Ein vergnüglich-genussvolles Erlebnis

Kochsternstunden im Intermezzo des Taschenbergpalais

Intermezzo

Über die versteckte Lage des Restaurants rege nicht nur ich mich seit fast zwanzig Jahren auf. Als am 31. März 1995 das Hotel Taschenbergpalais Kempinski Dresden eröffnet wurde, war das für Dresden ein Highlight: Das erste 5-Sterne-Hotel in Sachsen, viel Glanz im wieder aufgebauten Palais gegenüber Zwinger und Schloss. Aber das Restaurant Intermezzo lag (und liegt) – sehr zum Leidwesen der dort Arbeitenden – gut versteckt, einen eigenen zumindest etwas näher am Restaurant liegenden Eingang bekam es erst später. Direkt kommt man immer noch nicht rein: Ein Aspirant auf den leider nicht existierenden „Architekturpreis für die größte Hemmschwelle zur Begrüßung williger Gäste“. Die gute Nachricht: Die Mitarbeiter*innen im Kempi sind hilfsbereit, man muss sich nicht scheuen und kann ungeniert nach dem Weg fragen.

IntermezzoWir kannten uns aus, fragten nicht und lernten so die Freundlichkeit der Mitarbeiter erst im Restaurant kennen. Dort war’s aber wie gewohnt: herzlich, erfreulich leger und doch immer korrekt, immer freundlich – geht doch. Wir wollten – welch‘ Überraschung! – das Kochsternstunden-Menü essen, das im Intermezzo in drei Gängen angeboten wird (3 Gänge 43,00 €, inkl. Weinbegleitung 64,00 € – Wasser extra: wucherverdächtige 9 € pro Flasche!): Vorspeise, Hauptgang, Dessert. Bei jedem Gang kann man eins von zweien wählen: Salat oder Süppchen? Fisch oder Fleisch? Süßes oder Käse? Und zu jeder Wahl gibt’s den passenden Wein – wir durften in einem Fall auch tauschen: Das mit dem Service und Dienst am Gast beherrschen sie im Intermezzo.

Die Wartezeit bis zur Vorspeise wird erwartungsgemäß verkürzt durch einen kleinen Gruß aus der Küche und mit frisch aufgebackenem Brot (drei Sorten), diverse Aufstriche und Öl, dazu Salze: alles sehr köstlich und – nun der Wermutstropfen – auch nötig, denn diese Wartezeit währte sehr lange (in Anbetracht des nur spärlich besuchten Restaurants zu lange). Zumal es nicht viel zu zaubern gab: wir hatten uns (zu dritt) für Marinierte Entenbrust auf Glasnudel-Ingwer-Salat, Flugananas und Sprossen entschieden (und alle drei das Schaumsüppchen von Topinambur mit Garnele und Melone abgewählt). Schon vor dem Einsetzen der Vorspeise war Bacchus QbA trocken vom Staatsweingut Schloss Wackerbarth, Radebeul im Glas – ein blumiger Wein, der uns ohne das passende Essen zu duftig erschien – wir hofften auf Fernöstliches. Das sollte die Entenbrust auch sein, mit Sojasauce mariniert, mit Zitronengras und Ingwer versetzt – dem vollen Programm. Allerdings sehr zart eingesetzt, vielleicht ein wenig zu dezent. Der Wein passte dann aber dennoch ganz gut.

Zum Hauptgang hatten sich, in traditioneller Rollenverteilung, die Männer fürs Fleisch und die Frau für den Fisch entschieden. Fangen wir mit dem an: Das Filet vom Loup de Mer mit Estragonravioli, Physalis, Frühlingslauch & Tomatenvinaigrette sei richtig gut gewesen, sagte sie – und so lassen wir’s stehen, weil wir nicht genascht haben. Zum Rücken vom Ibericoschwein mit Vogelmiere, zweierlei Bohnen, feinen Honigmöhrchen und Thymian-Gnocchi könnte man die gleiche Zusammenfassung geben. Lecker. Etwas straff das Schwein, aber schön würzig und für ein Feinschmecker-Restaurant eine bemerkenswert üppige Portion. Mit zusätzlicher Sauce, die wir auch mehr als dankbar entgegen nahmen, weil sie einfach nur richtig gut schmeckte und den Gnocchi gut stand. Zwei Hauptgänge, zwei Weine zum Probieren, wie fein: Ca Maiol Prestige Lugana vom Weingut Provenza, Lombardei gegen den Grauburgunder QbA trocken vom Weingut Dreissigacker, Rheinhessen zu vergleichen, war nicht vorgesehen, aber – in der Reihenfolge probiert – ein vergnüglich-genussvolles Erlebnis. Quintessenz: Lugana sollte man sich ebenso merken wie Dreissigacker (eine Binsenweisheit, ich weiß).

Riesling Spätlese – Weingut Schloss ProschwitzDas Dessert hatten wir als kleine Portion schon beim Auftakt der Kochsternstunden auf Schloss Proschwitz verkostet und für chic befunden. Was wir da vor Ort noch nicht wussten: Zu Mazerierte Mispeln im Amarettoschaum mit Macadamianuss-Crumble, Bananeneis und Eierlikör-Espumas gibt es als passenden Wein einen Riesling Spätlese süß von eben jenemWeingut Schloss Proschwitz, Zadel. Steht leider so jahrgangslos auf der Karte – und hingesehen oder nachgefragt haben wir auch nicht. Aber egal: passte. Und das Dessert ist eine Bombe im mehrfachen Sinn: als Verursacher mehrerer sehr angenehmer Geschmacksexplosionen wie auch als Kalorienattacke. Der mitessende Kollege fragte mich jedenfalls zwölf Stunden später am nächsten Morgen im Chat, ob ich auch immer noch satt sei? Wahrscheinlich lag das an dem kleinen köstlichen Vordessert, das die Patisserie zum Gruße schickte…

Intermezzo 
Restaurant im Kempinski Hotel Taschenbergpalais
Taschenberg 3
01067 Dresden
Tel. 0351 4912 712
http://www.kempinski-dresden.de

Geöffnet 12 bis 15 Uhr / 18 bis 23:30 Uhr | Montag geschlossen

[Besucht im Rahmen der Kochsternstunden am 24. Februar 2015 | Übersicht der hier besprochenen Restaurants in Dresden und Umgebung]

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