Ehrliche Weine, die Spaß machen

Schloss Proschwitz stellt Jahrgang 2013 auf der Hausmesse vor

Schloss Proschwitz

Michi, die schlagfertige, gerne lachende und schlaue Sächsische Weinprinzessin, fasst ganz zu Beginn der Jahrespressekonferenz des Weinguts Schloss Proschwitz eigentlich alles perfekt zusammen: Das Jahr 2013 habe nach einem langen Winter holprig angefangen und bei der Ernte zwar geringe Mengen, aber gute Qualität gebracht. Und die Weine? „Leicht, frisch, fruchtig!“ So brachte es Michaela Tutschke, die auf Proschwitz Winzerin gelernt hat und sich jetzt im Marketing weiterbildet, auf den Punkt. Na prima, da hätte man ja nach zwei Minuten gleich eine Etage hoch gehen zur Hausmesse und den Wein probieren können, oder?

Dr. Georg Prinz zur Lippe | Alexandra Prinzessin zur LippeAber so gehen professionelle Pressekonferenzen ja nicht. Und es gab ja auch noch einige zusätzliche Informationen aus berufenen Mündern. Dr. Georg Prinz zur Lippe ergänzt die Betrachtungen der Weinprinzessin um eine weitere unangenehme Erfahrung: Die Blüte der Reben sei verrieselt – das und die verkürzte Vegetation seien die Ursache für die geringe Ernte. Und das Aber: „Das Team ist phänomenal! Die Kooperation, der menschliche Umgang – sehr sehr schön!“ Denn die Natur und der Boden seien das Eine, aber die Handschrift der Menschen würde die Weinpersönlichkeiten ausmachen. „Und jeder unserer Weine ist eine Persönlichkeit!“

Da schwingt natürlich auch ein wenig Stolz mit, vor allem wenn Prinz Lippe sich an die Anfänge in Meißen zurückversetzt (was in den kommenden Monaten sicher noch häufiger passieren wird, denn 2015 wird das Weingut sein 25jähriges Jubiläum feiern), wenn der Prinz sich also an die Anfänge erinnert, dann kommen auch Gesprächsfetzen wie diese mit Vertretern des VDP (dem Verband Deutscher Prädikatsweingüter) in den Sinn. „Ihr glaubt an ein Großes Gewächs in Sachsen?“ – „Nu!“ – „Wollt Ihr das wirklich?“ – „Ja!“ Das ist nun fast zwanzig Jahre her, und die Antwort auf alle Zweifel der fragenden Westler ist schon längst gegeben: Ja, gute, sogar sehr gute Weine kann man auch in Sachsen an der Elbe und im Anbaugebiet Saale-Unstrut machen.

Walter BeckWalter Beck, der Chef im Weinberg, musste auch noch einmal die Unbill des Jahres 2013 bemühen und in Erinnerung rufen: Im Juni regnete es, „der Niederschlag überschwemmte die Gegend“ – die Flut der Elbe erinnern noch viele. Auswirkungen gab’s mehrfach im Weinberg: Bei dem Regen galt es, die Gesundheit der Reben zu erhalten, die so viel Feuchte gar nicht mögen. Obendrein war der Boden total aufgeweicht. Das könnte man ja noch als das Risiko eines Weinbauern einstufen. „Da muss man durch!“ hätten ihm die alten Elb-Winzer mit Erfahrung gesagt, als er hier wieder anfing, wusste Prinz Lippe zu berichten. Aber wenn wegen des Hochwassers Brücken über die Elbe geschlossen sind und wenn 438 Abnehmer des Weines im Flutbereich liegen und ihre Restaurants (zum Teil immer noch) geschlossen haben, dann sind das schon schwere Zeiten, dann bricht der Umsatz plötzlich weg.

Jaques du PreezKann man ein mieses Jahr im Keller ausgleichen? Jaques du Preez, seit Anfang 2013 Kellermeister auf Schloss Proschwitz, schüttelt den Kopf. Die Grundlagen guten Weins würden im Weinberg gelegt – im Keller könne man dann nur noch ausgleichen, Gutes befördern. „Wir wollen ehrliche Weine, die Spaß machen!“ Die Weine des Jahrgangs 2013 findet auch er frisch und fruchtig, mit einer schönen Säure und Mineralität. Und auf Nachfrage gibt er dann schon zu, dass auch der Kellermeister entscheidend zum Ergebnis einer guten Flasche Wein beitragen kann: „Beim Goldriesling haben wir beispielsweise den Restzucker reduziert. Wir wollen trockene Weine!“ Das Ergebnis lässt selbst bekennende Goldrieslingzweifler aufmerken: Der hat was, was mit etwas gutem Willen sogar an einen Sauvignon Blanc erinnert! Manipulation? Nein, eher das Rauskitzeln von Anlagen. Und überhaupt: „Wir lehnen jede Art von Designerwein ab!“ sagt der Prinz. Und dann noch dieses: „Wir wollen das Gesicht des Ostens sein, auch international!“

Björn ProbstAber der Osten ist nicht Sachsen allein. Da war doch noch was – in Weimar. Nichts Neues im endlosen Streit um die Immobilie, die einmal den Weinkeller beherbergen soll (und weswegen die Weine aus Thüringen, dort handverlesen, dann palettenweise auf LKW nach Sachsen transportiert werden und im neuen Weinkeller in Ockrilla verarbeitet werden. Dieses 3-Millionen-Investment hätte Prinz Lippe, sagte er, lieber gleich in Thüringen getätigt). Aber gute Nachrichten hatte Betriebsleiter Björn Probst dennoch mitgebracht: An 28 Lesetagen wurden 200.000 kg Trauben geerntet – viermal so viel wie im Vorjahr. „Die Weinberge stehen gut da!“ sagt er – und holt aus dem schwierigen (weil steinigen) Terroir Beachtliches raus. In drei Segmenten (Gutsweine, Lagenweine und Premiumweine) werden die Weine angeboten – aber es ist kein Zufall, dass unsere beiden Lieblinge Auxerrois und Sauvignon Blanc mittlerweile quasi Erkennungsweine des Weinhaus zu Weimar sind. Einfaches muss ja nicht schlecht sein. Und Gutes darf ja gerne noch ein wenig besser sein. Drei Premiumweine gibt es, mit sprechenden Namen: einen Frühburgunder „Faust“ Barrique, den Sauvignon Blanc „Mephisto“ und den Grauburgunder „Gretchen“ aus dem Barrique. Noch nicht wirklich fertig, also als Fassprobe und mit händisch aufgeklebten Etiketten auf der Messe zu probieren – aber viel versprechend!

Schloss Proschwitz
Dr. Georg Prinz zur Lippe
Dorfanger 19
01665 Zadel über Meissen

Tel. 03521 /76760
http://www.schloss-proschwitz.de

Weinhaus zu Weimar Prinz zur Lippe
99427 Weimar
Wohlsborner Straße 4a

Tel. 03643 / 76760
www.schloss-proschwitz.de

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