Schattig rauf und rutschig runter

Wanderung um den Monte dei Porri von Pollara nach Rinella

Krater von Pollara

Die Busse fahren nicht oft, aber zuverlässig. Wobei zuverlässig nicht unbedingt nach Plan bedeutet: Wir sitzen im kleinen blauen CITIS-Bus in Santa Marina Salina am Hafen und warten aufs Aliscafo, das man schon anrauschen sieht. Die Reisenden, die zu spät ankamen und dennoch weiter kommen nach Malfa, freuen sich, wir anderen sind nicht böse. Busfahren auf Salina ist eh entspannend: Haltestellen sind nur zur Orientierung da, natürlich lässt der Fahrer die Ankömmlinge mit ihrem Gepäck so nah wie möglich an den Hotels raus, die sie beim Einsteigen angaben. Auch wir hatten ein Sonderziel: Kurz vor Pollara am Semaforo sollte die Wanderung beginnen – ob wir da bitte aussteigen könnten? Natürlich!

Blick nach FilicudiVor dem semaforo – dem alten Leuchtturm – gibt es in der Spitzkehre eine kleine Anlage, die man zum Tourstart nicht versäumen sollte: Grandiose Ausblicke kann man von hier aus genießen – auf alles, was uns später auch noch erfreuen wird, aber zusätzlich auch noch auf die Steilküste unter uns. Die Straße wuselt sich in zahlreichen Kehren bergab nach Pollara – wir haben (bewusst, natürlich) für unser Panoramafoto am Anfang dieses Beitrags den blauen CITIS-Bus gleich zweimal erwischt und täuschen so regen Busverkehr vor!

Stufenwirbel Semaforo-BarDas alte Marineobservatorium verfällt, was schade ist. Man darf nicht, kann aber drin rumkrabbeln: das wäre der ideale Ort für ein schönes kleines Boutique-Hotel mit angeschlossener Trattoria! Von hier aus kann man sich gut umsehen: Nach Malfa mit Panarea und dem Stromboli in der Ferne, nach Pollara mit Filicudi und Alicudi im Dunst. Und abends gibt es hier die grandiosesten Sonnenuntergänge überhaupt!

Monte dei PorriDa sind wir noch weit von entfernt, noch steigt die Sonne ihrem Mittagshoch entgegen – und wir stehen vor dem kleineren der beiden alten erloschenen Vulcane von Salina. Der Monte dei Porri ist 860 Meter hoch und – wie sein Nachbar Fossa delle Felci – ein perfekter Kegel, was man freilich am besten von oben oder aus der Ferne sieht. Von diesen beiden Prachtkerlen leitet sich übrigens auch der alte griechische Name der Insel ab: Didyme, was Zwilling bedeutet. Wo wir gerade dabei sind: Salina ist natürlich lateinischen Ursprungs und stellt den kleinen Salzteich bei Lingua in den Mittelpunkt des Interesses.

Krater von PollaraUnsere Tour führt uns nicht auf den Berg, sondern drumherum. Der Anstieg ist nicht so arg steil, er ist auch dank reichlicher Vegetation schattig. Dennoch müssen wir alle Nase lang pausieren: Blicke! Blicke! Blicke! Und, weil wir ja die Fotografen sind: klickklickklick. Ein Panorama jagt das nächste – und wenn man bedenkt, dass so ein Pano aus bis zu zwölf hochformatigen Einzelbildern besteht, ahnt man, wie die Speicherkarte glüht. Aber es lohnt sich. Der Blick ins Tal von Pollara macht klar: Auch das ist ein veritabler Krater! Wir sind am Rande der einen Hälfte, die andere ist im Meer abhanden gekommen. Eine Katastrophe für die, die auf jener Hälfte lebten, aber für uns heute ergibt sich der Anblick eines wunderschönen Natur-Amphitheaters!

