Winzer, Weltmeister, Sommeliers

Winzer im Fokus und 5. Winzerfest bei bean&beluga

Treffen sich ein paar Rotweingläser...

Früher war alles anders, das wissen wir. Beispielsweise 1989. Da hatte ein Riesling Kabinett der Verwaltung der Staatlichen Weinbaudomänen aus Niederhausen-Schloßböckelheim noch groß den Adler auf dem Etikett und klein den Hinweis auf 9,5% Alkohol. Leicht, süffig – so sagte man. Und wenn so eine Flache heute auf den Tisch kommt, dann raunzt man sich zu: ui, so alt und noch so frisch! Mit Ruf- und nicht mit Fragezeichen.

Eigentlich kein Wunder, denn wenn man sich ein wenig auskennt, weiß man: Riesling von Steillagen wie der legendären Kupfergrube gehört zu den besten Rieslinglagen in Deutschland und der Welt. Und wenn man sich nicht auskennt, kann man ja mal mit Christoph Friedrich schwatzen, der als Vertriebsleiter Gastronomie und Handel sich ganz gut auskennt beim Nachfolger Gut Hermannsberg, das seit 2010 neuen Schwung in das etwas in die Tage gekommene Weingut bringt. Dass Friedrich zum Winzertreff „Winzer im Fokus“ in der Weinbar des bean&beluga auch diesen Schatz aus alten Tagen mitbrachte, macht freilich auch klar: Man baut auf der Geschichte auf – und was man dann besser machen kann, muss ja nicht unterlassen werden.

Die WinzerDrei Winzer standen im Juli im Mittelpunkt des monatlichen Wein-Events auf dem Weißen Hirsch: Neben dem Gut Hermannsberg von der Nahe noch Thomas Hensel von der Pfalz und Fritz Wieninger aus Wien. Das hat uns natürlich vorab besonders gefallen, dass der Mann seine Heimatstadt quasi im Namen trägt! Und nachdem wir seine Weine probiert und ihn von Angesicht zu Angesicht kennen gelernt hatten, gefiel er uns noch mehr. Zum Beispiel der „Gemischte Satz“, eine traditionsreiche Spezialität im Wiener Weinbau. Da wächst zusammen, was dann gemeinsam in die Flasche kommt – in unserem probierten Fall ein Rosengartl. Liest sich nur halb so schön als wenn ein Wiener das ausspricht und erklärt, dass dieser Weingarten seit 2008 nach biodynamischen Richtlinien bewirtschaftet wird und aus fünf Traubensorten (Grüner Veltliner – fast 50%, Weißburgunder, Neuburger, Traminer und Riesling) von besonders alten Reben besteht. Natürlich zusammen per Hand geerntet und zusammen verarbeitet, alles sehr sorgfältig und der Tradition verpflichtet. Und das tollste: Das schmeckt vorzüglich!

Thomas Hensel ist ja in Dresden (anders als der Wieninger Fritz) kein Unbekannter mehr, war auch schon mal auf dem Konzertplatz. Aber da die Winzer ja alle Jahre neue Weine mitbringen, ist so ein Besuch deutlich mehr als Wiedersehensfreude. Seinen Riesling Dürkheimer Steinberg aus dem Jahrgang 2013 gab’s vorab, durchaus eine lohnenswerte knackige Alternative zum häufig gewählten Prickelnden. Später setzten wir zum Höhenflug an, mit einem 2013 Chardonnay. Röstiges Barrique, aber kein Überflieger. Sozusagen Höhenflug mit Bodenhaftung, wie wir es lieben.

Winzer im Focus - MenüVier Gänge gab’s insgesamt, dazu sieben Weine (Komplettpreis: 62 €) und reichlich Information von den Winzern, die von Tisch zu Tisch wanderten. Vom Essen blieb in guter Erinnerung vor allem die Gazpacho mit Krebs und Olive mit feiner hintergründiger Schärfe und viel tomatigem Geschmack (wozu uns der 2010 Riesling Kupfergrube, ein Großes Gewächs vom VDP-Weingut Hermannsberg besonders gefiel) – dass wir weder mit dem Schweinebauch noch dem Bavette Steak so richtig Freund wurden, zeigt die Grenzen dieser gehypten Fleischsorten auf.

5. WinzerfestTagsdrauf traten die Winzer und andere Vinophile auf dem Konzertplatz im Rahmen des 5. Winzerfestes übrigens zu einem Alltagesspaß an. Offiziell gab es ein Fußballturnier mit Winzern und Sommeliers, die Fortsetzung der Weinkorken-Weitwurf-Weltmeisterschaft und reichlich Spaß drumherum. An dem Tag – der eigentlich viel zu heiß für alles war – gab sich die Weinelite des Landes ein Stelldichein auf dem Weißen Hirsch: Thomas Sommer, gebürtiger Dresdner und Sommelier des Jahres 2011 hatte mit Alfons Wimmer (Söl’ring Hof Sylt) am Vorabend schon Wein ausgeschenkt und bolzte munter mit. Willi Schlögl von der Cordobar in Berlin und der Winzer Christoph Wachter-Wiesler aus dem Burgenland als Newcomer des Jahres 2014 sorgten für unüberhörbare österreichische Akzente. Silvio Nitzsche von der Wein-Kultur-Bar und Karl-Friedrich Aust erlebte man so, wie man es noch nie getan hat: Den einen mit lauter, anfeuernder Stimme, den anderen mit Ball-zwischen-den-Beinen Trick und anderen Überraschungen. Sächsisch-Unstrutig schlug sich das Team FSV Zwickel mit Markus Dietschold und Matthias Hey weingebietsübergreifend tapfer, und im Team Kickers Maultäschle verstanden sich Stefan Hermann (bean&beluga) und Adrian Glöckner (der mit den Autos) bestens, während Alfred Stigler und Pascal Foechterle den noch südlicheren Teil der Republik vertraten. Name dropping? Na klar – aber eben auch ein dezenter Hinweis darauf, dass zwischen Sylt und Wien die Vinophilen wissen, dass der Dresdner Hirsch eine Reise wert ist!

Links zu den Winzern des Abends:

Gut Hermannsberg: http://www.gut-hermannsberg.de/
Thomas Hensel: http://henselwein.de/
Fritz Wieninger: http://www.wieninger.at/de/

[Besucht am 19./20. Juli 2014]

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