Kuchen für alle!

Cafe Sa-Placa de Galilea

Wer Galilea zum Kotzen findet, hat einen schlechten Fahrer gehabt. So einen, der die Quintillionen von Spitzkehren im Formel-1-Tempo hinter sich bringt ohne Rücksicht auf die anderen im Auto, die ja kein Lenkrad zum Festhalten haben. Der Anmarsch also ist durchaus gewöhnungsbedürftig, vor allem wenn man die MA 1101 von La Granja südlich gefahren ist, da windet sich die Straße ganz schön bergab. Und dann soll man wieder hoch, den Abstecher ins Bergdorf Galilea wagen? Na klar! Weit ist es nicht, und da oben gibt’s feine Überraschungen.

Hübsche Häuschen, enge Straßen – das gibt’s überall. Ein Parkplatz vor der Kirche: Auch nichts Besonderes. Der Platz vor der Kirche ist gesperrt. Fußgängerzone im Bergdorf, das hat was. Und die kleinen Häuschen am Platz erregen auch unsere Aufmerksamkeit: Ein Feinkostladen Ca Madó Rosa bietet allerlei an, natürlich (natürlich?) auch auf deutsch. Aber, für uns viel spannender, zwei Türen weiter rechts gibt’s gleich zwei Schilder: Sa Botigueta de Galilea steht links und Cafe Sa Placa de Galilea rechts vom Eingang. Zwei Schilder auf dem Platz bedeuten uns Terrazza Panoramica (was uns, im wahrsten Sinne des Wortes, kalt lässt) und Tapas Autenticas (was uns hineingehen lässt).

Drinnen sitzt der Wirt am Tisch und liest Zeitung. Draußen auf der Terrasse stehen drei Jungs und palavern. Als wir reinkommen, steht der Wirt auf und dreht mit elegantem Schwung den Gasheizer zum Tisch, den er uns anbietet. Drei strahlende Gesichter! Es ist die Zeit zwischen allem: Mittag vorbei, für den Abend eigentlich zu früh: Wir fragen nach einem Glas Rotwein und nach Tapas. Oh ja, da hätte er was, sagt der Wirt und bittet uns an die Theke. Dort gibt es ein Schild (vier Tapas zehn Euro) und sechs Vorratsbehälter mit Vorräten: zwei waren schon leer, die anderen bargen Hähnchenflügel, Champignons, Pimientos, Schweinefleisch mit Zwiebeln. Genau vier Sachen: Die nehmen wir.

Der Wirt füllt um in diese typischen Tonschälchen, die Mikrowelle erwärmt, was warm sein soll. Auf einer Schieferplatte kommen die vier Tapas-Schälchen, dazu ein Korb mit Brot, zwei Teller, zwei Glas Wein. Die drei Jungs von draußen sind reingekommen – zu kalt draußen. Zwei ältere Herren kommen und bestellen Cafe, setzen sich aber an getrennte Tische. Zwei Farbige kommen auch auf einen Cafe solo hinein, sie scheinen zum Dorf zu gehören und schwatzen mit den drei Jungs.

Wir genießen unsere Tapas. Ein Wahnsinns-Hähnchenflügel überraschte am meisten: So gut gewürzt (leichte Schärfe), so kross (trotz Vorbereitung und Mikrowellenwiederaufbereitung), so zart das Fleisch. Zweite Überraschung: Das Schweinefleisch. Süßsaure Zwiebeln können sie ja in Westfalen auch, aber die hier waren gut, und das Schwein bekam ob seines trefflichen Geschmacks das Prädikat „landestypisch gut“ verliehen. Wir verputzten alles, genossen den einfachen Landwein und fühlten uns wohl.

Da kommen drei Frauen. Man spricht oder schreibt ja nichts über das Alter von Frauen, aber jung waren sie alle drei nicht mehr. Aber gut drauf. Die eine hatte frische Blumen für die Vase auf der Theke mitgebracht und eine Tüte, die sie mit an den Tisch nahm. Der war vorbereitet zum Kartenspielen. Doch bevor das Spiel begann, wurde die Tüte ausgepackt: Kuchen, selbst gebacken. Der Wirt brachte ein Messer und zwei Teller nebst einigen Servietten. Die eine Frau zählte, die andere schnitt: für jeden Gast im Raum ein Stück Kuchen. Wir bekamen unseren auf einem Teller, die Einheimischen auf der Serviette. „Für Sie, echt mallorquinisch!“

So ganz haben wir nicht rausbekommen, was es denn nun wirklich war. Schmeckte wie Zuckerkuchen (in Ostfriesland sagen wir: Teekuchen) mit einer Einlage von Fleischigem. Unser Tipp: Hausgemachte Empanada mit Einlage von Sobrassada. Wir müssen mallorqui lernen!

Cafe Sa Placa de Galilea
plaça Piu XII nº4
07195 Galilea

Geöffnet:
So – Do: 09:30 – 21:00
Fr – Sa: 09:30 – 23:00

[Besucht am 27. Februar 2014]

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