Leicht und geradlinig

Restaurant Schöne Aussicht

Schöne Aussicht

Die Schöne Aussicht am Elbhang hinter der Schwebebahn hatte im Dezember vergangenen Jahres eröffnet – nach etlichem Hickhack um das Gebäude und dessen Nutzung. Ein Bekannter war gleich nach der Eröffnung da und schrieb eine Empfehlungs-Email – aber wir wollten erst mal abwarten. Als wir nun zusammen da waren, war schon wieder alles anders, kein halbes Jahr nach der Eröffnung: Neue Geschäftsführung, neues Personal, neue Web-Adresse (die alte ist noch online, welch‘ Verwirrung!). Aber auf der Karte immer noch den Wein von Hermann Zöller aus der Pfalz, dem man zur Eröffnung offensichtlich Riesenmengen abgekauft hat. Aber anders als vor einem halben Jahr ist noch ne Menge anderer Wein dazu gekommen, eine eigene Sommeliere gibt’s nun auch und einen Kellner, der, rein ausbildungsmäßig, uns den Abend auch Opernpartien singend hätte begleiten können. Tat er nicht, aber gut war er dennoch: Kompetent, freundlich, flott.

Wir waren in großer Runde unterwegs und hatten den vornehmeren Teil des Hauses für uns. Eingedeckt mit edlem Tuch, natürlich Stoff-Servietten, Kerzen und Rosen in der Vase. Die Karten sind schwer, was auch so eine Marotte ist: Man wuchtet herum, der Service hat zu schuften – irgendwie sinnlos. Glücklicherweise passen Form und Inhalt nicht zusammen, denn die Karte signalisiert beim Lesen Leichtigkeit und Geradlinigkeit. Wir hatten Frühlings-Kräuter-Salat, Ziegenkäse, Papaya und Coppa (7,50 €), wurden bei der Bestellung gewarnt: Ziegenkäse sei da gar nicht drin, lediglich im Dressing. Danke für den Hinweis, und zwar in jederlei Hinsicht, denn das Dressing war schon sehr ziegenkäselastig! Die zweite Vorspeise fanden wir bei den Zwischengerichten: Kaninchenleber, Blattspinat, Gemüse-Rösti (9,50 €). Hier deutete sich schon an, was uns später große Freude bereiten sollte: Die Küche versteht es, die Dinge auf den Punkt genau zu garen, beherzt zu würzen und klar anzurichten.

Für den Hauptgang sind wir voll auf Risiko gegangen, aber die Bedienung hatte uns treuherzig angesehen und ganz dolle versprochen: Ja, wenn wir Rinderhüfte rosa, Artischocken, Bärlauch-Ravioli (17,90 €) medium-rare haben wollten, bekämen wir das auch so. Und wenn Thunfisch, Zuckerschoten, Kirschtomaten, Süßkartoffel (17,90 €) wirklich innen roh wie Sushi und außen nur ganz kurz angegart sein sollte, sei das kein Problem. Wir wollten es nicht glauben, wurden aber eines Besseren belehrt. Und waren nicht nur mit den Hauptzutaten mehr als zufrieden, sondern auch mit den Begleitern, von denen die gestampften Süßkartoffeln in nachhaltig schöner Erinnerung blieben.

Mit Mokka-Crème brûlée, Eierlikör-Eis im Zuckerkörbchen (6,90 €) hat sich die Schöne Aussicht in die nicht allzu große Liga der Häuser mit wirklich genießbarer CB katapultiert, und da es nun wirklich nicht immer dieser Klassiker sein muss, versuchten wir zusätzlich Schokoladenmousse-Törtchen, Mango-Chiliragout und Maracuja-Eispraline (7,20 €) und notierten schöne Schärfe zum fluffigen Schokokuchen. Aber wo war die Eispraline?

Schöne Aussicht
Krügerstraße 1
01326 Dresden

Tel.0351 26667270
www.schoene-aussicht-dresden.de

Geöffnet:
täglich von 11 bis 23 Uhr

[Besucht am 26. Juni 2013 | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

2 Kommentare

  1. So schnell aufgeschrieben! Fein gemacht…
    Die Maracuja-Praline haben wir ja alle bekommen – zur Rechnung. Und ich hatte sogar zwei! 😀

1 Trackback / Pingback

  1. Sternstunden für fantastisches Essen | STIPvisiten

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