„Wir machen Wein und Malvasia!“

Besuch beim Winzer: Andrea Hauner

Andrea Hauner

Als Carlo Hauner 1963 einmal nach Salina kam, da wollte er – der Künstler und Innenarchitekt aus Brescia im Norden Italiens – eigentlich nur eine Ausstellung besuchen. Aber es gab für ihn mehr zu erleben als optische Genüsse: Hauner entdeckte für sich den Malvasia, den die Leute auf Salina freilich für sich schon jahrhundertelang als Spezialität liebten. Carlo Hauner beschloss damals, Winzer zu werden und begründete so eine Firma, die mittlerweile in dritter Generation betrieben wird und mit die besten Inselweine produziert.

Wir trafen Andrea Hauner im Weingut, das im kleinen Örtchen Lingua auf Salina liegt. Bevor wir ihn aber seine Geschichte (und die der Weine) erzählen lassen, muss erst ein wenig Namens- und Aussprachkunde betrieben werden. Andrea ist im Italienischen durchaus ein Männer-Vorname – bei Andrea Bocelli (Time to Say Goodbye!) haben wir uns dran gewöhnen können. Und Hauner spricht sich im Italienischen nicht so, wie wir es in Deutschland täten: das H bleibt stumm, was aus dem Mund kommt ist ein au’när.

BarriquesSodele, nun aber. Die Kellerbesichtigung gestaltet sich unspektakulär wie fast immer in modernen Betrieben. Blitzeblanker Stahl, die üblichen Hilfen zum Pressen, Stahltanks für Weißwein, Rotwein und für Malvasia hier und ein Keller mit italienischen und französischen Barriques gleich nebenan. Malvasia, lerne ich beim Gespräch mit dem 32 Jahre alten Andrea, wird immer extra genannt. „Ende August ernten wir den Wein, Mitte September den Malvasia“, sagt er beispielsweise. Wobei die Ernte sich mittlerweile diffiziler gestaltet als zu Beginn der Azienda Hauner. Das lieg an der Größe des Betriebs und der Verteilung der Rebflächen. 20 ha sind es auf Salina, verteilt auf verschiedene Orte der Insel. Unterschiedliches Mikroklima macht sich da im Reifeprozess der Trauben bemerkbar: „Zwischen Malfa an der Küste und dem 290 Meter hoch gelegenen Valdechiesa kann es bei gleichen Trauben schon bis zu einer Woche Unterschied geben!“ meint Andrea Hauner. Der ist übrigens studierter Winzer, hat in Mailand gelernt und in Brescia eine zusätzliche Sommelierausbildung durchlaufen. „Mein Großvater hatte vom Weinmachen keine Ahnung, als er 1968 damit anfing. Er hat sich alles selbst beigebracht!“

Alte WeinpresseZu den 20 Hektar auf Salina kommen noch zehn weitere auf Vulcano. Hauner hat dort nur rote Sorten. Wir probierten einen 2012 Hierà, der wunderbar samtig und rund ist und dem man die 13,5% Alkoholgehalt nicht anmerkt. Drei Rebsorten sind im Hierà (das griechische Wort bedeutet die Heilige und ist der alte Name für die Insel Vulcano) kombiniert: 60% Nero d’Avola, 30% Alicante und 10% Nocera. Dieser Wein lag zwei Monate im Barrique und hat dann noch einige Monate Zeit, sich in der Flasche zu entwickeln.

Deutlich wuchtiger ist der Rosso Antonello. Neben den lokalen Rebsorten Nero d’Avola und Corinto Nero ist da auch Sangiovese drin, was man auch deutlich merkt. Zwölf Monate reift der Wein im Barrique und weitere zwölf Monate in der Flasche. Eine kleine Granate!

StromboliVon den Weißweinen hatte es uns der Iancura besonders angetan. „Den haben wir zum ersten Mal gemacht, weil wir so eine gute Malvasia-Ernte hatten“, sagt Andrea Hauner. Der ist zu 90% da drin (die restlichen zehn Prozent sind Inzolia). Wir staunen, denn die Salina-typischen Malvasia sind ja eher was zum Dessert, mit Restsüße und einer gewissen Wuchtigkeit. Der Iancura aber ist leicht und – pardon: süffig. Iancura übrigens ist ein schönes Wort aus heimischem Dialekt und bezeichnet das inseltypische Phänomen, wenn man keinen Unterschied mehr zwischen Himmel und Meer ausmachen kann, die beiden Blau ineinander übergehen. Auf dem Etikett kann man das ganz gut erkennen (und wir sahen bei unseren Wanderungen auf Panarea auch reichlich iancura).

Malvasia Passito Riserva„Und nun, seid Ihr bereit für die Malvasias?“ fragt Andrea Hauner uns. Wir sind geneigt, sächsisch-knapp mit „Nu!“ zu antworten, aber wir unterhalten uns ja italienisch und englisch, also nicken wir nur in großer Vorfreude. Malvasia macht die Hälfte der Produktion bei Hauner aus – es gibt drei Qualitäten: Malvasia, Malvasia Passito und Malvasia Riserva. Ihnen gemein ist der Traubenmix: 95% Malvasia delle Lipari und 5% Corinto Nero. Dass die sehr eigenständigen Saliner ihren Wein Malvasia delle Lipari nennen müssen, ist auch so ein Scherz der Weingesetzgebung. Wo doch alle Inseln zu Lipari gehören und eine Gemeinde sind – außer Salina, da gibt es drei Gemeinden! Nach der sehr späten Ernte (September bis Oktober) werden die Trauben auf Stroh getrocknet – beim einfachen Malvasia etwa zwei Wochen, beim Passito etwa eine Woche länger. So entstehen Rosinen – und ein, pardon, geiler Schluck mit einem Maul voll Aromi. „Das alles, und noch viel mehr“, sang Rio Reiser – und vielleicht dachte er dabei auch an den Riserva, denn der hat von allem noch mehr: noch ausgelesenere Trauben, noch sorgfältigere Behandlung – und wir stellten voller Vergnügen fest: er schmeckt noch nachhaltiger, runder, göttlicher…

Hauner, Salina

 

Carlo Hauner
Azienda agricola
Via Umberto I
98050 S. Marina Salina

Tel, +39 090 9843141
www.hauner.it

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