Der Aussteigertest

Ein kleiner Wind ließ die Fähren ruhen – ein Tag länger auf Alicudi

Die Fischer trauten sich was!

Draußen windet es ein wenig, aber als Ostfriese empfindet man den Seegang eher als normal: Eine steife Brise, überschaubare Wellen. Doch die weißen Schaumkrönchen auf dem Wasser reichen der Siremar, jeglichen Schiffsverkehr zu streichen. Bei den Tragflügelbooten, die ja übers Wasser gleiten wollen und daher windanfällig und wellenempfindlich sind, kann man das ja noch nachvollziehen, aber warum eine eine behäbige Fähre es nicht schaffen soll? Egal: Der unfreiwillige Verlängerungstag dient gleich als Aussteigertest. Aha, so ist das also, wenn es kein frisches Brot gibt (das kommt immer mit dem ersten Aliscafo, wirklich frisches Brot gibt es auf der Insel also gar nicht). Aha, die Bar hat ja auch noch zu – der Wirt hatte ja schon bei unserer Ankunft von schlechtem Wetter gesprochen und dass es sich nicht lohnen würde (hat der ’ne Ahnung: Neben uns blieb ja auch noch eine süddeutsche Truppe unfreiwillig auf Alicudi. Die hätten sicher alle gerne einen Caffè und was ordentliches zu Mittag gehabt!).

Der Vorteil: Wir lernen auch noch die letzten Treppen der Insel kennen und sind durch unsere Herumwanderei mittlerweile eine grüßenswerte Institution. Zumindest bei den Männern, die an unserem ersten Abend am Nebentisch aßen und durch unsere Wirtin informiert waren…

Bewachte KofferAch ja, die Wirtin. Sie scheint immer mehr zu wissen als die Anderen, aber sie redet natürlich nicht drüber. Als wir morgens am Tag der geplanten Abfahrt die Koffer gepackt und bezahlt hatten, grinste sie etwas zu spitzbübisch und sah auf Wasser heraus. Jaja, den Koffertransport mit dem Muli würde sie selbstverständlich organisieren! Als wir, weil den ganzen Tag gar kein Schiff fahren sollte, wieder hochgestapft waren zu ihrem Haus, standen die Koffer am gleichen Platz wie zuvor. Abgestellt und nicht abgeholt. Ob wir noch eine Nacht bei ihr schlafen und später was essen wollten? Neue Gäste kämen keine! Ja, wie auch!

Winde, kein SturmWir nutzten den gewonnen Tag zwar, bislang noch nicht gegangene Treppenwege zu erkunden – die Ziele waren indes kaum neu: nach Sgurbio auf direktem Weg, der oberhalb der Küstenwanderung dann doch ganz neue (schöne!) Aus- und Anblicke gewährte. Die guten Erfahrungen mit Sackgassen veranlassten uns, ein wenig in Richtung Bazzina Alta vorzustoßen – aber man kann ja nicht immer Glück haben: Außer blühenden Landschaften war da nichts. Die aber immerhin!

SchaumkrönchenDraußen tobt das Meer wie wild – also geschätzt Windstärke vier bis fünf. Und Wellen von mindestens 50 Zentimetern Höhe, einige sogar mit weißen Schaumkrönchen. Wir lobten die weise Entscheidung der Fährgesellschaften, einen Tag blau zu machen und hielten die Nasen in Sonne und Wind. Die Fischer der Insel mit ihren deutlich kleineren Booten waren weniger ängstlich und fuhren (küstennah zwar, aber immerhin) um die Insel herum. Kein Problem, zumal die See immer ruhiger wurde.

Chiesa San Bartolo

Landeinwärts ist es auch schön: Blauer Himmel, weiße Wölkchen, ein bunter Blütenteppich vor der Chiesa San Bartolo – zu der natürlich ein Treppenweg führt.

HauptverkehrswegWir gehen ihn heute bergab (weil wir uns der Kirche von Sgurbio auf dem schon einmal gelaufenen Weg genähert hatten). Aber wie immer bei derlei Gelegenheiten: Ab und an mal umsehen lohnt sich! Aber nicht allzu lange, denn die Treppenwege sind (natürlich!) ohne Geländer, und zumindest optisch enden die Treppen manchmal knapp überm Meer. In Wirklichkeit ist es allerdings alles gar nicht schlimm, schließlich befinden wir uns auf einem Hauptverkehrsweg der Insel. Der führt, manchmal durch nicht zu arg reizende Häuseransammlungen und vorbei an der Capella S. Giuseppe, bis in die Tonna. Die terrassierte Hangfläche lässt erahnen, dass hier einmal intensivere Landwirtschaft betrieben wurde. Wein würde, so rein von der Lage her, prima passen. Derzeit macht die Natur sich mit weniger schmackhaften Dingen breit.

Eine sehr schöne Treppe führt herunter zum einzigen Hotel der Insel, dem Ericusa. Es hat von Juni bis September geöffnet – im Mai war’s also noch geschlossen! Den aperitivo nimmt man dann etwa schlicht beim alimentari: Dort kann man den Wein, den man kauft, mit einem Glas auch am Tisch vorm Laden trinken, mit Blick auf den Trubel der drei Maultiere für Baulasten im Hafen.

Alicudi

Ob am nächsten Tag irgendein Schiff kommen wird? Der Mann in der biglietteria zuckt am Morgen mit den Schultern. Er wüsste es auch gerne, schaut immer wieder Richtung Filicudi: Von da müsste es kommen. Nein, Karten will er uns erst verkaufen, wenn er wirklich sicher ist, dass ein Schiff kommt. Unser Argument, wir hätten doch die Koffer dabei, und ohne Schiff hätte unsere signora die sicher nicht runtertragen lassen, verstand er nicht. Sollte er sie wirklich nicht kennen?

Der Mann von der Biglietteria Das Aliscafo kommt!

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