Sagrada Familia: Die gemeine Turmschnecke hinunter

Sagrada Familia

Hoch geht’s mit dem Fahrstuhl. „Und dann steigen Sie aus und können sich umsehen, solange Sie wollen!“ sagte die nette Frau bei der Einlasskontrolle zu einem der Türme der Sagrada Familia. Außerdem erzählt sie, dass man oben mal raustreten könne auf einen der kleinen Balkone sowie über Stege von Turm zu Turm gehen könne. Toll!

Sagrada FamiliaWas sie nicht erwähnt, ist die kleine Amerikanerin, die uns gleich oben entgegenkommt. Ob wir einen Weg runter wüssten? Sie sei jetzt schon ganz lange hier oben und finde den Weg runter einfach nicht! Wir waren gewarnt, achteten ein wenig auf unseren Weg durch die Luft – und nahmen die Lady später mit runter. War nämlich eigentlich gar nicht so schlimm, wenn man erst einmal eine der Wendeltreppen erreicht hatte, die sich schön ebenmäßig runterdrehen und (natürlich, möchte man bei Gaudí sagen) ein organisches Element zum Vorbild haben, eine Art Meeresschnecke mit dem passenden Namen gemeine Turmschnecke (Turritella communis).

Sagrada FamiliaOben selbst ist es in vielerlei Hinsicht aufregend. Die Türme haben unterschiedliche Höhen: die der Geburtsfassade (auf und in denen wir herum kraxelten) sind 98,40 Meter (die äußeren) und 107 Meter hoch. Die Türme der Passionsfassade sind 107,40 und 112,20 Meter hoch. Die noch nicht fertigen Türme werden zwischen 112,20 und 172,50 Meter hoch – wobei der höchste dann der größte der Welt sein wird und den bisherigen Spitzenreiter Ulmer Münster um gut zehn Meter überragen wird. (Für die, die sich unter den Meterangaben nicht so viel vorstellen können, aber schon mal in Köln waren: Die Türme des Kölner Doms sind 157,38 Meter hoch.)

Der Sankt-Barnabas-Turm – der erste Turm links auf der Seite der Geburtsfassade – wurde am 30. November 1925 fertiggestellt und ist der einzige Turm, dessen Fertigstellung Gaudí noch erlebte. Die anderen drei auf der Ostseite hat sein Nachfolger Domènec Sugrañes vollendet, die auf der gegenüberliegenden Seite sind 1977 fertig geworden – soviel zum Zeitraster beim Bau der Sagrada Familia.

Sagrada Familia

Der Blick in die Turmspitzen birgt wieder eine Gaudíeske Überraschung: Sie sind lichtdurchflutet! Die Scharten, die von unten als nach oben führende dunkle Löcher in den runden Turmspitzen zu erkennen sind, bringen das Licht hinein in die Zipfelmützen!

Natürlich hat man von hier oben den Überblick – aber nicht nur in die Ferne mit der Skyline von Barcelona, sondern auch auf Teile der Sagrada Familia, die man von unten nicht oder so nicht sieht. Zum Beispiel die Baubuden, die hier Platz genug finden in luftiger Höhe. Oder Details der Spitzen von Türmchen und Zinnen – die Detailverliebtheit in luftiger Höhe ist beachtlich. Aber ohne die wäre es ja nicht Gaudí.

4 Kommentare

  1. Alles private Gelder, von Anfang an. Dass es so groß(artig) wurde, lag auch schon an einer „unerwartet hohen Spende“ (zitiert aus dem Gedächtnis, Quelle gerade nicht im Kopf). Jahresetat derzeit 20 Mio Euro, wenn was nicht verbaut werden kann, wird es weiter gegeben als Spende. Spender sind, solas ich, „reiche Katholiken und vor allem Japaner“.

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