Die Chance, noch ein normales Lokal geöffnet zu sehen, schwand sowieso mit jeder Minute – aber das war nicht weiter schlimm, weil wir gar nichts fanden, was uns zum Einkehren hätte verleiten können.

Was wir statt dessen immer wieder antrafen: Parkplätze, bewachte natürlich. Menschen unter Sonnenschirmen verlangten Tagessätze, die wir für lediglich zehn Minuten Photostopp nicht bereit waren zu zahlen. Unsere Laune stieg ins Unermessliche, und was wir zwischen Sarroch, Pula, Nora und dem Torre di Chia geflucht haben, entzieht sich der Höflichkeit geschriebener Texte.

Die Costa del Sud mit der Panoramastraße oben und den kleinen Sandstrandbuchten an türkisem Wasser unten verdient die Lieblingsbeschreibungsvokabel „pittoresk“, gastronomisch stellten wir uns wieder die Frage, ob Südsardinien gar nicht mehr zu Italien gehört. „Alles Tote Hose!“ kommentierte später unser Vermieter bei der Wohnungsübergabe. Wo er Recht hat…

Capo Malfatana

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