Tapas unter deutscher Leitung

Besuch im Restaurant 1661 - Cuina de Banyalbufar

1661

Um ein Haar hätten wir ja in Banyalbufar Urlaub gemacht – aber mal ganz ehrlich: Wer hat denn Lust, allen Freunden und Verwandten so einen komplizierten Namen zu erklären? Also zogen wir nach San Telmo und besuchten das Straßendorf mit dem doch eigentlich sehr romantischen Namen „Kleiner Weingarten am Meer“ nur im Vorbeifahren bzw. beim Zwischenstopp auf der Küstentour nach Son Morraig.

Der Weingarten war früher durchaus größer, Malvasia aus der Gegend um Banyalbufar ein Begriff. Er wird heute immer noch hergestellt, aber geht wohl mehr als lokale Rarität durch denn als weltweit anerkannte Spezialität. Beim Bummeln durchs Städtchen fanden wir unterhalb der Dorfkirche das Restaurant 1661 Cuina de Banyalbufar, das sich besonders seiner Tapas wegen hervorgetan hat. So verheißt es jedenfalls das Schild draußen an der Durchfahrtstraße: Champion Tapas-Festival Eres negre 2012 & 2013, „One of Mallorca’s 50 Best Restaurants“ (laut abcmallorca) sowie „A mallorcan Top 10 casual Restaurant“ (wie elephant10 behauptet). Wir bevorzugten das nette Ambiente drinnen der Lage in Auspuffnähe der durchfahrenden Autos, außerdem war’s da deutlich wärmer.

Das Haus ist unter deutscher Führung: Vater und Mutter Buergel in der Küche, Tochter und Sohn im Service. Wegen unserer Bedienung hatten wir beim Essen und danach ein nettes Gespräch über Kellnereinstufungen: Wir lieben ja die am meisten, die von Herzen freundlich sind, nicht aufgesetzt, sondern natürlich. Die Kategorie „schnippisch“ ist fast immer jungen Blondinen vorbehalten (was aber nur in diese Richtung gilt, denn es gibt unter den jungen Blonden auch reichlich supernette Bedienungen der Lieblingskategorie!), das männliche Pendant ist dann in der Regel eher dunkelhaarig und trägt gerne modisch kurzen Bart. Er ist dann nicht schnippisch, sondern bewegt sich gekonnt auf der Skala von schnöselig bis arrogant.

Wie wir auf diese Betrachtungen kamen? Keine Ahnung, aber vielleicht hatte der dunkelhaarige Mann mit der langen Kellnerschürze und dem modisch kurzen Vollbart uns angeregt. Er war nicht wirklich unfreundlich, aber eben auch nicht wirklich herzlich und schon gar nicht herzerfrischend. Etwas gekünstelt der Versuch, sich spanisch mit uns zu unterhalten und uns immer mal wieder aus höherer Warte (um nicht zu schreiben: von oben herab) spanische Wortbrocken zuzuwerfen.

Wir hatten uns an einen der beiden nicht mit weißem Tuch eingedeckten Tische gesetzt: uns war nicht nach einem großen Menü, sondern nach was Kleinem. Also zuerst ein Glas Cava 😉 – und Brot, Aioli, Oliven. Das Brot war außerordentlich gut: frisch, kross, lecker. Aioli nach meinem Geschmack auch sehr fein (andere am Tisch waren nicht ganz so begeistert). Als Snack bestellten wir das berühmte Pa amb oli (das spricht sich „pam’boli“, 9 €), eine Spezialität auf Mallorca: geröstetes Brot, Tomate (nicht irgendeine, sondern die tomate ramallet). Dazu kann man sich was bestellen, je nach Geschmack – Käse, Schinken, Thunfisch. Wir nahmen mallorquinischen Käse, der in dicken Scheiben auf dem (uns zu wenig gerösteten) Brot lag. Zur Garnierung obendrauf sauer eingelegten Meeresfenchel (Fonoll Marí), Oliven und Peperoni. Meeresfenchel schmeckt interessant, den kannten wir bis dato noch nicht – allein deswegen hatte es sich gelohnt.

Gebratener Pulpo, bunte Salate, Kirschtomaten und Sellerie (14 €) bezirzte uns mit feinfruchtigem Dressing, knackigem Salat und rundrum pikantem Geschmack. Nach unserem Lieblings-Pulposalat auf La Gomera im Bodegon del Mar der zweitbeste Salat mit Pulpo für mich! Da unser Glas Cava (schon lange…) geleert war, versuchten wir mal heimische Weine: Malvasia (7 €/Glas) vom Celler Can Pico und eine Cuvée Malvasia und Chardonnay (6 €) vom Weingut Son Vives. Kann man trinken, muss man aber nicht.

1661 Cuina de Banyalbufar
Calle Baronia 1-3
07191 Banyalbufar

Telefon 9 71 61 82 45

Geöffnet: Mo – So 10 – 24 Uhr

[Besucht am 27. Februar 2014]

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