Wo der Flammkuchen sich im Elbland wohlfühlt

L'ami Fritz

Vor längerer Zeit stießen wir während einer Weinwanderung ziemlich unerwartet auf ein Stück Elsass im Sächsischen: Das L’ami Fritz in Diesbar-Seußlitz. Es hatte uns spontan gefallen, aber da wir an diesem Tag noch einiges vorhatten, gab es nur eine kurze Rast. Nun haben wir es endlich geschafft – und waren, nun ja, nicht mehr ganz so begeistert.

Wie konnte das passieren? Seinerzeit lobten wir den überaus guten Service – doch die beiden Jungs sind weg: „Der eine ist jetzt Arzt und der andere kellnert woanders!“ hieß es auf Nachfrage. Nun ja, so kann man es sagen, aber wo anders ist, wissen wir ja 😉 So wurden wir zwar freundlich bedient, aber ein wenig fehlte uns die Herzlichkeit und das Individuell-Herzliche.

Wir suchten uns aus der Karte drei Dinge heraus und beschlossen, die Speisen jeweils zu teilen. Zum Start einen Flammkuchen – den machen sie im L’ami Fritz eigentlich vorbildlich gut: Knuspriger hauchdünner Boden und schmackhafter Belag. Wir hatten mit Rücksicht auf die Position an erster von drei Stellen die schlichte Variante nur mit Zwiebeln und Schinken gewählt und waren’s im Prinzip zufrieden. Ein my weniger blass hätten wir uns den Teig gewünscht, aber das ist Meckern auf hohem Niveau.

Unter den Vorspeisen fanden wir Escargots, sechs Weinbergschnecken. Sie kamen ohne Häuschen (was ich eher gut fand, erspart es doch die Frickelei des Herauspalens) und in überreichlich Butter „mit ohne Knoblauch“. Die Butter überschwemmte die komplette Keramikform, nicht nur die Aushöhlungen für die Schnecken, und sie hatte offensichtlich nichts außer der Wärmepfanne gesehen. Schade, denn mit etwas Knoblauch (oder, in dieser Jahreszeit, gerne auch Bärlauch) und einigen Kräutern ist sie es doch, die den Schnecken Geschmack gibt. So war das eine eher fade Angelegenheit.

Unser Hauptgang Munster frit (Bratkartoffeln mit Münsterkäse) hingegen war ganz nach unserem Geschmack, mit wohl schmeckenden, gut gegarten und gebratenen, gerade richtig abgeschmeckten Kartoffeln und würzigem Käse obendrauf. Perfekt (und sooo einfach, sollte man mal nachmachen!).

Weine gibt’s im L’ami Fritz sowohl aus dem Elsass (Jean-Charles et Damien Kieffer aus Ittersweiler) als auch aus der näheren Umgebung (Weingut Lehmann, gleich nebenan, und Rothes Gut von Tim Strasser schräg gegenüber). Da wir von einer STIPvisite bei Tim Strasser kamen, wählten wir einen passenden aus seiner Kollektion: eine Cuveé Meissenweiss, in der sich Riesling und Müller-Thurgau sehr süffig vermählen.

Ein Wort noch zum Ambiente. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich trefflich streiten, und so waren wir uns am Tisch auch nicht wirklich einig, ob die Ausstattung mit vielen Details eher Kitsch oder eher Gemütlichkeit repräsentiert. Aber mit einigen Sprüchen in der Karte, auf der Toilette und auf Fliesen im Gastraum hatten wir dann doch so unsere Schwierigkeit (und nein, ich meine nicht das bei einem deutschen Spruch fehlende „r“ in der Zigarre).

Fazit: Draußen sitzen im Sommer bei oder nach einer Wanderung mit einem Stück Flammkuchen macht mehr Spaß!

L’ami Fritz
Am Brummochsenloch 8
01612 Diesbar-Seußlitz

Tel. 03 52 67 / 55 91 88
www.lami-fritz.de

Geöffnet (aktualisiert 2017):
Fr ab 17 Uhr,  Sa und So ab 11 Uhr

[Besucht am 10. Mai 2013 | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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