Zugpferde im Verkehrsmuseum

Hintergrundinformationen

Das Dresdner Verkehrsmuseum ist der Klassiker für die Kinderbespaßung am Wochenende oder in den Ferien – vor allem bei schlechtem Wetter oder (egal bei welchem Wetter) zur (Vor-)Weihnachtszeit, weil da die Modellbahnanlage traditionell besonders attraktiv ist. Vor allem für die Väter, hört man.

Sechsspänner Nun gibt es (noch bis 1. September 2013) eine Sonderausstellung, in der unter dem Titel „Zugpferde – als Pferdestärken noch starke Pferde waren“ die erstaunlichsten Aspekte von Pferden als Arbeitstieren dargestellt werden. Um sich klarzumachen, wie arg doll diese Ausstellung ins Verkehrsmuseum passt, sollte man sich in Erinnerung rufen, dass das Gebäude 1586 als Stall für 128 Pferde und Remise für die Kutschen des sächsischen Hofs gebaut wurde. Na klar: Deswegen kennen wir den Hof zwischen Schloss und dem 1731 erweiterten Johanneum (wie der Stall König Johann zu Ehren seit 1876 heißt) ja auch als Stallhof!

Meißen: 11 Stunden
Führung mit Museumsdirektor Joachim Breuninger

Also Pferde sind dem Renaissancegebäude nicht fremd. Aber die Pferde und ihre Geschichte als Malocher sind uns erstaunlich fremd, wie ein Besuch am Internationalen Museumstag zeigte. Ein wenig Aufklärungsarbeit will da die Ausstellung im Verkehrsmuseum leisten – und dank des bundesweit 1. Tweetups, bei dem Dresdner Twitterinnen und Twitterer quasi als Museumsbotschafter des Verkehrsmuseums fungierten und ihre frisch gewonnenen Erkenntnisse in die Welt twitterten (bei Twitter #ZugUp und #IMT13 suchen!) gab’s noch mehr weltweite Aufklärung. Ursprung dieses digitalen Rauschens war die extrem gute Führung von Museumsdirektor Joachim Breuninger. Warum extrem gut? Weil er wunderbar zu erzählen wusste und auch die kleinen Details nicht vergaß. Zum Beispiel: Schon mal drüber nachgedacht, wieviel Mist die achttausend zivilen und zweitausend fürs Militär genutzten Pferde vor gut hundert Jahren in Dresden so machten? 30.000 m3! Und das waren, pardon: Festmeter. Wer schon mal am Postplatz daneben stand, wenn sich die Pferde der Touri-Kutsche mit sattem Strahl erleichtern, der weiß: Das riecht penetrant und hält sich länger in der Luft als Diesel – zumal moderner Asphalt auch nicht so versickerfreundlich ist wie festgestampfter Boden es früher war. Also sagen wir mal so: Es war nicht alles gut in der guten, alten Zeit.

#IMT13 #ZugUp Erstaunliche Lernkurve auch bei dem Kapitel Pferd und Krieg. Wieviel Pferde, nur mal so in die Runde gefragt, waren denn wohl im zweiten Weltkrieg aktiv beteiligt? Na? Vor einem Pferdeheerwagen (Standardmodell) erfuhren wir’s und guckten ungläubig aus der Wäsche: 8 bis 10 Millionen Pferde waren im Einsatz – und allein auf deutscher Seite standen rund 2,7 Millionen. Von 400 Divisionen der deutschen Wehrmacht waren nur 40 motorisiert, dazu kamen 16 Panzergrenadier-Divisionen. Alle anderen waren bespannt. Warum wir das nicht wissen? Weil die Propaganda den überlegenen Deutschen mit Hochtechnologie zeigen wollte und Bilder von Pferden – schon gar nicht von toten – nicht zuließ. Und so lebt die Lüge fort, denn wir nehmen natürlich nur die Bilder, die wir haben, wenn wir Geschichte schreiben. Aber nun ist die Wahrheit ja raus, getwittert und gebloggt…

Alter Landauer

Verkehrsmuseum Dresden
Augustusstraße 1
01067 Dresden

Tel. 0351 / 8644-0
www.verkehrsmuseum-dresden.de

Geöffnet:
Dienstag bis Sonntag von 10 – 18 Uhr · Montag geschlossen

Sonderausstellung Zugpferde noch bis 1. September 2013. Es gibt einen (teuren…) Katalog zur Ausstellung

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