Dieser Wein hat Cork

Buchbesprechung "Captain Cork. Das ultimativ andere Weinbuch"

Eigentlich müsste man ja aufmerken und vorsichtig sein: Wenn schon auf dem Buchumschlag „Das ultimativ andere Weinbuch“ steht – dann kann es doch eigentlich gar nicht gut sein, oder? Doch doch, das geht. Denn die Erklärung oder auch vorläufige Generalabsolution steht ja noch größer direkt drüber: Captain Cork. Das ist doch dieser Typ, der uns in diesem Internetz die Wein-Tageszeitung im Netz präsentiert, mit recht treffsicheren und unterhaltsamen Beiträgen.

Das Buch ist quasi die Fortsetzung der täglichen Netz-Weisheiten im handlichen Format zum Mitnehmen auf die einsame Insel ohne Strom und WLAN. Kompaktes Wissen, flott zu lesen – wenn man den Stil mag, in dem der Captain über den Captain schreibt: in der dritten Person. Ich mag’s nicht und zucke immer zusammen, aber irgendwann nimmt man’s dann billigend in Kauf.

Nun aber endlich zum Buch! Es ist quadratisch, praktisch, flexibel. Fühlt sich gut an, Prägedruck ist auch dabei. Es gibt viele kleine Kapitel – man kann es sehr gut häppchenweise lesen und erfährt viel, wenngleich auch nicht alles. Wie auch, bei nur 216 Seiten? Außerdem heißt es ja auch „das ultimativ andere“ und nicht das „andere ultimative Weinbuch“! Was erzählt wird, ist aber schnörkellos und direkt, so wie man es vom Captain gewöhnt ist.Eingangs und später dann auch ausgangs gibt es allgemeines Weinwissen. Von der grundlegenden Frage aller Fragen: Was ist Wein? bis zu feinsinnigen Anmerkungen über Wein und Rausch inklusive einer feinen Seite über Reparaturwein (der, das sei hier schon mal verraten, den Trinker reparieren soll). Mittendrin dann eine Weinreise: Deutschland, Bordeaux und Burgund in Frankreich, Toskana und Piemont in Italien – als die vier Topregionen Europas. Dann kommt der Rest Europas mit einem gehörigen Schlag Osteuropa – da gibt’s Spezialisten auf dem Schiff des Captains. Die Neue Welt, die Topwinzer der Welt: Alles nachzulesen, aber wenn man will auch nachzukosten: Die Kapitel (inklusive Unterabteilungen) schließen mit Tipps ab. Lecker Ahr, zum Beispiel: Jean Stodden, Meyer-Näkel, Adeneuer, Kreuzberg. Sehr hübsch zu gucken, welche Weine (und/oder Winzer) man selbst schon kennt (lecker Osten haben wir selbstredend komplett probiert)! Was auch noch gesagt werden muss: Die Fotos im Buch sind wirklich schön. Es ist eben nicht schlecht, wenn man als Captain ein fotografisches Vorleben hat!

Zwischendrin haut der Captain immer mal wieder auf die Pauke. Der „Spaziergang durch den deutschen Bezeichnungsdschungel“ beispielsweise ist keineswegs gemütlich. Da gehts um „Flüssigmüllproduzenten“, die „vom unsäglichen deutschen Weingesetz … profitieren, welches offensichtlich dem einzigen Zweck dient, die Verbraucher zu verdummen und Großkellereien einträgliche Geschäfte zu ermöglichen“. Es schimpft sich so schön, aber über die Lagenbezeichnungen als „groß angelegte Kampagne zur Verbrauchertäuschung“ geht’s dann an die „neuen Weinregionen nach Captain Cork“. Die klingen ja irgendwie lustig, vor allem für die Winzer im Osten. Sie kommen nicht vor.

Rainer Balcerowiak, Manfred Klimek
Captain Cork. Das ultimativ andere Weinbuch
216 Seiten, Format 21 x 21 cm
Flexcover, mit ca. 60 Farbfotos, illustrierte Karten
Preis 19,90 € (D) / 20,50 € (A) / 28,50 sFr
ISBN 978-3-8338-3585-8

[Anmerkung:
Das Buch wurde uns vom Verlag zur Besprechung kostenlos zur Verfügung gestellt.]

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