Fiorenzuola di Focara

Fiorenzuola Mare

Wir wollten endlich mal wandern! Freundlicherweise hat sich die Parkverwaltung des Monte San Bartolo Natural Park durchringen können, einige Wege im Naturschutzgebiet der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. In der Ferienwohnung lag eine Karte mit fünf ausgewiesenen Wegen (es können mittlerweile mehr sein, die Karte trug kein Datum – auch so eine Unsitte). Wir entschieden uns für eine kleine Tour, die von Le Loggie hoch ins auch mit dem Auto erreichbare Fiorenzuola di Focara und von dort wieder runter an die Küste führte – und zurück auf gleichem Weg, nur eben andersrum.

MarkenLe Loggie ist so bedeutend, dass das Navi es nicht kennt. Aus gutem Grund, werden wir später nach der Durchfahrt merken, denn dass die Häuseransammlung rund um die Trattoria da Bruno überhaupt einen anderen Namen als Bruno trägt, ist schon beachtlich. Aber egal, bei Bruno gibt es Parkplätze, die nicht für seine Gäste reserviert sind – und zwischen zwei Häusern einen Durchgang in so eine Art Wald. Mutig wählten wir den Weg, der nicht so aussieht wie ein von der Parkverwaltung mühsam bereitgestellter. Er war der richtige. Nach einigen Metern leichten Aufstiegs weist ein hölzernes Weinfass darauf hin, dass hier gleich um die Ecke die Tenuta Carlini beheimatet ist und ihre Weine anbietet – wir entschieden, dass das ein Fall für den Rückweg werden könnte.

Il sorpasso km 12Einstweilen genießen wir den Blick auf die Weinstöcke und weiter hinaus ins hügelige Land, mit den im September typischen umgepflügten Feldern und reichlich Grün von Wiesen und Wäldern. Der mutige Weg hat sich zu einem weitgehend unbefahrenen Fahrweg geweitet und führt weiter bergan. Plötzlich und unerwartet weitet sich noch einmal alles und vor uns steht: ein Restaurant. Wie, jetzt schon? Das hatten wir später erwartet und nicht schon nach 810 Metern Tippelei! Aber: Es hat so eine tolle Lage. Das Meer! Und los ist auch nichts um diese Zeit im Il sorpasso km 12, der Koch sitzt an der Theke und parliert mit der Bedienung. Wir bestellen zwei Glas Wein, für den extra eine Flasche (0,75 l) geöffnet wird sowie eine Tüte mit Chips. Wein und Chips gibt’s reichlich, zusammen acht Euro sind ein akzeptabler Preis – und der Blick unbezahlbar. Das Meer changiert in allen möglichen türkis-blau-Tönen, die Bäume davor geben ihr Bestes in Grün. Vor den sonst langweilig blauen Himmel hat jemand grandiose Wolken getürmt, und zum richtigen Zeitpunkt schiebt sich ein Boot ins Bild. Das Restaurant bietet auch eine ordentliche Karte, spezialisiert auf (wen wundert’s?) Fisch und mehr aus dem Meer. An Wochenend-Abenden steppt hier obendrein der Bär, wenn der Kiosk zur Disco wird. Aber: es ist Donnerstag und gerade mal Mittag, da kann man die Ruhe auf der Terrasse zum Meer genießen.

Fiorenzuola MareWir beenden die frühe Pause mit einer guten Tat, indem wir erstens einen kleinen Abstecher bergauf zu einem Aussichtspunkt starten und zweitens dort ein belgisches Ehepaar glücklich machen mit dem Angebot, sie mit ihrer Kamera zu fotografieren. Natürlich vor türkis-blau. Monsieur war vor einem Jahr schon mal in der Gegend, als Radfahrer. Da würde man viel sehen, meinte er – wir verwiesen auf unsere Wanderschuh-Kamera-Kombination und deuteten an, auf diesem Weg auch was zu sehen. Vierfach freundliches Lachen, mehrsprachiges ciao und weiter geht’s.

