Erfolgreiche Suche nach dem alten Geschmack

Besuch im ökologisch arbeitenden Weingut Azienda Agricola Bruscia

Trauben

Unsere Vorrecherchen hatten ergeben, dass es in San Costanzo auch ein Weingut gibt – sogar eins, das ökologisch arbeitet und neben Wein auch Honig und Olivenöl anbietet. Die Weinbauern vom Weingut Bruscia wollen mit Professionalität den „alten Geschmack“ mit moderner Technik erreichen, was ihnen offensichtlich ganz gut gelingt. Ungefähr 50 ha Land rund ums Weingut sind dem Weinbau vorbehalten, im neuen Weinkeller steht modernste Technik.

Weingut BrusciaAls Gast/Kunde ist man ist täglich willkommen – wenn man das Weingut erst einmal gefunden hat: Die Ausschilderung ist sehr italienisch (also gar keine oder kleine Schilder), das Navi versagt bei der Adresse. Doch alles wird gut: Auf dem Weg von San Costanzo Richtung Piagge/Mondávio liegt es rund drei Kilometer hinter S. Costanzo auf der linken Seite. Der Empfang ist freundlich, der Wein ist richtig temperiert, die Gläser stehen bereit.

Ein wenig englisch können die Signori, aber wenn man einmal damit angibt, ein wenig Italienisch zu können, sprudelt es im heimischen Idiom aus ihnen heraus. Da merkt man dann, was man alles noch nicht kann…

WeißweinprobeDie Weine sind sauber, es gibt sehr frische Weißweine und überraschend sanfte Rotweine sowie die eine oder andere Spezialität. Doch der Reihe nach: Eigentlich wollten wir nur Weiße probieren. Also präsentierte man uns die in der gesamten Bandbreite. Wir begannen, naturalmente, mit einem einfachen Wein (5 Euro die Flasche) mit relativ wenig Alkohol und schöner Frucht. Frühstücks- oder Terrassenwein nennt man sowas, aber man kann die auch abends an der Elbe trinken, wenn es nur warm genug draußen ist. Der Spicél ist so einer, ein Bianchello del Metauro. Das ist eins der Anbaugebiete der Gegend, aber im Namen stecken die Rebsorte Bianchello und der Fluss, der die Wein-Landschaft hier nicht unwesentlich prägt, der Metauro. Auch der zweite Wein, ein Mo Leone (7 €), kommt aus diesem Anbaugebiet, auch er kann aus den Trauben Bianchello oder Biancame gemacht sein. Was außer Preis und Etikett unterschied die Weine? Der zweite hatte deutlich mehr Nase und schmeckte auch fruchtiger. Unser Liebling, vorerst.

Noch ein Preissprung von zwei Euro zum Lubác (9 €), auch ein Bianchello del Metauro. Während die beiden ersten Weine Jahrgang 2012 waren, war dieses ein 2010er. Der hatte eine Nase! Und ein Geschmackerl! Weil er auf seiner Hefe gelegen hat – das hält frisch!

WeinfelderDanach probierten wir eine Rarität, die gleichzeitig eine regionale Spzialität ist: Der Cinquantaquattro ist aus der Rebsorte Incrocio Bruni 54 gekeltert – eine Kreuzung der weißen Sorten Sauvignon und Verdicchio, die 1936 Prof. Bruno Bruni gelang. Ein Maul voll Wein! Schade, dass es davon so wenig gibt (den Preis habe ich vergessen zu notieren).

Der Famoso Grottino (10 €) aus dem Jahrgang 2012 ist ein Tiefstapler. Ein Weißwein aus den Marken, aber nur aus ausgelesenen autochthonen Reben aus Montefeltro. Sehr nachhaltig im Abgang und durchaus auch ein Wein nur so für einen schönen Abend.

Im Weingut BrusciaWir waren durch, hatten ausnahmsweise gespuckt wie die Weltmeister und wollten gerade zahlen, da kam der Chef (einer der drei Bruscia-Brüder des Familienbetriebs) und überredete uns zu seinen Roten. Zwei aus dem Holzfass probierten wir – und waren dann doch begeistert. Der Píkler (klingt irgendwie wie Fürst Pückler, oder?) ist ein Sangiovese, der überhaupt nicht kratzig ist (wie so viele seiner toskanischen Brüder). Der Balón hat neben 70% Sangiovese noch lokale Trauben im Holzfass gehabt, auch hier überraschte uns der samtige Ton. Mit dem C’Rasa probierten wir einen süßen Wein von wilden Kirschen, den man sich zu dem einen oder anderen Dessert sehr wohl vorstellen kann.

BellarosaAls es ans Zahlen ging, wurde uns der Unterschied zwischen Italien und Deutschland wieder einmal kräftig bewusst. Wir hatten fünf Weine und ein Buch (Urbino a Tavola, eine sehr schöne Co-Produktion eines Gastronomen und eines Journalisten aus Urbino) zu zahlen, alles zusammen sollte 65 Euro kosten. Ich gab 70 und bekam zehn heraus – plus eine Flasche Rosé zusätzlich, um den Karton optimal zu füllen. (Den Bellarosa tranken wir dann übrigens am Ende eines warmen Spätsommertages auf der Terrasse – und genau dafür scheint er gemacht zu sein: Erfrischend, trocken natürlich, süffig.)

Azienda Agricola Bruscia
Via Solfanuccio, 98
61039 San Costanzo (PU)

Tel. +39 0721 954801
www.brusciavini.it

[Besucht am 13. September 2013 | Lage | Mehr Bilder im Album bei flickr]]

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