Die Hiddenseer Heringsdiät

Vergleichsweise lustiges Heringsessen auf Hiddensee

Na klar gibt’s mittlerweile auf Hiddensee auch andere Dinge zu essen – aber wer will schon Wildschwein, wenn es Hering geben kann? Wir unterzogen uns der in Fachkreisen völlig zu Recht unbekannten Heringsdiät, die zu nachhaltigen Geschmackserlebnissen führt: manchmal muss man den Abend damit beginnen, mit einem Klaren den Mittagshering im Verdauungsapparat zur Aufgabe zu überreden. Wir haben die Diät kombiniert mit einer Bratkartoffeltherapie – sie wird von führenden Genießern als unterstützende Maßnahme empfohlen.

Brathering in "Zum Hiddenseer"In Vitte gab’s im Restaurant Zum Hiddenseer Hering gebraten (11,90 €) mit Bratkartoffeln. Auf dem Teller lagen im Petersilienvinaigrettenkranz gleich drei nicht zu schlanke Heringe mit einer Zitronenscheibenkrönung, farblich sehr angenehm. Geschmacklich passte auch alles: schön braun gebraten, sehr frischer Hering offensichtlich – nix zu meckern gab’s da. Oder doch: viel zu viel für uns! Wie soll man denn da noch ein Dessert schaffen? Eben, gar nicht.

Nach Matjesart im "Wieseneck"Im Wieseneck in Kloster bieten sie was Merkwürdiges an: Heringsfilet „nach Matjesart“ mit Hausfrauensoße und Röstkartoffeln (9,50 €). Hausfrauensoße? Au weia, Deerns von Hiddensee, dass ihr Euch das antun lasst! Als die Bedienung den Teller mit dem Gericht dann brachte, konnten wir freilich aufatmen: ganz normale Sahnesauce! Rote Zwiebel und rote Beete sorgten für Farbtupfer, die unvermeidliche Petersilie obenauf gab’s auch. Die Heringfilets waren rekordverdächtig mild, die Bratkartoffeln dünn und kross. Lecker!

Gebraten süß-sauer in "Zum Klausner"Fast am westlichen Nordende von Hiddensee im Dornbuschwald liegt die Ausfluggaststätte Zum Klausner. Wer beim Begriff Ausfluggaststätten ein gesundes Unbehagen  empfindet, sollte zumindest hier mal mit Vorurteilen aufräumen: Wir hatten süß-sauer eingelegte kalte Bratheringe, mit Remouladensauce und Bratkartoffeln (10,90 €) sowie den „Klausner“ Heringsteller (7,90 €), wohinter sich süß-sauer eingelegtes Heringsfilet „Oma Erna“ verbirgt – serviert mit Graubrot. In beiden Varianten erlebten wir vorbildlich zubereiteten Hering, die Bratkartoffeln waren hier noch einmal ein My [my ist Lautschrift und spricht sich Müh ;-)] knackiger und pikanter als andernorts. Natürlich war auch hier der Peter von der Silie mit seinem Streuapparat unterwegs, der Salat zum Brathering bestand aus Möhren, der zum süß-sauren Hering war ein Paprika-Mais-Tomaten-Bohnen-Mix – beide Salate geschmacklich OK.

Dreierlei in "Zum Enddorn"Im kleinen Straßendorf Grieben nördlich von Kloster gibt es das Gasthaus, bei dem man sich auf dem Aushängeschild nicht so recht auf einen Namen einigen konnte: Altes Gasthaus – Zum Enddorn – Die Fischerkneipe, freie Auswahl. Die Leute gehen meist in den Enddorn und freuen sich, wenn’s noch einen freien Platz gibt im letzten Gasthaus vor der Steilküste. Die Gerichte haben hier poetische Namen, wir entschieden uns, obwohl es schon halb zwei war, für Fischers Frühstück (Deftige Bratkartoffeln mit Variationen von eingelegtem Hering, 10,90 €) und Hering, wie de Wirt ihn mog (Gebratener grüner Ostseehering mit Bratkartoffeln, 11,80 €). Vielleicht hatte das Team ja einen schlechten Tag, denn so richtig umwerfend war’s im von den Freunden gelobten Enddorn nicht: Die Bratkartoffeln schlapp und fettig, der Herings-Dreier unspektakulär, der gebratene Hering war vielleicht wie der Wirt ihn mag, mir aber zu schwarz gekokelt. Das Salat-Team (Bohne, Möhre, Kraut) hatte die Petersilie zu sich gebeten, war aber sonst ganz nett.

Fazit: Ab und an mal Hering ist sicher nett, aber jeden Tag muss ich das nicht haben (weswegen wir beim Besuch des Godewind dann auch die Heringsdiät für beendet erklärt hatten!).

[Besucht zwischen dem 29.12.2013 und 1.1.2014 | Lage | Berichte zu den einzelnen Restaurants mit Adresse und weiteren Impressionen sind beim jeweiligen Namen im Bericht verlinkt bzw. folgen]

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