Kunst, Wein und Probierspaß

Besuch im Weingut Macia Batle

Aida – Detail

Stehen eine Russin, eine Schwedin und eine Mallorquina hinterm Tresen und sehen uns freundlich an. „Sie sprechen deutsch?“ fragt die Schwedin auf deutsch – wir wundern uns nicht, ist klar: Man sieht den Touris an, wo sie herkommen. Ob wir den Keller besichtigen wollten? Oh ja, gerne! Ganz einfach: Hier wieder raus, drüben rein und einfach gehen. „Sie landen dann automatisch wieder bei uns!“

Macia BatleFängt ja gut an, der Besuch bei den Bodegas Maciá Batle. Es ist eins der ganz großen mallorquinischen Weingüter, liegt am Ortsrand von Santa Maria del Calmi und gehört zum Anbaugebiet von Benissalem. Maciá Batle wurde als Familienbetrieb 1856 gegründet. In den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde gewaltig investiert, da hat sich das Weingut rundherum herausgeputzt. Für den internationalen Auftritt braucht’s ein Image, und das hier unterscheidet sich kaum von anderen bedeutenden Weingütern: Man achtet auf seine Linie, gibt sich großzügig aufgeräumt und macht ein bisschen auf Kunst. Soweit die Hülle. Was in den Flaschen ist, erwartet uns am Ende der Tour…

StahltanksWir steigen hinab in den Keller – und erleben erst einmal Stahltanks, sauber in Reih und Glied aufgestellt. Drinnen gärt es vor sich hin, beispielsweise ein Rosato des Jahrgangs 2013. Am Ende des langen Ganges rattert die vollautomatische Flaschenfüllanlage. Hier wird gerade ein 2013er Blanc de Blancs abgefüllt – passenderweise hängen zwei Werbeposter an der Wand, eins auf spanisch, eins auf deutsch. Sie zeigen eben so eine Flasche Blanc de Blancs, gut gekühlt auf einer Hafenmauer. Mallorcablaues Wasser und ein Stück der Insel im Hintergrund – mehr nicht. Ach, doch, da steht was: Er ist blond. Er ist Mallorquiner. Und er wird selbst bei 40 Grad nicht rot.

Kunst in und aus FlaschenAm Ende dieser fast menschenleeren Strecke (wir sahen genau zwei dort arbeitende Menschen) kommt erst einmal Kunst. Farbiges Glas hängt von der Decke herab, weiße Flaschen sind zu einer Lichtinstallation arrangiert. In einem Dreifachregal sind die Flaschen mit ihren unterschiedlichen Etiketten aufgereiht, und auf drei Fässern steht, ebenfalls nett etikettiert, Material für die nächste Big Bottle Party.

Message in the BatleWir gehen weiter und kommen in die Abteilung der Holzfässer. Junges Holz, offensichtlich Erstbelegung. In einer Ecke: wieder Kunst. Hier hat sich jemand daran versucht, bekannte Größen zu kopieren und nicht übersehbar Bezug zum Weingut hinein zu bringen. Wobei das mal mehr und mal weniger gelungen scheint – Roy Liechtenstein „Message in the Batle“ gehört wie auch der Himmel voller Weinflaschen bei René Margueritte zu den netten Ideen.

FlaschenNach dem Holz kommen noch einige Betoneier – leider war den Fässern nicht zu entnehmen, welcher Wein darin ausgebaut wird. Der letzte Teil des inszenierten Rundgangs bringt uns dann schon rein optisch dem nahe, was uns am Ende der Tour erwarten wird: Flaschen. Reichlich, ich habe sie nicht gezählt. Am Ende des Ganges ein Stilleben mit Wein, Flaschen und Holzsesseln, und dann um die Ecke ein großer Probierraum mit, sagen wir mal: anregender Wandbemalung. Carlos Prieto hat 2013 das Sittengemälde „Aida“ gemalt. Wir stehen davor und fragen uns, wie die Weine wohl sein werden, die zu einer derlei flotten Gesellschaft führen.

¡Salud!Einfach mal die Treppe hoch – und schon sind die munteren Mädels wieder da! Zwei von ihnen, das kriegen wir im Lauf der nächsten Stunde intensiven Weinprobierens mit, sind auch Gäste im Gut. Verkehrssprache ist russisch. Und mallorqui. Manchmal auch englisch oder deutsch – wir treffen im Laufe der Probe beispielsweise ein Paar aus Plauen – kleine Welt.

Criança 2010Wir probierten uns durch einige Rote (wobei: der Blanc de Blancs ist auch hervorragend, den hatten wir schon mal im Restaurant getrunken). Alkoholarm sind sie allesamt nicht – zwischen 14 und 14,5 %. Den einfachen Jahrgangswein hatten wir schon mal in Dresden getrunken und für prima befunden, auch was das Preis-Leistungs-Verhältnis anbelangt. Auf Mallorca ist das natürlich noch besser, keine Transportkosten und so. In der bodega gab’s natürlich mehr zum Probieren, zum Beispiel den 2011 Margalida Llompard, eine Sonderedition zu Ehren der Frau des Firmengründers. Oder den Crianza 2010: In der Flasche sind 40% Manto Negro (eine autochthone Rebsorte der Insel Mallorca), 23% Cabernet Sauvignon, 22% Merlot und 15% Syrah, zehn Monate ausgebaut im Barrique und anschließend 14 Monate in der Flasche gereift. Ein würziger, weicher Wein (und auch der zu einem vernünftigen Preis). Fein, aber noch steigerungsfähig: die 2010 Reserva Privada Gilbert & George (für das das berühmte britischen Komiker-Duo Modell stand) ist nicht nur vom Etikett her besonders. Ausgelesene Trauben von alten Reben, komplexe Aromen und schöne Farbe im Glas. Hach, davon hätten wir gerne mehr gehabt!

Maciá Batle Bodegues
Cami de Coanegra s / n
Santa Maria del Cami
07320 – Illes Balears

Tel +34 971 140 014
http://www.maciabatle.com/

Besuchszeiten:
Montag bis Freitag 9 bis 18:30 Uhr / samstags von 9.30 bis 13 Uhr

[Besucht am 28. Februar 2014]

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