Beim Willi von Alicudi

Beim Willi auf Alicudi

Der Wanderführer war mal wieder extrem hilfreich. „Wir folgen an der nächsten Gabelung der weißen Schrift Montagna“ ist ja ungemein präzise – zumindest so lange das Schild da steht. Der Mann hätte natürlich einfacher und quasi immerwährend schreiben können „an der Gabelung nach links“ – aber dann wären wir ja von Anfang an richtig gegangen und hätten uns nicht für den falschen Weg entschieden, der uns dann aber doch an den rechten Ort brachte, für den Augenblick zumindest. Denn nach einigen hundert Metern scholl uns ein fröhlich bayerisches „ja wo wollt’s ihr denn hin?“ entgegen. „Da hoch!“ als präzis-ungenaue Angabe reichte, um festzustellen: Wir sind auf dem falschen Weg. „Ja wollt’s an Wasser?“ Na klar, wer würde da nein sagen?

Das orange gestrichene Haus at the end of nowhere wurde zur Raststation mitten am Tag, „Das ist eh keine gute Zeit zum Wandern!“ sagte unser Gastgeber. Willi aus Augsburg wohnt schon seit 30 Jahren auf Alicudi – lange genug um zu lernen, dass man viel besser um vier Uhr nachmittags losgeht, weil dann die Sonne tief genug steht, um die Felsen Schatten produzieren zu lassen. Theoretisch gaben wir ihm sofort recht, aber praktisch waren wir nun mal unterwegs und stellten obendrein wieder zu Hause so etwa um 17 Uhr fest, dass der Herr der Winde genug Wolken zusammen getrieben hatte, so dass ein feiner Landregen niederging. Der hätte uns unterwegs weitaus weniger gefallen!

Willi bot uns Pfefferminztee und Kaffee an, und es ist erstaunlich, wie viel man in so kurzer Zeit voneinander erfährt. Beispielsweise über den Einsatz von Solarenergie auf der Insel. Sein Haus oberhalb der Kirche St. Bartolomä sei noch nicht ans Inselstromnetz angeschlossen, aber die Solarzellen auf dem Dach würden für ausreichend Energie sorgen. LED-Lampen und Kleingeräte wie Telefon und Computer verbrauchen so viel ja nicht, aber sogar für die Waschmaschine reicht’s. Wasser kommt aus der Zisterne – gesammeltes Regenwasser also. Als Tee und Kaffee hat’s geschmeckt, aber ob es am Ende des Sommers knapp wird, haben wir vergessen zu fragen. Überhaupt hätten wir noch eine Menge Fragen gehabt, aber bei so einem Spontanbesuch traut man sich ja auch nicht gleich alles, und die Zeit rast auch irgendwie schnell vorbei.

Willi kannte natürlich unsere Wirtin – wer kennt sie nicht auf Alicudi? Er fand sie irgendwie zwischen arrogant und ignorant und freute sich allerdings, dass sie ihn dieses Jahr – nach 30 Jahren immerhin – erstmals gegrüßt hat. Als wir Signora Conchetta von Willi erzählten, machte sie eine eindeutige Handbewegung, so hin und her vor dem Kopf. Beide haben in ihrem Urteil wahrscheinlich ein bisschen Recht und insgesamt vielleicht auch nicht: Zugereiste und Eingeborene tun sich meist schwer miteinander, aber das ist nicht nur auf Alicudi so…

Stunden später auf dem Nachhauseweg kam uns dann noch so ein sportlicher Kunde entgegen. Irgendwie blieb’s nicht beim üblichen Hallo, sondern wir kamen auf dem Treppenweg ins Gespräch. Er habe gerade eine Woche beim Willi verbracht, so mit Kung-Fu und so, erfuhren wir. Ob wir den Willi auch kennen würden?

PS:
Nein, ich habe keine Bilder von Willi gemacht. Wir waren schließlich ungefragt zu Gast…

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