Natürlich leicht bergan, aber auf angenehmen Wegen. Auch das kleine Dorf mit dem langen Namen Firoenzuola di Focara ist schneller erreicht als erwartet. Hübsch ist es hier, nicht sonderlich überlaufen von Touristen (im September, wohlgemerkt). Die Größe des Restaurants unserer Wahl lässt darauf schließen, dass das in der Saison anders aussieht. Der sala interna des Ristorante La Rupe ist riesig und leer – wer heute anwesend ist, sitzt draußen auf der Terrasse, die sich stufenweise den Hang hinunter gliedert, und genießt die Wärme der Septembersonne – im Schatten der Sonnenschirme, Bäume und Mauern rundrum.

La Rupe

Wir bestellen (und erhalten, pronto!) einen Insalata di Mare (8 €), der in der Kategorie nix Besonderes einen ehrwürdigen Platz fand. Ganz anders die Cozze alla Marinara (6 €) schön große Muscheln in ordentlich-würzigem Sud. Die Pizza Salame Picante (8 €) mit ausgesprochen knusprigem Teig teilten wir uns, groß genug war sie. Was uns besonders gefiel: Sie war dünn, nicht so hefig wie bei vielen Italienern in Deutschland…

Dante war hier…Kleiner Verdauungsspaziergang durchs Dorf und dann zum Meer! Was den Deutschen Goethe, ist den Italienern bekanntlich Dante: Auch der war überall (zumindest virtuell) mit seiner Göttlichen Komödie, hat sich gerne geäußert und wird noch lieber zitiert. Dante war auch in Focara und erwähnt es im Inferno (XXVII, 89-90) der Commedia. In der deutschen Übersetzung von Karl Streckfuß (aus dem Projekt Gutenberg zitiert) mit ein paar Zeilen vorweg liest sich das so:

„Der Bub’, auf einem Aug’ von Nacht umgraut,
Jetzt Herr des Lands, von welchem mein Geselle
Hier neben wünscht, er hätt’ es nie erschaut,
Ruft sie als Freund und tut an jener Stelle
So, daß sie nicht Gelübd’ tun, noch sich scheu’n,
Wie wild der Wind auch von Focara schwelle.“

Drei Fenster mit einer TürDa wundert man sich nicht, dass dieses zwar ein viel erwähntes und gern zitiertes, aber selten komplett gelesenes Werk ist. Dass Dante es 1307 bis 1320 auf italienisch und nicht lateinisch schrieb, ist sein Verdienst, macht die Sache allerdings nicht einmal für Italiener viel leichter. Glücklicherweise schwoll der Wind nicht wild, so dass es sich gemütlich bummeln ließ durch die Gassen von Fiorenzuola, mit den alten Mauern und dem Kirchturm von Sant’Andrea aus dem 13. Jahrhundert. Ein kleiner Park ist neu angelegt auf dem Balkon zum Meer – gute Aussicht garantiert. Man kommt hier an, wenn man auf dem Rückweg vom Strand einem kleinen Trampelpfad folgt, aber wir müssen ja erst mal runter!

UmflutetDazu nehmen wir die kurvenreiche und (außer in der Saison hin und wieder von einem Bus befahrene) autofreie Straße. Wie viele Kehren hat die? Je nach Zählweise irgendwas um die 17. Man wechselt also dauernd die Richtung und wird so mit neuen Aussichten auf die künstlich aufgeschütteten Lagunen bedient. Wieder ein sehr kurzer Abschnitt, wieder abwechslungsreich – und unten am Strand: Sand! Also ein idealer Ort für eine Badepause, bevor es dann den Weg zurückgeht – mit einem Schlenker nach Kehre 15 auf den erwähnten Pfad, der ein wenig Abenteuer vorgaukelt. Ist aber alles ganz harmlos und endet im neu angelegten Park.

Zurück ging’s den gleichen Weg wie Hinzu – wozu leider auch gehörte, dass die cantina immer noch verschlossen war. Beim nächsten Mal also…

il Sorpasso Km12
Strada Panoramica sn
61122  Fiorenzuola Di Focara (PU)

Tel: +39 0721 208170
Cell: +39 328 6943532
www.ilsorpassokm12.com

Geöffnet April bis September

 

Ristorante La Rupe
Piazza Alighieri Dante 4
Fiorenzuola di Focara

T 0721 208684
www.ristorantelarupe.it/

Öffnungszeiten:
Mo – So 12-15 und 19–00 Uhr
(in der Winterzeit Montag geschlossen)

[Besucht am 12. September 2013 | LageMehr Bilder im Album bei flickr]

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