Pecorini a Mare

Kleine Wanderung auf Filicudi nach Pecorini a Mare

Filicudi Pecorini di Mare

„Filicudi? Muss ich diese Insel kennen – ist sie groß?“ Interessante Verbindung bei dieser Doppelfrage, die sich mit einem Wort zwiefach beantworten lässt: Nein.

Filicudi LuftbildMit 9,5 km2 ist die Insel überschaubar. Wer sich bei deutschen Inseln auskennt: Rügen ist rund 100mal so groß, Sylt etwa zehnmal so groß und Juist oder Hiddensee jeweils fast doppelt so groß (nicht ganz, falls jemand nachrechnet). Es gibt auf Filicudi eine etwa sieben Kilometer lange asphaltierte Straße, die vom Hafen aus die kleinen Orte der Insel verbindet. Praktisch, wenn man mit Gepäck anreist und abgeholt wird. Von Porto geht’s hoch nach Valdichiesa und über Pecorini wieder runter nach Pecorini a Mare. Dieser romantische Ort ist auch unser Ziel – wenn möglich, unter Vermeidung der Asphaltstraße!

FilicudiDas lässt sich machen, denn auf Filicudi gibt es ein ausgeprägtes Wegenetz. Die alten Wirtschaftswege sind gut erhalten und werden von den Einheimischen genutzt. Wir trafen den Pfarrer von Filicudi ganz in schwarz, aber auch Rinder – ganz in weiß. Oben auf der Ebene Rocca Ciauli, wo unser Hotel La Canna liegt, geht’s schnell aus der leichten Bebauung im äolischen Stil hinein in die Landschaft. „Der antike Name der Insel lautete Phenicusa, da sie früher dicht mit Farn bewachsen war“, weiß die Wikipedia und weist bei der Gelegenheit auch darauf hin, dass „Filicudi mit 1 Million Jahre altem Lavagestein die älteste und zudem die zuerst besiedelte Insel der Äolischen Inselgruppe“ ist. So arg viel Farn sehen wir nicht, aber Feigenkakteen, Zitronenbäume, Blumen und insgesamt viel Grün, um das mal stümperhaft unpräzis zu formulieren.

Filicudi Santo StefanoAuf dem Weg nach Pecorini a Mare kommen wir erst einmal nach Valdichiesa mit seiner Kirche, die zartrosa und in hellem Ocker mit grünen Türen und Fenstern ein farbenfrohes Bild abgibt. Bei einem Erdbeben 1978 hat’s den Turm von Santo Stefano übrigens ein wenig verrutscht, wie dieses Bild aus dem Jahr 1995 von Boris Behncke zeigt – ebenso wie die alten Farben, die ja auch ihren Reiz haben.

FilicudiVon nun an geht’s bergab. Schmale Wege, von Steinmauern gesäumt, wechseln sich ab mit Feldern von Mohnblumen. Voraus die nächste Kirche, die Chiesa Parrocchiale di San Giuseppe. Zwei so relativ große Kirchen so nahe beieinander? Ein Stein gewordener Hinweis, dass auf Filicudi früher mehr Menschen lebten als die heute etwa 250. Anfang des vergangenen Jahrhunderts, schreibt der auch auf Filicudi lebende Berner Schriftsteller Robert Zoss in seinem „Die Insel hinterm Mond„, seien es 2.000 gewesen. Und unsere zuverlässige Quelle für das 19. Jahrhundert, Ludwig Salvator, gibt für Filicuri im Jahr 1890 exakt 1119 Einwohner an.

Filicudi Pecorini die MareSteil runter geht der Weg ans Meer, wo uns der zweite Hafen von Filicudi erwartet. Normalerweise nur für Fischerboote gedacht, legen hier manchmal auch Fähren an – Porto liegt auf der anderen Seite, so kann man dem Wind eins auswischen. Die Boote sind farbenfroh kräftig rot und blau, im Mix mit weiß und grün gibt es sogar (oder gerade!) dann ein schönes Bild, wenn die Farbe bereits ein wenig blättert. Bei unserem Besuch störte das Wasserschiff Antonello die romantische Optik ein wenig – aber bei der Gelegenheit wurde uns wieder einmal klar, dass diese Inseln zwar von Wasser umgeben sind, aber ihr Trinkwasser gebracht kriegen, wenn die Winterregen die Zisternen nicht gehörig gefüllt haben…

Filicudi Pecorini di MarePecorino a Mare ist im Mai (wir waren an einem 15. Mai da) so was von tote Hose, dass es schon wieder schön ist. Die blaue Tür des Saloon: mit Vorhängeschloss gesichert. Die vorgedruckte handschriftliche Tafel des Restaurants La Sirena verheißt Leckeres, aber man hat nur vom Juni bis September geöffnet. Schade, denn einige Dinge lasen sich äußerst spannend! Wir sahen den einen oder anderen Fischer Boote an Land ziehen und ein seenahes Grab für Limonio, der nur zwanzig Jahre alt wurde. Im Sommer, so versichern Einheimische, sei hier mehr los.

Aber da sind wir dann ja schon wieder fort…

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