Man spricht deutsch auf der Baustelle

Lavori in Corso

Über außergewöhnliche Gaststättennamen müsste man eigentlich mal eine Geschichte schreiben. Lavori in Corso – Vorsicht Baustelle – ist ja nicht gerade das, was man bei einer guten Osteria assoziiert. Oder doch? Denn lavori in corso heißt ja auch, dass etwas in Bewegung ist. Kein Stillstand? Finden wir gut! Also hinein in die Gaststätte, denn beim Bummel durch die viel befahrene Hauptstraße von Sant’Anna Arresi war uns aufgefallen, dass die Bedienung die Karte dort auf einer großen Schiefertafel präsentierte. Die anderen einschlägigen Örtlichkeiten hatten hingegen seitendicke Karten: Dann doch lieber wenig und vielleicht frisch!

Wir hatten es gut getroffen. Die Außenplätze waren zwar sehr schlicht (keine Tischdecke, Gartenstühle), aber dafür die Bedienung super. Nicht erwartet, aber auch nicht schlimm: Man spricht deutsch. Weil beide Inhaber einige Jahre in München gearbeitet haben – aha: deswegen preisen die Lampen zur Straße hin Augustiner Bier an. Uns egal, wir trinken Wein, und der war auf jeden Fall einfach (wir hatten einen Landwein bestellt) und gut. Es gab vorweg Grissini mit einer leckeren Créme, dann zu den Vorspeisen noch einen Brotteller.

Um es vorweg zu nehmen: Wir waren noch einmal da, weil es uns so gut gefallen hatte. Also nicht wundern, wenn hier so viele Gerichte erwähnt werden – das ist kumulierte Erfahrung! Beim zweiten Besuch ließen wir uns dann auch einen Flaschenwein empfehlen und waren mit einem Vermentino aus der Cantina Santadi sehr zufrieden.

Von den Vorspeisen probierten wir Polipo in umido (9 EUR) – eine sehr kräftige Suppe mit viel Oktopus. Sah ein wenig gewöhnungsbedürftig aus, schmeckte aber gar köstlich. Calamari su insalata (10 EUR) waren der Beweis, dass fast alles, was hierzulande als Tintenfisch serviert wird, direkt aus der Gummifabrik zu kommen scheint. Der im Lavori in Corso hingegen war zart und erinnerte geschmacklich eher an Kalb denn an Gummi. Ansonsten war’s sehr schlicht, aber mit feinem leichten Dressing sehr angemessen. Beim zweiten Besuch teilten wir uns ein Vitello Tonnato (9 EUR), das deutlich derber geschnitten war und mit weniger Thun-Sauce auskam als meist bei uns. Dafür war’s ein würziges Fleisch und eine Sauce, die auch wirklich nach tonnato schmeckte.

Unter den primi begeisterten uns Spaghetti Vongole (9 EUR) mit bissfesten Nudeln und reichlich Herzmuscheln, die offensichtlich in einem köstlichen Sud gegart waren. Von der eher regional-kräftigen Sorte gingen die Tagliolini alle Sarde (8 EUR) gut als Hauptgang durch: Lecker und satt machend.

Zweimal genossen wir Orata alla griglia (12 EUR), die ganz auf den Tisch kam und freundlicherweise vom Service filetiert wurde. Das ging erstens so flott, dass der Fisch nicht kalt werden konnte und bescherte uns zweitens komplette Filets und keine Kampfreste auf dem Teller. Das feste weiße Fleisch der Goldbrasse war (zumindest am Anfang) schön saftig, garte allerdings im Laufe der Zeit etwas nach – so ist das leider. Zum Fisch gab es: Nichts, wenn man nicht wollte. Auch so etwas, was mir an der italienischen Küche gefällt: Eine Dorade ist doch schon reichlich und bringt auch genug Geschmack in den Mund, da braucht’s keine Beilagen!

Zum Dessert hatten wir Ziegenkäse mit (leider etwas zu wenig) Honig und Amaretti mit Süßwein, danach einen prima Café und, außer der Reihe vom Wirt spendiert, Schokocreme mit Mirto in einer Waffel zum Schlürfen. Hach!

Lavori In Corso
Via Italia 336
09010 Sant’Anna Arresi
Tel. +39 338 7160633

Geöffnet morgens ab 6.30 Uhr als Bar (super caffé!), mittags 12 – 15 Uhr, abends 17-01 Uhr (beste Essenszeit: nach 20 Uhr). Sonntags geschlossen (Öffnungszeiten im September 2012 notiert).

[Besucht am 14. und 24. September 2012]

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