Von Sex und Service Excellence

Carsten K. Rath schreibt über das Leben hinter den Kulissen der Grand Hotellerie

32959-3_Rath_Sex bitte nur in der Suite_Ansicht_U1.inddVon wegen nur in der Suite! Der Titel des Buches von Carsten K. Rath ist natürlich (sex sells!) darauf aus, Käufer*innen zu fangen, aber „Sex bitte nur in der Suite“ ist eine glatte Lüge – denn wer sich das Vergnügen macht, die 275 Textseiten „Aus dem Leben eines Grand Hotelliers“ (so der Untertitel) komplett zu lesen, wird zu anderen Ergebnissen kommen. Verbotener Sex in Peking oder Der Sex der Anderen im Fahrstuhlschacht wären aber, zugegeben, nicht so schöne Buchtitel gewesen…

Carsten Rath, der dieses Buch geschrieben hat, ist ein sehr selbstbewusster Mann. Wir haben uns während seiner Zeit im Kempinski Hotel Taschenbergpalais kennen gelernt – und selbstverständlich liest man dann seine erste Autobiographie etwas anders als ein ihm gänzlich fremder Leser. Erste Biographie? Na klar: Carsten Rath ist ja noch nicht am Ende, in wenigen Tagen eröffnet er das zweite Kameha Grand Hotel (das erste steht in Bonn, das neue in Zürich).

Das Buch ist freilich etwas mehr als ein Neugier-Befriediger für Voyeure, die einen Blick hinter die Kulissen der Grand Hotellerie riskieren wollen – obwohl es davon auch reichlich zu lesen gibt. Man lernt und ist nicht einmal großartig verwundert, dass es auf gute Beziehungen ankommt, dass Kreativität manchmal auch heißt, sich mit dem großen Zeh (wenigstens!) jenseits der Legalität bzw. Loyalität zu bewegen, dass man tunlichst ein Ziel vor Augen haben sollte. Und das alles bekommt man auf erfreulich nette Art gesagt, denn der Text ist lesbar vom Anfang bis zum Ende – leider keine Selbstverständlichkeit. Aber der Herr Rath ist ja nicht nur ein Mitteiler, er ist auch Redner – und wer überzeugend und gut reden kann, sollte auch ebenso schreiben können.

Was also lernt man noch? Die Grundphilosophie von Carsten Rath. Service Excellence nennt er den Gedanken, wirklich (und nicht nur formell) für den Gast da zu sein, ihm herzlich und mit Empathie zu begegnen. Man liest und lernt, wie das in der großen, meist auch teuren Hotellerie funktionieren sollte – aber man kann sich durchaus vorstellen, dass die Grundgedanken zu diesem Thema auch andernorts funktionieren sollten und dort gut täten. Im Buch gibt es das Beispiel des englischen Krankenhaus(un)wesens, wer an Sprechstunden bei Behörden denkt, sieht meist auch Verbesserungsbedarf. Offene Türen statt Nummernziehenundwarten sind ja nicht so gängige Erlebnisse (und Behörden im Sinne solcher Gedankenspiele sind durchaus auch Universitäts- und andere Verwaltungseinheiten).

Carsten K. Rath
Sex bitte nur in der Suite
Verlag Herder
1. Aufl. 2015
12,5 x 20,5 cm, 288 Seiten, Klappenbroschur
ISBN 978-3-451-32959-3

[Anmerkung:
Das Buch wurde uns vom Verlag zur Besprechung kostenlos zur Verfügung gestellt.]

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