Ab ins ValleDer Weg bleibt ordentlich und schattig und führt bis auf 600 Meter Höhe – lächerliche 150 Meter mehr als im Wanderführer von Peter Amann (Liparische Inseln, Iwanowski 2010:241) beschrieben und gefühlt auch noch mehr als in der Korrektur, die zwar im gleichen Buch ist (eingeschoben zwischen den Seiten 138 und 141, gerne überlesen) und mit „mehr als 100 m höher“ im Unverbindlichen verweilt. Danach geht’s bergab, und zwar einem Schild Richtung Valle Spina folgend. Der Abstieg ist lang, länger, nicht enden wollend und nicht unanstrengend. Der Weg ist rutschig, manchmal mit größeren Felsstufen. Alles machbar, aber wir waren froh, Wanderstöcke dabei zu haben – und steckten die Kameras vorübergehend weg, weil sie im Wege baumelten. Auch mit Schatten war’s vorbei, die Nachmittagssonne brannte uns fröhlich auf den Pelz.

Salina mit Blick nach Filicudi Salinas WestenAber schlimm, wirklich schlimm, war’s nicht – im Gegenteil. Salina ist eine bunte grüne Insel, hier wächst und blüht es am Wegesrand. Ginster hebt sich fotogen gelb vom Meeresblau ab, Zistrosen und reichlich blühende Sträucher der Sorte „Weißnichtwiedieheißen“ sorgen für Farbtupfer. Filicudi gibt den Hintergrund, Alicudi hat sich zwar nicht aus dem Staub gemacht, aber im Dunst weitgehend versteckt. Der Weg ist schmal und scheint manchmal abrupt aufhören, sich ins Meer stürzen zu wollen – aber er geht dann doch weiter.

König der LüfteSo geht es mühsam runter, bis auf etwa 200 Metern Höhe alles gut wird: Der Weg wird breiter, begehbarer – zumindest vorübergehend. Ein Schild Richtung Leni versichert uns: Ihr seid auf dem richtigen Weg! Ein Olivenbaum am Wegesrand lädt zur Pause ein. Aussicht gibt es auch, einmal auf den langsam zuwuchernden Olivenhain, der hier früher wohl mal besser gepflegt war. Dann lohnt sich aber auch ein Blick in die Luft: Eleonorenfalken soll es in der Gegend geben. Wir rätseln, ob der elegante Gleiter da oben einer ist, bekommen aber auch auf Nachfrage („Du Eleonore? Wir die Fotografen!„) keine Antwort.

Lipari und Vulcano hinter SalinaWir nähern uns nun Leni. Das Gelände ist terrassiert, sieht auch intakt aus – aber wo so viel Ginster wächst, scheint es keine aktive Landwirtschaft zu geben. Voraus schieben sich Vulcano und Lipari ins Bild, rückblickend kann man den Monte dei Porri und Filicudi/Alicudi noch einmal genießen. Da Leni ungefähr 200 Meter über dem Meer liegt, erfreuen wir uns an neuerlichen 50 Metern sonnigen Anstieg. Die Bar von Salvatore Chiofalo (16, V. Liberta) kommt gerade zur rechten Zeit für eine Fast-am-Ziel-Erfrischung. Es gibt dort einfachen Hauswein, Eis, Kleinigkeiten zu essen. Am Nebentisch palavern drei Wichtigpupichtige – einen von ihnen erkennen wir wenig später auf einem Plakat zur Europawahl wieder.

Monte Fossa delle FelciDie Kirche von Leni lassen wir aus, uns zieht es runter ans Meer. In Rinella gibt es, direkt neben dem Hafen, eine Badebucht (eigentlich ist der Hafen wie der Badestrand Teil der Bucht!). Die Vorfreude wird jedoch spontan eingetrübt, denn im kristallklaren Wasser erblicken wir unsere Freunde, die Feuerquallen. Und zwar in reichlicher Population. Dann eben nicht!

[Wanderung am 20. Mai 2014]

Salina: Pollara-Monte dei Porri-Rinella

3 Kommentare

    • Hallo,
      wir fotografieren viel und laufen eher slow als stramm! Einige Eckdaten (den Exifs in den Bildern entnommen):
      9:15 mit Bus am Leuchtturm, dort 30 Minuten fotografiert, dann los.
      11:15 am Kamm (wo es dann abknickt gen Leni)
      14:50 Ankunft Leni (Zwischendurch mal Rast gemacht, siehe Text), dann noch runter nach Rinella zum Baden und auf-den-Bus-Warten

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*