Frische Fische und fesche Kellner

farinelli - der Italiener am Blauen Wunder

farinelli

Das Schild draußen vor der Tür klingt verheißungsvoll: Heute Frische Mittelmeer Fische! Nicht ganz den Regeln korrekter Rechtschreibung entsprechend, aber wir befinden uns ja im italienischen Viertel von Dresden, das sich am Blasewitzer Fuß des Blauen Wunders elbabwärts ausgebildet hat: Unterm Café Toscana gibt es seit kurzem das farinelli. Wenn man draußen vor der Tür steht und auf Äußerlichkeiten achtet, könnte man schnell dran vorbeisehen, die Villa Marie liegt erstens in erster Reihe direkt an der Elbe und ist schon deutlich das attraktivere Haus. Aber das Schild! Frische Fische! Mittelmeer!

Also hinein ins Basement vom Toscana – und schon sind wir im Dresdner Ableger Kalabriens. Ein langer Schlauch, das Restaurant, mit einem vorderen Teil (wo man hinter den großen Scheiben sitzen und auf die Villa und die Elbe nebst Brücke gucken kann) und einem hinteren Bereich, wo man wenigstens einen Blick auf die Bar erheischen kann. Und auf das Gegenstück zum Fischankündigungsschild draußen: heute gibt’s Wolfsbarsch, Seezungen, Dorade Royal und Baby-Steinbutt. Wir nehmen: Wolfsbarsch (21,50 €) und (nicht von der Frischfischkarte) ein Filetto (24 €). Vorweg Antipasto dello Chef, selbstredend uno per due (12,50 €), ein Teller mit allem für zwei. Wer das als Einzelperson isst, wird schneller satt als ihm oder ihr lieb ist. Und wenn der eine dies und der andere das ist, verpasst man nette Gespräche über recht angenehmes Vitello Tonnato, frisch-pikanten Meeresfrüchtesalat oder Carpaccio mit Parmesanraspeln. Und ja, so ein Stück Melone mit Schinken lag auch auf dem Teller. Muss ja wohl, wegen des Gesprächsstoffs wie das früher so war, als das anfing mit unseren Besuchen beim Italiener.

Wir hatten Wolfsbarsch ja gerade auf Mallorca gegessen und geschwelgt – und uns war klar: Soooo würde das hier gar nicht gehen. Aber das Ergebnis konnte sich dennoch schmecken lassen. Am Tisch filetiert (und leider nicht ganz grätenfrei geworden dabei), war unser spigula  zwar nicht so frisch wie direkt am Meer, aber für gemäßigtes Dresdner Landklima dann doch sehr ordentlich. Beim zweiten Gericht, dem Steak, waren wir sehr überrascht und freudig erregt, nicht enttäuscht zu werden: Bei Steaks mögen wir’s nämlich gerne innen sehr roh, was viele Köche aber nicht verstehen und uns gerne vor all zuviel blutigem Fleisch zu bewahren trachten. Hier war’s perfekt!

Was ich bislang verschwiegen habe: die Bedienung. Aber die bekommt nun ein eigenes Kapitel. Es gab zwei Kellner, ein nettes Paar: Der eine noch im Sitzen auf der Theke größer als der andere – und uns bekannt. Aber woher nur? Wir erinnerten uns: Er war der, der uns vor knapp einem halben Jahr an anderer Stelle einmal einen Wein partout nicht verkaufen wollte. Als wir es ihm erzählten, erinnerte er sich auch – großes Wiedersehens-Lachen und schon waren wir für diesen Abend beste Freunde. Wir bekamen den gewünschten Wein, wurden mit Proben von möglichen Folgeflaschen verwöhnt und auch sonst gut betüddelt. Der andere war für uns ohne Vorgeschichte, aber an ihn werden wir uns auch gerne erinnern, denn als sich der Abend zum Ende neigte, ging’s ums Dessert und einen Absacker. Das Dessert war schnell gewählt: ein Sufflee al Chocolato (4,50 €) und ist ebenso schnell beschrieben: prima, mit flüssigem Kern – gerne wieder!

Etwas mehr Aufwand erforderte die Wahl des Getränks, denn es kam ein ganzer Wagen mit Grappi und anderen Leckereien. Einen einfachen (aber guten!) gab’s aufs Haus – und zu einem anderen ließen wir uns verführen. Es war ein Grappa Affinata in Botti di Picolit aus der Brennerei Dellavalle, Piemont, Italien. „Dieser aus Barberatrauben aus der Region Monferrato gebrannte Grappa wird 6 Jahre in 3 Holzfässern gelagert und anschließend weitere 2 Jahre in Picolit Fässern gereift. Ein leichter Hauch von Orange und dunkler Schokolade – fantastisches Aroma mit einem süßen Finale. Langer und voller Nachgeschmack“, lesen wir bei einem Onlinehändler und müssen sagen: besser hätten wir es auch nicht beschreiben können…

farinelli
Schillerplatz 7
01309 Dresden

Tel. 0351 / 31 48 55 11
Geöffnet:
täglich 11-24 Uhr

[Besucht am 23. April 2014 | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

4 Kommentare

  1. Sehr geehrten Damen und Herren,

    schön wäre es wenn Sie auch einmal einen Bericht etwas Elbaufwärts machen würden. Das Restaurant Genusswerk in Pirna wäre bestimmt ein Restaurantbericht Wert.

    Viele Grüße,
    Marcel Dauksch, Restaurant Genusswerk

    • Guten Tag, Herr Dauksch,

      Restaurantkritiker bleiben während ihrer Arbeit zwar in aller Regel anonym, doch das heißt nicht, dass sie namenlos sind.

      Wenn Sie also Herrn van Stipriaan als Gast zu sich bitten, wäre es ein Zeichen von Respekt vor seiner Arbeit (die Ihnen letzten Endes zugute kommt), dass sie ihn auf seinem eigenen Blog nicht mit einem x-beliebigen „Sehr geehrten Damen und Herren“ anreden. So viel Zeit für einen Blick ins Impressum muss sein.

      Freundliche Grüße
      Kathrin Muysers.

      • Was ich immer schon mal schreiben wollte: Danke, Kathrin. Ich bekomme manchmal sogar auf der Impressumsseite nahezu anredefreie Kommentare mit ähnlichen Bitten, manchmal Quasi-Befehlen. Und da wundern sich die Leute vielleicht, dass ich die nicht freischalte 😉

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