Immer wieder neue Perspektiven

Wanderung von San Telmo nach Port Andratx

San Telmo / Sa Dragonera

Wir hatten beim jüngsten Mallorca-Besuch zwei Wanderführer im Rucksack – und ein iPhone in der Tasche. Die Kombi lohnt sich schon deswegen, weil die guten analogen Wanderführer (ohne die wir, ehrlich gesagt, im Urlaub nie das Haus verlassen), uns zwar wichtig sind, aber alle einen Nachteil haben: Sie sind einseitig. Sie beschreiben nämlich die Wanderung von X nach Y – aber was ist, wenn man von Y nach X möchte? Manchmal ist das keine gute Idee – weil Strecken oft prima in die eine und ganz doof in die andere Richtung zu gehen sind. Aber wenn’s egal ist? Dann hilft die GPS-Spur, also die Aufzeichnung des Wegs. Und die wird mittlerweile meist mitgeliefert. Dann reicht die Beschreibung in der einen Richtung, weil man sich über diese oder jene Besonderheit schlau lesen kann – und ansonsten geht man einfach auf dem Strich. Also dem des GPS-Geräts, was bei uns seit einigen Jahren das Smartphone ist.

Außer uns scheint kein Mensch von San Telmo nach Port Andratx laufen zu wollen – obwohl dieser Weg doch einen Vorteil hat: Man landet zur Mittagszeit im Hafengebiet von Port Andratx und hat dort die freie Auswahl an Restaurants – zumindest in der Vorsaison auch definitiv eine größere als im dann doch noch sehr verschlafenen San Telmo. Und neben der Tatsache, dass wir in San Telmo wohnten und also einfach loslaufen konnten sprach dann noch etwas für diese Richtung: Der schönere Teil kam gleich zu Beginn!

DurchblickDas geht ja schon in San Telmo los. Die Dorfhäuptlinge scheinen verordnet zu haben: Immer mal eine Baulücke lassen mit Durchblick zum Strand, direkt oberhalb des Meeres dann mindestens eine Sitzbank und vorzugsweise ein Schatten spendender Baum. Macht sich gut. Ansonsten, wie schon beschrieben, ist hier im Sommer mehr los. Einheimische gibt es nicht sehr viele, und die apartamentos stehen jetzt leer – was ein wenig trostlos aussieht. Ob uns das freilich im Sommer besser gefällt, wenn auf all den gleich aussehenden Balkons gefeiert wird? Hm…

RotkehlchenAm Ende des Dorfes geht’s dann etwas unkonventionell los – hier anzukommen ist vielleicht einfacher als den Einstieg zu finden, wenn man ihn nicht kennt. Aber wir hatten ja unseren GPS-Pfad! Also ab in die Bucht und hoch auf den Berg! Ein Pfadewirrwarr gibt es hier, aber alles fädelt sich auf wunderbare Weise wieder zusammen, so dass man eigentlich nicht viel falsch laufen kann. Es geht ständig bergan, aber nicht schwer. Dass dann doch viele Stopps nötig sind, ist der Landschaft geschuldet: Immer wieder neue Perspektiven der Bucht von San Telmo, mit Blick auf den kleinen Hafen und Sa Dragonera im Hintergrund.

Willkommen!Der Pfad geht irgendwann in einen Fahrweg über, der alsbald mit Kette gesperrt ist. Gilt das uns oder nur verwegenen Allradautofahrern? Wir entscheiden uns für die Autovariante und schreiten wacker fürbass, gemäß der Devise „vorwärts immer, rückwärts nimmer“! Was man voraus auch schon sieht: Den Pas Vermell. Da müssen wir hoch– aber es sind nur 300 Meter insgesamt, also eher puppsch. Auf dem Weg dahin kommen wir an Sa Peneta vorbei – ein Hauch von Wildwest umgibt uns da: Ein skelettöser Ziegenkopf begrüßt uns aus einem Fenster heraus. Hat der denn keiner Essen und Trinken gegeben? Gut, dass wir Wasser im Rucksack haben!

Bucht von San TelmoJe weiter es hoch geht, desto besser kann man nicht nur Sa Dragonera sehen, sondern auch auf der anderen Seite die Ausläufer der Tramuntana. Insgesamt sehr beeindruckend – wobei uns ein paar Wolken die Aussicht ein wenig vermiesten. Den Teil haben wir dann später (bei deutlich besserem Wetter!) ein wenig erkundet auf dem Weg nach Sa Trapa.

Pas VermellAus der Ferne sieht’s ein wenig uninteressanter aus als von der Nähe – genau wie die Bergkette des Pas Vermell: Aus der Nähe geben die sich voll farbig, mit rotem Fels, der trotz mittlerweile wolkengrauem Himmel kräftig schön farbtupfert. Hinterm Grateinschnit Pas Vermell ergeben sich dann neue Aussichten – zur Meeresbucht Cala d’Egos und etwa zehn Minuten später dann wieder landeinwärts geblickt nach Andratx. Gemütlich geht’s weiter, bis man auch irgendwann hinterm nächsten Hügel einen ersten Blick auf Port Andratx erheischt. Bis dahin ist es noch ein Stückchen, und das ist nicht wirklich bezaubernd. Man kann entweder eine langweilige Piste nutzen, die sich geländewagenfreundlich hinunterschlängelt – oder einen oft eher bachähnlichen Trampelpfad wählen. Das taten wir, was den Weg deutlich abkürzt, aber nicht wirklich begeh(r)enswert macht.

Unten angekommen in Port Andratx wird dann alles wieder schön – aber das ist eine andere Geschichte.

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